Seidenmagd
könnt nun baden, Mademoiselle.«
»Merci!«
Catharina genoss das heiße Wasser, obwohl die streng riechende Seife auf ihrer Haut brannte. Doch sie wusch ihre Haare und ihren Körper sorgfältig und ausgiebig.
»Du solltest deine Haare noch mal waschen«, sagte Thea belustigt. »Mit deiner Seife. Sonst stinken sie in der nächsten Zeit.« Sie reichte Catharina das Stück Seife vom Waschtisch. »Die andere hat nun ihre Wirkung getan, falls sie eine hat, du darfst also gesund duften.«
Erst skeptisch, dann freudig nahm Catharina die Seife und schäumte ihre Haare ein.
»Kannst du sie mir ausspülen?«, bat sie die alte Frau.
Thea goss langsam das Wasser aus dem Waschkrug über Catharinas Haare. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt, das kalte Wasser aus dem Krug ließ sie zusammenzucken. Doch sie fühlte sich ganz rein und sauber, als sie aus dem Zuber stieg und dankend das Handtuch von Thea annahm.
»Wunderbar«, sagte die alte Frau und zog ihre Sachen aus.
»Was zum Kuckuck machst du?«, fragte Catharina verblüfft.
»Na, was du darfst, darf ich doch wohl auch. Das Wasser ist noch warm. Es wird gleich weggeschüttet, und das wäre doch schade, oder?«
Thea stieg wohlig seufzend in den Zuber, legte sich in das warme Wasser. »Welch ein Genuss!«, sagte sie.
Verschämt wandte Catharina den Kopf ab. Natürlich hatte sie mit ihren Schwestern zusammen gebadet, aber ihre Mutteroder eine andere erwachsene Frau hatte sie bisher noch nicht ohne Kleidung gesehen. Theas Körper war gebeugt und verschrumpelt wie ein Apfel nach einem langen Winter. Und doch wirkte die alte Frau agil und lebensfroh. Mit Genuss seifte sie sich ein und wusch sich die Haare.
»Du musst mir helfen«, sagte sie schließlich. »Alleine kann ich nicht aufstehen.«
Mit hochrotem Kopf trat Catharina an den Zuber. Unschlüssig, wie sie helfen sollte, stand sie da.
»Gib mir deine Hand«, wies Thea sie an. »Und guck nicht so verschüchtert, mein Körper ist genau wie deiner, nur viel älter.«
Catharina zog Thea aus der Wanne, reichte ihr dann das Handtuch. Sie konnte spüren, wie zufrieden die alte Frau war.
»Welch ein Hochgenuss! Erst das gute Essen und jetzt auch noch ein Bad. Wenn ich jetzt noch frische Wäsche hätte, wäre mein Glück vollkommen.«
Catharina warf ihr einen abmessenden Blick zu. »Ich kann dir etwas von meinen Sachen geben. Die sind vielleicht ein wenig zu groß, aber das haben wir schnell behoben.« Rasch nähte sie den Saum eines ihrer Unterkleider um und gab es Thea. Die alte Frau sah so zufrieden aus, wie eine Katze auf der Ofenbank.
Bevor der Knecht und zwei Mägde den Zuber leerten, wusch Thea schnell noch ihre Wäsche aus. Sie öffnete das Fenster und hängte die Wäsche über den Sims. »Man soll keine gute Gelegenheit ungenutzt vorbeiziehen lassen«, sagte sie lächelnd. »In deiner Gesellschaft gefällt es mir.«
»Zu schade, dass wir bald schon wieder abreisen.« Catharina seufzte. Der Gedanke an Potsdam machte sie unruhig.
Kaum war der Zuber hinausgebracht worden, kam Sofia und führte Catharina in den kleinen Salon. Dort wurde ein reichliches Frühstück aufgetragen. Suchend sah Catharina sich um, doch von Frieder war nichts zu sehen. Zögernd setzte sie sich an den Tisch, wusste nicht, ob sie schon zulangen durfte oder nicht.
»Bonjour!« Mit eiligem Schritt kam Frieder von der Leyen in den behaglichen Raum. »Wie geht es Euch?«
»Exzellent.« Catharina lächelte.
»Das freut mich zu hören.« Er setzte sich ihr gegenüber und runzelte die Stirn. »Ich muss Euch aber trotzdem schelten. Wie könnt Ihr bloß zu einem schwerkranken, sterbenden Mann gehen und Euch in seiner Kammer aufhalten? Ist Euch Euer Leben nichts wert?«
Catharina überlegte kurz, bevor sie antwortete. »Mein Leben ist soviel wert wie das anderer Menschen auch, findet Ihr nicht?«
»Deshalb müsst Ihr es nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen.«
»Habe ich das? Nein, ich habe Euren Kutscher, der Euch lange und zuverlässig gedient hat, begleitet und versucht, ihm Pein zu ersparen. Ich denke, dies war eine gottgefällige Tat.«
Frieder nickte. »Chapeau, Mademoiselle. Dennoch wäre es mir lieber, wenn Ihr solche Taten in Zukunft denen überlasst, deren Aufgabe es ist.«
»Sind andere besser dazu geeignet, Trost zu schenken als ich? Da Ihr und Gerald nicht da wart, war ich der einzige Mensch, der ihm vertraut war. Wer sonst hätte die letzten Stunden mit ihm verbringen sollen?«
»Die alte Magd war doch da.«
»Aber er
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