Seidig wie der Tod
nüchternen Ton, den sie bei geschäftlichen Gesprächen anschlug.
„Miss Dupree!“ Obwohl Roman sie unterbrochen hatte, klang seine Stimme wärmer. „Sie wollen sicher den Termin für unsere Verabredung festlegen!“
„Nein, ich rufe wegen der Blumen an. Es ist mir klar, dass Sie eine Menge Geld dafür bezahlt haben, aber …“
„Welche Blumen?“
„Die Rosen.“
„Rosen?“
Sie war sehr geschickt darin, Nuancen aus einer Stimme herauszuhören, und hätte ihren Emmy darauf verwettet, dass Roman Falconers Verwirrung nicht gespielt war.
„Soll das heißen, dass die zwei Dutzend roten Rosen, die heute Morgen kamen, nicht von Ihnen sind?“
„Genau das. Ursprünglich hatte ich daran gedacht“, gestand er. „Aber dann hielt ich es für übertrieben, denn schließlich sind wir bisher nicht einmal zusammen ausgegangen. Noch nicht“, fügte er aufreizend gedehnt hinzu, in einem Ton, der wieder höchst unerwünschte Gefühle in Desiree erweckte.
„Sie haben recht. Es wäre übertrieben gewesen“, stimmte sie zu, während sie überlegte, wer die Rosen geschickt haben könnte. „Aber wenn Sie es nicht waren …“
„Vielleicht haben Sie einen heimlichen Bewunderer“, meinte Roman. „Was nicht überraschend wäre, wenn man bedenkt, wie intelligent, sexy und berühmt Sie sind. Es ist doch sicher nicht das erste Mal, dass Sie Blumen von einem Fan erhalten.“
„Nein. Aber sie schicken sonst immer eine Karte mit.“
„Vielleicht hat der Blumenhändler nur vergessen, sie dazuzulegen.“
Das war eine Möglichkeit, aber irgendwie glaubte Desiree nicht, dass es so einfach war. Sie schaute auf ihre Fingerspitze, die noch immer brannte, erinnerte sich des Blutstropfens und konnte sich nicht des Gefühls erwehren, dass die dunkelroten Rosen Unheil für sie bedeuteten.
„So muss es sein“, stimmte sie zu. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe.“
„Sie stören nie, Desiree.“ Seine bereits sehr tiefe Stimme sank noch eine Oktave tiefer. „Lassen Sie mich wissen, wann Sie bereit für unser Rendezvous sind.“
„Das werde ich.“ Sie fragte sich, was er erwidern würde, wenn sie Sylvester 2001 vorschlug.
„Es wäre schön, wenn es noch in diesem Jahrhundert stattfände.“
Der Mann war gefährlich genug, ohne auch noch Hellseher zu sein. Desiree hielt es für besser, das Gespräch abzubrechen. „Auf Wiederhören, Mr Falconer.“
„Roman“, ermahnte er sie. „Und noch etwas …“
„Ja?“
„Falls Sie es sich anders überlegen und doch Blumen wollen, lassen Sie es mich wissen.“
Verärgert über die männliche Selbstzufriedenheit in seiner Stimme, legte sie ohne Erwiderung den Hörer auf.
Ein Anruf bei dem Blumenhändler ergab nichts Neues. Die Rosen waren bar bezahlt worden von einem dunkelhaarigen Mann, der keine Karte dazugelegt hatte. Ein geheimer Verehrer, wie Roman vermutet hatte. Das war durchaus möglich – aber warum fühlte sie sich dann so bedroht?
Entschlossen, nicht länger darüber nachzugrübeln, begann Desiree ihre Post zu öffnen. Drei der Briefe trugen den Vermerk „privat“. Einer war von einem Siebenjährigen, der ihr den Vorschlag machte, seinen verwitweten Vater zu heiraten, im zweiten Brief behauptete jemand, in einem anderen Leben ihr Ehemann gewesen zu sein. Diesen Brief legte sie beiseite, um ihn Michael zu übergeben. Er hatte sich schon einmal um sie gekümmert, als sie belästigt worden war, und würde es auch diesmal tun, falls es nötig sein sollte.
Das dritte Schreiben, auf teures Büttenpapier getippt, löste ein Frösteln in ihr aus.
„Desiree?“ Karyn blieb vor ihrem Schreibtisch stehen und musterte sie beunruhigt. „Fühlst du dich nicht wohl?“
„Ich weiß nicht.“ Desiree starrte auf die Buchstaben, die vor ihren Augen verschwammen. „Er sagt, ich sei die Einzige, der er vertrauen kann, um seine Geschichte zu veröffentlichen.“
„Schon wieder einer dieser UFO-Narren?“
„Nein.“ Desiree legte den Brief auf den Tisch und drückte eine Taste auf ihrem Telefon. „Der Vergewaltiger. Er ist unglücklich, dass so wenig über ihn berichtet wird.“
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Ich scherze nicht mit solchen Dingen. Im Übrigen schreibt er, er hoffe, dass ich mich über die Rosen freue.“
„Die Rosen waren von dem Vergewaltiger?“ Karyn runzelte die Stirn. „Wenn sich herumspricht, dass der Vergewaltiger dir Liebesbriefe schreibt …“
„Es ist kein Liebesbrief.“
„Na schön, ein Fanbrief eben. Aber
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