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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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bestand, sie bei ihrer Arbeit zu unterbrechen.“
    „Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen“, entgegnete sie trocken.
    Obwohl sie eine größere Belästigung für ihn darstellte, als er jetzt gebrauchen konnte, gefiel es Roman, dass diese attraktive Reporterin nicht leicht beeinflussbar war. „Rücksicht hatte nichts damit zu tun. Es liefen bereits genug Leute herum, die nicht dorthin gehörten. Ich wollte Detective O’Malley nicht bei seiner Arbeit stören.“
    Sein anklagender Blick schien zu besagen, dass sie und Sugar zwei der Störenfriede waren, auf die er sich bezog. „Ich hatte das Gefühl“, meinte Desiree, „dass Sie nicht gefilmt werden wollten.“
    „Da haben Sie recht. Die Situation hätte sich zu einem makabren Theater entwickelt, wenn Sie den Autor blutrünstiger Thriller interviewt hätten, mitten in der Nacht und auf einem Friedhof, auf dem gerade eine junge Frau überfallen worden war.
Ich
wäre die Story gewesen, und das hätte die allgemeine Aufmerksamkeit davon abgelenkt, den Vergewaltiger zu finden.“
    Das klang vernünftig, doch trotz allem spürte Desiree, dass hinter Romans Verschwinden mehr steckte, als er zugab. „Kannten Sie das Opfer?“
    Er hob die Schultern. „Keine Ahnung.“
    „Das ist keine Antwort, Mr Falconer.“
    „Nennen Sie mich Roman. Und eine andere Antwort werden Sie nicht erhalten.“ Seine Miene blieb entnervend kühl. „Es sei denn, Sie könnten mir verraten, wie das Mädchen heißt.“
    Sie fühlte sich von ihm in die Ecke gedrängt. Michael hatte ihr den Namen des Opfers zwar genannt, aber sie wusste, dass sie ihn noch nicht preisgeben durfte. „Die Polizei hat den Namen nicht bekannt gegeben.“
    „Aber Sie kennen ihn.“
    „Was ich weiß, steht hier nicht zur Diskussion.“
    Roman gab ihr einen Punkt dafür, dass sie hart blieb. Es war offensichtlich, dass O’Malley ihr Einzelheiten anvertraut hatte. Beim Frühstück? fragte Roman sich. Oder vielleicht sogar im Bett?
    Er stellte sie sich warm und weich vor, mit vom Schlaf zerzaustem Haar, das ihr in tizianroten Wellen über die nackten Schultern fiel, und ihre schönen Augen mit dem zufriedenen Glanz einer Frau, die gerade eine leidenschaftliche Umarmung erfahren hat.
    Obwohl er sich sagte, dass es ihn nicht interessieren durfte, mit wem diese Frau schlief, begriff Roman, dass das Schicksal ihm über sie den gesuchten Zugang zu den Ermittlungen bot. So riskant es auch war, er musste unbedingt die Verbindung zu Desiree Dupree aufrechterhalten – zumindest, bis er erfuhr, was Michael Patrick O’Malley wusste.
    „Es war also reiner Zufall, dass Sie sich in der Nähe aufhielten?“, beharrte Desiree.
    Sie wirkte so feierlich, dass Roman lächeln musste. „Wenn wir im Gerichtssaal wären, Miss Dupree, könnten Sie beschuldigt werden, einen Zeugen zu beeinflussen.“
    „Aber wir sind nicht im Gerichtssaal.“
    „Das stimmt.“ Er nickte. „Ich lebe hier im Viertel“, fuhr er achselzuckend fort, „und manchmal gehe ich nachts spazieren. Es ist nicht das erste Mal, dass ich am Schauplatz eines Verbrechens vorbeikomme, und leider wird es auch nicht das letzte Mal sein.“
    Wieder hatte Desiree das Gefühl, dass er mehr verbarg, als er ihr sagte. Doch falls er glaubte, dass sie so leicht das Handtuch warf, stand ihm eine Überraschung bevor.
    Sie steckte ihr Notizbuch ein und erhob sich. „Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit, Mr Falconer“, sagte sie, doch ihr trockener Tonfall strafte ihre Worte Lügen. „Und ich bitte um Verzeihung, falls ich Sie vom Schreiben abgehalten habe.“
    „Es wurde ohnehin Zeit für eine Pause.“ Auch er stand auf. „Ich habe eine Idee.“
    „So?“
    Roman hätte taub sein müssen, um das Misstrauen in ihrer Stimme zu überhören. Doch trotz des Risikos, das sie für ihn darstellte, genoss er das Zusammensein mit ihr.
    „Wie wäre es, wenn ich den Nachmittag damit verbrächte, über gestern Nacht nachzudenken? Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein, was ich übersehen habe. Ich hole Sie nach Ihren Sechsuhrnachrichten im Sender ab, und bei einem Teller Austern bei Brennan’s können wir besprechen, was mir bis dahin vielleicht noch eingefallen ist.“
    Der Vorschlag, zusammen mit der plötzlichen Veränderung in seiner Haltung, stimmte Desiree noch misstrauischer. „Soll das eine Einladung zum Dinner sein?“
    „Wir müssen schließlich beide essen. Warum also nicht zusammen, während wir besprechen, was mir zu gestern Nacht noch einfällt?“
    „Und woher

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