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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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wandert, dann ist keine Heilung möglich. Selbst wenn er das Fieber überlebt, wird er nie wieder gesund sein. Ich habe nur zweimal erlebt, dass jemand das Hirnfieber überlebt hat, und beide Male wäre ein Tod gnädiger gewesen.«
    Catharina stiegen die Tränen in die Augen. Sie musste sich setzen. »Aber ... das ist nicht gerecht.«
    »Nichts im Leben ist gerecht«, sagte Thea müde. »Nun wollen wir ihm aber die letzten Stunden so angenehm wie möglich machen.«
    Die Knechte hatten inzwischen die Pferde versorgt. Das Leben im Haus ging seinen gewohnten Gang. Die Dienerschaft versammelte sich zum Frühstück, bereitete dann die Mahlzeit für ihre Herrschaft zu. Wäsche wurde gewaschen, Böden wurden geschrubbt.
    »Thea?«, rief jemand vom Fuß der Stiege. Es war Sofia. »Mamsell schickt mich, ich soll euch Brühe und Brot bringen.«
    »Das ist fein, Kind.« Thea stand ächzend auf. »Ich komme schon.«
    »Warum kommt sie nicht hoch?«
    Thea sah Catharina an, öffnete den Mund zu ihrem schiefen Lächeln. »Warum haben die Burschen nicht in ihren Kammern geschlafen? Krankheit macht Angst.«
    Catharina schüttelte verständnislos den Kopf. »Du brauchst nicht zu gehen, ich werde die Suppe holen.« Sie bedauerte die alte Frau, für die die Stiege viel zu steil war.
    Mit spitzen Fingern reichte Sofia ihr einen Korb. Es duftete köstlich nach kräftiger Fleischbrühe und warmen Brot. Auch einen Krug mit Würzwein fanden die beiden Frauen vor. Vorsichtig versuchten sie Heinrich ein paar Löffel der Brühe einzuflößen,doch schon bald gaben sie auf, da ihm die Suppe wieder aus den Mundwinkeln herauslief.
    Trotzdem wirkte er entspannter und ruhiger, sein Atem ging gleichmäßiger, und auch der Puls flog nicht mehr so, stellte Thea fest.
    »Wie seid ihr in diesen Haushalt gekommen?« Catharina wischte die Schüssel mit einem Kanten Brot aus und leckte sich zufrieden über die Lippen. Die warme Brühe hatte ihr gut getan. Auch Thea seufzte zufrieden, nahm sich einen weiteren Becher Würzwein.
    »Meine Mutter hat schon für die Mutter des Hausherrn gekocht. Mein Vater ist damals im Krieg geblieben. Sie war froh, dass sie hier für uns beide ein Auskommen fand. Und ich bin dann einfach in ihre Fußstapfen getreten. Es fand sich kein Mann, den zu heiraten sich für mich gelohnt hätte.« Wieder grinste sie schief. »Also habe ich mein Lebtag hier gearbeitet. Aber nun wollen die Herrschaften lauter neue Gerichte mit neuen Zutaten, dazu bin ich zu alt. Es reicht noch, um Wurzeln zu schaben oder Erbsen zu verlesen, aber zu mehr nicht.«
    »Doch du darfst bleiben?«
    »Bisher werde ich geduldet, aber wer weiß, wie es ist, wenn ich noch nicht einmal kleine Arbeiten verrichten kann? Ich habe keine Kinder, keine Familie, die mich zu sich nehmen würde.«
    »Sind die Herrschaften nicht gläubig?«
    »Sie sind protestantisch geworden. Und gehen zur Kirche. Ein wenig aber scheinen sie ihre Gottesfurcht in den letzten Jahren verloren zu haben.« Thea schaute sie neugierig an. »Wie ist das mit der Herrschaft in Krefeld?«
    »Oh, Madame ist sehr wohltätig. Die Familie unterstütztdas Waisen- und das Armenhaus, auch ihre Arbeiter, und derer sind viele, werden versorgt, wenn Krankheiten oder Unglück sie ereilen. Auch leben sie nicht ganz so pompös wie deine hier. Sie halten Hühner und lassen Schweine mästen.«
    »Das haben wir auch lange gemacht, doch Monsieur meint, dass es sich nicht mehr lohnen würde. Die Ware auf den Märkten ist frisch, und man muss keinen Bauern überprüfen, ob er das Schwein auch ordentlich mästet.«
    Mittags, als die Sonne hoch am Himmel stand, wurde es nahezu unerträglich stickig in der kleinen Dachkammer. Das Fenster ließ sich nicht öffnen. Der Staub des Strohs tanzte im Sonnenlicht. Catharina fühlte eine bleierne Müdigkeit, immer wieder fielen ihr die Augen zu. Auch Thea schien einzuschlafen. Beide Frauen schreckten hoch, als Heinrich leise aufschrie.
    »Heinrich?« Catharina eilte an seine Seite. Er hatte die Augen geöffnet, sein Blick wanderte unruhig durch die Kammer. »Heinrich, kannst du mich hören? Geht es dir besser?«
    Auch Thea war an die Pritsche getreten. Sie schob Catharina zur Seite, legte dem kranken Kutscher die Hand auf die Stirn, schüttelte dann den Kopf.
    »Es geht ihm besser.« Die Hoffnung in Catharinas Stimme war deutlich zu erkennen. »Du hast dich getäuscht, er wird doch gesund.«
    Heinrich stöhnte laut auf, dann verdrehte er die Augen, gelbliche Flüssigkeit lief aus

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