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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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ansprachen. Und doch – ihr Buch ausgerechnet hier zu finden, in der Bibliothek eines Mannes, dessen Bücher sie gerade las, kam ihr nicht ganz geheuer vor.
    Desirees erste Begegnung mit erotischer Literatur hatte in einem verstaubten Buchladen in der Decatur Street stattgefunden, wo sie eine seltene Sammlung viktorianischer Erotikromane entdeckt hatte. Die Geschichten, über ein Jahrhundert zuvor geschrieben, hatten sinnliche Vorstellungen in ihr geweckt, von denen sie nie geahnt hätte, dass sie in ihrem Unterbewusstsein lauerten.
    Als sie zu ihrer eigenen Belustigung einige von ihnen niederschrieb, erschien es ihr, als ob ein Damm gebrochen wäre. Einmal freigesetzt, schuf ihre Fantasie mehr und mehr erotische Erzählungen – Geschichten, die zu veröffentlichen ihr niemals in den Sinn gekommen wäre. Bis sie eines Tages über eine Demonstration vor dem Haus einer Schriftstellerin berichtete, die bekannt für ihre erotischen Werke war.
    Die Parade plakattragender Demonstranten, die die Autorin aller möglichen scheußlichen Verbrechen beschuldigten und vor der Hölle und der Strafe Gottes warnten, hatte mit einer symbolischen Buchverbrennung geendet, in deren Verlauf der Anführer der radikalen religiösen Gruppe verhaftet worden war.
    Keine Befürworterin von Zensur hatte Desiree gleich am nächsten Abend ein Interview mit der Autorin in den Nachrichten gebracht. Später, bei einer Tasse Kaffee, nachdem Sugar mit seiner Kamera abgezogen war, hatte Desiree der Frau gestanden, dass auch sie einige erotische Geschichten verfasst hatte. Als die Autorin ihr die Adresse eines kleinen Verlags in San Francisco gab, hatte Desiree beteuert, dass ihre Geschichten nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. Und da hatte die gut aussehende Schriftstellerin Desiree daran erinnert, wie viel Vergnügen sie aus den erotischen Geschichten bezog, die sie gelesen hatte. Vielleicht würden andere das gleiche Vergnügen aus
ihren
beziehen, meinte sie.
    Folglich hatte Desiree sie abgeschickt und war sehr verblüfft gewesen, als sie sechs Wochen später angenommen wurden. Und heute, obwohl sie es nie bewusst geplant hatte, war sie eine beliebte, wenn auch anonyme Verfasserin erotischer Literatur.
    Um nicht mit ausgerechnet diesem Buch in der Hand ertappt zu werden, schob Desiree es ins Regal zurück und setzte sich auf einen der kunstvoll geschnitzten, antiken Jägersessel.
    Einen Moment später kehrte Roman mit einem kleinen Glas in der Hand zurück.
    Ihr Duft, den er sofort wahrnahm, als er die Bibliothek betrat, war ebenso verführerisch wie diese Frau, die er – über den Fernsehbildschirm – jeden Abend in sein Schlafzimmer einlud.
    „Ich glaube, mir sind die Eiswürfel ausgegangen.“
    Ihre intelligenten, hellbraunen Augen waren dicht bewimpert, und er fragte sich plötzlich, wieso er diese langen Wimpern auf dem Bildschirm nie bemerkt hatte. Vielleicht veränderte das gleißende Licht im Studio das Aussehen der Personen. Eine Reihe Sommersprossen, im Fernsehen ebenfalls nicht sichtbar, zog sich von ihren Wangen über ihren schmalen Nasenrücken. Ihr Teint wies den transparenten Elfenbeinton aller echten Rothaarigen auf.
    Ihr Mund war groß und ausdrucksvoll, ihre geschminkten Lippen rot wie reife Erdbeeren. Die Art, wie sie sich erstaunt geteilt hatten, als er ihr die Tür öffnete, hatte ihn – einen Mann, der nur selten seinen Impulsen folgte – wünschen lassen, sie zu kosten, um festzustellen, ob sie tatsächlich so süß und wohlschmeckend waren, wie sie aussahen.
    „Ich muss mich entschuldigen, dass ich nicht besser auf Gäste vorbereitet bin“, sagte er.
    „Kein Problem.“ Verwirrt über seinen Blick, der unablässig auf ihren Lippen ruhte, nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas.
    Obwohl die Bibliothek sehr geräumig war, schien dieser Mann sie mit seiner auf subtile Weise gefährlichen Männlichkeit auszufüllen. Um etwas zu sagen, löste Desiree den Blick von ihm und schaute zu der reich geschnitzten Zimmerdecke auf.
    „Es ist ein wunderschönes Haus“, bemerkte sie. „Ich kann verstehen, dass Sie es trotz des Gespenstes, das angeblich darin umgeht, gekauft haben.“
    „Das Gespenst war kein Hindernis. Im Gegenteil, ich fand die Aussicht darauf höchst verlockend. Leider habe ich jedoch seit meinem Einzug weder Kettengerassel noch einen Schrei gehört.“
    Desiree dachte an die Geschichte, die er ihr erzählt hatte, verglich die Opfer des früheren Besitzers dieses Hauses mit dem Mädchen von gestern Nacht,

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