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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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öffnete die Türen, nahm eine Karaffe und zwei Gläser hervor, stellte sie auf den Tisch. Dann zündete er die Kerzen an, die auf dem Tisch standen. »Mögt Ihr einen Sherry?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern füllte beide Gläser.
    »Ich brauche jemanden, der geschickt mit Nadel und Faden umgehen kann. Jemanden, der – ich gebe es zu – auch auf gewisse Weise auf die Stellung angewiesen ist. Ich weiß von der bedauerlichen Situation Eurer Mutter, aber keinesfalls wollte ich diese ausnutzen. Nein, im Gegenteil, ich redete mir ein, ich würde Euch damit einen Gefallen tun, und vielleicht ist das ja tatsächlich so.« Er nahm das Glas, hielt es gegen den Kerzenschein, schnupperte dann daran, nahm einen kleinen Schluck und seufzte wohlig auf. »Versucht ihn, er ist vorzüglich.«
    Catharina hatte bisher noch nie Sherry gekostet. Vorsichtig nahm sie das Glas in die Hand, roch an dem Gefäß. Sie nippte, verzog dann das Gesicht, nippte noch einmal. Beim zweiten Versuch schmeckte es schon nicht mehr ganz so scharf.
    »Das ist ein hervorragender Tropfen.« Frieder lächelte. »Nun. Ich wusste, als ich Euch in den Dienst nahm, wer Ihrseid. Dass Ihr eine feingeistige, eine gebildete Frau seid. Viel mehr, als eine Näherin oder Wäscherin. Das wusste ich nicht, aber gehofft habe ich es.«
    Erstaunt sah Catharina auf.
    »Ja, ich habe es gehofft. Denn ...«, er stockte und seufzte, »denn ich brauche Personal, dem ich vertrauen kann. Mehr als vertrauen.«
    »Wieso?«, fragte Catharina verwundert.
    »Weil ich durch das Land reise und verhandeln muss. Es gibt Dinge, die dürfen nicht nach außen getragen werden.« Er leerte das Glas, schenkte sich noch mal nach. »Eigentlich wäre eine schlichte Person gut für diese Stellung. Aber Ihr seid eine gebildete Frau.«
    »Ich bin loyal!«, sagte Catharina empört.
    Er maß sie mit seinen Blicken. »Das wage ich gar nicht zu bezweifeln, Mademoiselle. Aber Ihr habt eine Meinung. Oder vielleicht habt Ihr sie noch nicht, bildet sie Euch aber. Was Musik angeht, zum Beispiel.«
    »Das macht mich nicht illoyal.«
    »Nein, vielleicht nicht. Aber möglicherweise parteiisch. Meine Familie hat einen gewissen Stand hier in der Gemeinde. Allerdings erfahren wir mehr und mehr Kritik.«
    »Ich bitte Euch.« Catharina stand auf. »Immer noch habe ich nur die Stellung des Kammermädchens angenommen. Nicht mehr und nicht weniger. Was der Gemeinderat und der Prediger sagen, kann und werde ich doch nicht beeinflussen. Wie könnt Ihr so etwas von mir denken?«
    »Catharina, Käthe – verzeiht mir. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich unterstelle Euch keine Illoyalität. Im Gegenteil, ich mache mir Sorgen um Euren Ruf.«
    »Warum?«
    »Weil der Gemeinderat dazu neigt, viele Dinge in einen Hut zu werfen, die nichts miteinander zu tun haben.« Er seufzte. »Aber sei es drum. Es gibt noch einen anderen Grund, weswegen ich das Gespräch mit Euch gesucht habe.« Wieder hielt er inne.
    »Ja?«
    »Bisher habe ich bei Bekannten oder Freunden gewohnt, wenn ich auf Reisen war. Nun hat es sich ergeben, dass ich Räume in einem Zinshaus in Potsdam haben konnte. Das macht mich ein wenig freier und unabhängiger.«
    »Einem Zinshaus?«
    Es gab wenige Zinshäuser in Krefeld. In der neuen Stadt waren Häuser mit Wohnraum für mehrere Familien errichtet worden. Dort lebten diese auf engstem Raum beieinander, hatten zwar getrennte Etagen, mussten aber Küche und Abort teilen. Catharina wusste, dass in größeren Städten Mietshäuser durchaus üblich waren, vorstellen konnte sie es sich indes nicht.
    »Oh, es ist durchaus komfortabel dort. Aber das werdet Ihr ja selbst sehen. Ich gehe davon aus, dass Ihr auch kochen könnt? Zumindest einfache Gerichte?«
    Sie dachte daran, was den Herrschaften an diesem Tag serviert worden war, und musste schlucken.
    »Ja, einfache Gerichte kann ich.«
    »Das ist gut, denn noch mehr Personal wird mir mein Oheim nicht finanzieren.« Er lächelte. »Nächste Woche werden wir nach Potsdam fahren.«
    »Ich auch?« Catharina brachte die Worte kaum heraus.
    »Ja, natürlich. Wenn Ihr mögt, dürft Ihr einen halben Tag vorher frei haben, um Euch von Eurer Familie zu verabschieden.«
    Frieder stand auf, nickte ihr zu und verließ den Raum. Wie vom Donner gerührt blieb sie einen Augenblick lang sitzen, bis sie schließlich in die Küche floh.

Kapitel 16
    Die Zeit eilte nur so dahin. Wieder wurden die Reisekoffer gepackt, Körbe gefüllt. Bis spät in die Nacht saßen Onkel und Neffe

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