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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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muss doch etwas geben, was das Fieber senkt und entkrampfend wirkt.«
    »Außer Arnika wüsste ich nichts. Und Arnika hat er schon bekommen. Es scheint ebenso wenig zu wirken wie der Weidenrindentee.«
    Catharina stand auf, strich sich das Stroh vom Kleid. »Ich komme gleich wieder.«
    Sie eilte die Stiege hinunter. Außer dem Schnauben und Hufscharren der Pferde war kein Geräusch zu hören. Die Stallburschen und Knechte hatten ihre Kammern nicht bezogen, zu groß war die Angst vor Krankheit. Sie hatten sich ein Lager in der Gesindeküche gebaut und nächtigten dort.
    Auch im Haus war es dunkel und ruhig. Unsicher suchte Catharina sich den Weg zurück zu ihrem Zimmer. Sie kam an der kleinen Küche vorbei und hörte von dort seltsame Geräusche. Doch nirgendwo brannte eine Kerze, so musstesie sich mit klopfendem Herzen an der Wand entlang tasten. Sie drückte den Rücken an die Wand, versuchte möglichst leise aufzutreten und huschte, so schnell es ging, an der Küchentür vorbei. Jemand schien dort, ganz im Dunkeln, zu schmatzen. Wer, zum Kuckuck, saß nachts im Dunkeln in der Küche und aß, fragte sie sich. Doch es blieb ihr keine Zeit, es herauszufinden. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, fand Zunder und Kerze. Das warme, flackernde Licht beruhigte sie. Auf dem Tischchen am Fenster fand sie das Buch, was sie gesucht hatte. Sie schlug es auf, suchte die Seite. Erleichtert steckte sie das Büchlein in die Tasche ihres Kleides, nahm die Kerze und schützte die Flamme mit der Hand. Sie schlich sich in den Flur, ging langsam den Gang entlang. Das Licht der Kerze warf gespenstische Schatten an die Wände. Vorsichtig näherte sie sich der kleinen Küche. Immer noch waren die schmatzenden Geräusche zu hören.
    Catharina zögerte einen Moment, doch dann trat sie in die Türöffnung, hielt die Kerze in den Raum und lachte laut auf. Auf dem Tisch stand der Topf mit der Grütze, davor saß eine getigerte Katze und genoss das Essen.
    »Na, wenigstens du hast gleich einen vollen Magen«, sagte sie und stellte jetzt erst fest, wie hungrig sie war. Schnell stellte sie die Kerze ab, schlug den Laib Brot, der neben der Schüssel lag, in ein Tuch, packte etwas Käse und Schinken dazu. Dann nahm sie die Kerze wieder und setzte ihren Weg zum Stall fort. Es war zu beschwerlich mit der Kerze und dem Essen die Stiege zu bezwingen, also löschte sie die Flamme und tastete sich nach oben.
    Thea wechselte gerade die Wadenwickel bei Heinrich, was sich schwierig gestaltete, da er die Beine immer noch an den Leib gezogen hatte.
    »Ich habe etwas gefunden, was helfen könnte«, sagte Catharina. »Die Frage ist nur, ob du es hast.«
    Thea sah erstaunt auf.
    »Hast du Beinwellwurzel?«, fragte Catharina.
    Thea wühlte in ihrem Korb, schüttelte dann den Kopf. »Nicht hier, aber in meiner Kammer.« Sie seufzte. »Beinwell hilft bei Verletzungen und blauen Flecken, bei Brüchen und Verstauchungen. Die Wurzel wird nur sehr selten verwendet, sie ist gefährlich.«
    »Ja, ich weiß. Aber sie kann auch entkrampfend wirken. Und Lindenblüten auch – sie senken auch das Fieber, besser als es die Weide tut.«
    »Ein Versuch ist es wert«, fand Thea und richtete sich auf. »Auch wenn ich nicht wirklich glaube, dass es etwas nutzt. Sei’s drum. Wie verwendet man die Wurzel?«
    Catharina zog das kleine Buch aus ihrer Rocktasche und hielt es Thea hin. »Seite achtundvierzig.«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf und lachte auf, so dass ihre beiden Zähne zu sehen waren. »Ich kann nicht lesen. Lies es mir vor.«
    Catharina schlug die Seite auf und las.
    »So so, die Wurzel reiben und einen Aufguss bereitet. Schaden wird’s nicht.« Thea drängte sich an Catharina vorbei. »Dann wollen wir mal schauen, ob ich noch Beinwellwurzel habe.«
    »Soll ich dich begleiten? Es ist stockduster.«
    Wieder lachte Thea auf. »Ich lebe seit fünfzig Jahren in diesem Haushalt und würde mich blind zurechtfinden. Du bleibst schön hier und kümmerst dich um deinen Kutscher.«
    Ganz wohl war es Catharina nicht, dass sie alleine bei demKranken bleiben musste. Der Wind frischte auf, bald würde der Morgen dämmern. Sie fröstelte, war hungrig und müde.
    Heinrich stöhnte leise, es war das erste Lebenszeichen, das er von sich gab. Catharina kniete neben der Pritsche, legte ihm die Hand auf die Stirn. Immer noch hatte er den Kopf seltsam nach hinten gebogen, die Augen waren halb geöffnet, nach oben verdreht, so dass man nur das Weiße sehen konnte.
    »Heinrich?«,

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