Seidenmagd
fiebrig, ihre Brüste waren geschwollen und voller Milch, so dass sie Schmerzen hatte.
»Du hast viel Milch, aber das Kind kann nicht alles trinken. Es ist besser, wenn du dich wieder hinlegst und ruhst. Ich werde auch für dich Wickel bereiten.«
Sorgenvoll lauschte Abraham den Worten seiner Mutter. Langsam stieg Anna die Treppe wieder empor. Das Kind hatte sie bei ihrer Schwiegermutter gelassen.
»Darf ich sie halten?«, fragte Marijke leise.
Änne lächelte. »Setz dich auf die Bank, dann gebe ich sie dir.«
Behutsam legte sie den Säugling in Marijkes Arme. »Nicht zu fest drücken, aber auch nicht zu locker. So machst du das gut«, lobte sie das Kind.
Fast alle Kräuter hatte sie noch in ihren Vorräten, nur das Gänsefingerkraut fehlte. Das war eine gute Gelegenheit nach dem Wallgarten zu schauen.
»Elise, wir gehen vor die Stadt. Nimm die Körbe mit.«
Die Magd seufzte leise. Sie hatte ihrer Herrschaft immer noch nicht gebeichtet, dass sie mit Kind war. Sie hatte kräftigzugenommen, aber auch im Gesicht und an den Armen, sodass der Bauch, den sie unter weiter Kleidung verbarg, nicht auffiel. Änne warf ihr einen strengen Blick zu.
»Darf ich mitkommen?«, fragte Marijke.
»Natürlich.« Änne nahm ihr den Säugling ab, brachte ihn hoch zu Anna. »Versuch, sie so oft wie möglich anzulegen. Je mehr sie trinkt, umso besser wird ihre Verdauung, und auch dir wird es besser gehen.«
Die Sonne schien, es war ein wunderbar warmer Tag. Auf den Straßen herrschte Betriebsamkeit, erst als sie durch das Obertor gegangen waren, wurde es ruhiger. Marijke hüpfte neben den Frauen her, hin und wieder pflückte sie einen Löwenzahn und pustete die Samen in den Wind.
In fast allen Gärten waren die Mägde, Knechte und ihre Herrschaft beschäftigt. Vieles an Obst war schon reif, und auch frisches Gemüse konnte geerntet werden. Die Städter nutzten diese Möglichkeit intensiv, da durch die Besatzung ständig höhere Kosten zu tragen waren.
Auch die Wallgärten der Familie ter Meer waren gut bestellt. Änne sammelte Kräuter und prüfte das Gemüse. Der Kohl wuchs gut, sie würden einige Vorräte für den Winter anlegen können.
»Ich habe den Knecht angewiesen, Fässer zu bringen. Bis er aber kommt, könnt ihr die letzten Johannisbeeren ernten, auch die Sauerkirschen und den Fenchel.«
»Was machen wir mit den Früchten? Die können wir doch nicht alle essen«, meinte Marijke.
Änne lachte. »Wir können sie in der Sonne oder im Ofen trocknen, in Branntwein einlegen, Mus kochen und daraus Obstleder machen. Ich werde es dir nachher zeigen.« Zu ihrerZufriedenheit stellte sie fest, dass auch die Hülsenfrüchte frei waren und geerntet werden konnten.
Bald schon kam der Knecht mit dem Leiterwagen und brachte zwei Fässer. Er half, die ersten Äpfel zu ernten, die sorgfältig in den Fässern geschichtet wurden. Mit ein wenig Glück hielten sie so bis in den Spätherbst, wenn die lagerungsfähigen Äpfel reif wurden.
Müde machten sie sich gegen Abend auf den Heimweg. Es würde frisches Gemüse geben, für Anna eigens viel geschmorten Fenchel. Doch Änne machte sich zunehmend Sorgen um Mutter und Kind.
Kapitel 24
Catharina schlug die Augen auf, verwirrt schaute sie sich um. Sie lag in ihrem Zimmer in dem herrschaftlichen Haus in Hannover. Das Fenster war abgedunkelt. Wie war sie hierher gekommen? Sie konnte sich nicht erinnern. Was war nur geschehen? Ihr Kopf dröhnte, und ihre Zunge fühlte sich dick und pelzig an.
Jemand beugte sich über sie.
»Nun, endlich bist du aufgewacht.« Thea lächelte ihr schiefes Lächeln. »Du musst etwas trinken.« Sie hielt Catharina einen Becher vors Gesicht.
Erschrocken fuhr sich Catharina mit beiden Händen an die Wangen. Diese waren nicht angeschwollen, auch fühlte sie sich nicht fiebrig, trotzdem saß ihr der Schreck in den Gliedern. Sie nahm den Becher und trank den kühlen, erfrischenden Wein.
»Bin ich«, fragte sie dann zögernd, »bin ich auch erkrankt?«
Thea lachte auf. »Nein, Kindchen, du warst nur erschöpft. Zu wenig Schlaf, zu wenig Essen, zu viel Kummer.«
»Was ist passiert?« Catharina erinnerte sich plötzlich an Heinrichs Tod. »Oh, Heinrich.« Für einen Moment schloss sie die Augen.
»Er leidet nicht mehr, sondern ist bei Gott.«
»Wie bin ich hierhin gekommen? In dieses Zimmer?«
Wieder lachte Thea auf. »Der Kammerdiener deines Herrn hat dich getragen.«
Catharina sah an sich herab, sie trug ihr Nachtgewand. Blut schoss ihr in die
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