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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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warmem Wasser. Schaut nach meinem Sohn, er sitzt in der Stube und bläst Trübsal. Sieh zu, dass er nicht zu viel Wein trinkt und schon gar keinen Branntwein. Zur Not musst du Wasser in die Flasche gießen. Mach dir keine Sorgen, er wird es nicht merken, egal, wie teuer der Wein war.«
    »Änne! Änne!«, schrie Anna. Laut und quälend ging ihr Ruf in einen Schrei über.
    »Ruhig, Kind, ganz ruhig!« Änne setzte sich neben sie. Sie tastete den Bauch der Frau ab, seufzte. Anna schwitzte stark, sie hatte die Arme angezogen, krümmte sich zusammen. »Entspann dich. Du musst den Schmerz zulassen. Atme in ihn hinein.«
    »Nein. Kann ich nicht«, stöhnte Anna.
    »Natürlich kannst du das. Dies ist mein Enkelkind, es ist Abrahams Kind. Ihr habt es in Liebe gezeugt, und du wirst es gesund zur Welt bringen. Denk daran. Es ist nicht Heinrichs Kind.«
    Diese Worte brachten Anna zur Vernunft. Obwohl dienächste Stunde langsam und quälend verstrich, bemühte sie sich, zu atmen und sich zu entspannen.
    Als Elise an die Tür klopfte, war es weit nach Mitternacht.
    »Die Hebamme ist bei einer Geburt. Sie vertraut ganz auf Euch, Madame ter Meer«, sagte sie leise.
    Änne nickte. Inzwischen hatte sie das Gefühl, die Situation im Griff zu haben. »Ist gut. Hast du einen Kessel Wasser gekocht?«
    »Ja. Und auch den Wein ... nun, behandelt.« Elise grinste.
    »Gut. Wir werden das schon schaffen. Bring mir eine Schüssel mit kaltem Wasser und einen Eimer.«
    »Wird es noch lange dauern?« Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah die Magd zum Bett, in dem Anna sich wand.
    »Es wird dauern, solange wie es braucht.«
    »Muss ich hierbleiben?« Die Stimme der Magd klang ängstlich.
    »Ich werde dich brauchen.« Änne warf ihr einen strengen Blick zu. »Du musst aber keine Angst haben. Die Geburt geht schnell voran.«
    Anna ächzte. »Schnell?« Sie kniff die Augen zusammen, als sie eine weitere Wehe spürte.
    »Nicht. Entspann dich. Atme in den Bauch«, sagte Änne eindringlich. »Ganz ruhig. Ich kann das Köpfchen schon spüren.«
    Um Viertel nach vier krähte der Hahn im Hof, das erste Licht des Tages erschien am Horizont, und die Tochter von Abraham und Anna erblickte das Licht der Welt.
    »Es ist ein Mädchen.« Änne blies dem Neugeborenen ins Gesicht, daraufhin schrie das Kind auf. Lächelnd legte Änne das Mädchen auf Annas Brust. »Sie ist perfekt und scheint ganz gesund zu sein.«
    Die Geburt hatte die Mutter sehr mitgenommen. Erschöpft strich Anna über das noch weiche Köpfchen.
    »Sie ist gesund?«, fragte sie schwach.
    »So scheint es mir.« Änne strahlte. »Jetzt werden wir dich erst einmal sauber machen und das Mäuschen baden und anziehen. Elise – geh nach unten und sag meinem Sohn Bescheid.«
    Abraham hatte die Schreie, die aus dem oberen Stockwerk zu ihm drangen, mit Qualen vernommen. Nach einiger Zeit kam Marijke in die Stube getapst. Sie hielt ihre Stoffpuppe eng an sich gedrückt.
    »Mama ist krank«, wisperte sie. »Sie schreit.«
    »Komm her.« Abraham klopfte auf seine Knie. »Komm zu mir. Mama bekommt ein Kind. Sie ist nicht krank.«
    »Das tut weh.« Marijke nuckelte nachdenklich an ihrem Daumen, dann kletterte sie auf Abrahams Knie und kuschelte sich an ihn.
    »Ja, das tut weh. Aber nicht lange.« Abraham nahm die Decke, die Anna auf ihrem Sessel liegen gelassen hatte, und breitete sie über das Kind.
    So fand sie Elise vor, als sie in die Stube kam. Beide schliefen selig.
    »Monsieur?« Elise war sich nicht sicher, ob sie ihn wecken sollte, doch Abraham hatte nur gedöst und schreckte hoch.
    »Meine Frau?«
    »Es geht ihr gut.«
    »Und das Kind?« Abraham setzte sich auf, hielt dabei seine Stieftochter fest.
    »Es ist ein Mädchen und augenscheinlich gesund.«
    »Gelobt sei Gott.« Abraham schloss erleichtert die Augen.

Kapitel 23
    »Was machen wir nun mit dir?«, fragte Änne Elise.
    Die Magd senkte den Kopf in die Hände und schluchzte. Änne hatte ihre Sachen gepackt und war für die nächsten Tage zu ihrem Sohn gezogen.
    »Weiß es Madame?«
    »Nein, niemand weiß es.«
    Änne maß das Mädchen mit einem kritischen Blick. »Lange wirst du es nicht mehr verbergen können. Wann ist es so weit?«
    Elise zuckte mit den Schultern. »Im Dezember, denke ich.«
    »Und was sagt der Vater des Kindes?«
    »Er hat gelacht. Heiraten wird er mich nicht. Was soll ich denn nun tun?«
    Änne biss sich auf die Unterlippe. »Wir werden mit meiner Schwiegertochter sprechen müssen.«
    »O nein, bitte nicht. Sie wird mich

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