Seidig wie der Tod
meinte er und ließ seine Zungenspitze über die sensible Haut an ihrem Puls gleiten.
„Nein.“ Vielleicht ist er ja tatsächlich der Teufel, dachte sie, als sie wie elektrisiert zusammenzuckte. „Aber vor allem fürchte ich mich vor uns.“
„Uns?“ Der Duft, den ihre Haut verströmte, lenkte Roman ab und ließ ihn seinen Entschluss vergessen, ihr für ihre Bemühungen zu danken und sie dann fortzuschicken.
„Vor Ihnen.“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter. „Und vor mir.“
Ganz unbewusst beugte sie sich vor, mit geöffneten Lippen und einer stummen Einladung in ihren Augen. „Vor uns beiden“, sagte sie leise.
Ihre Lippen stellten eine unwiderstehliche Verlockung dar. Roman wusste, dass er sie haben konnte. Jetzt. Hier. Bevor sie Gelegenheit bekamen, einzusehen, wie falsch das wäre. „Glaub mir, Süße, ich kenne das Gefühl.“
Die Luft um sie herum schien plötzlich wie elektrisch aufgeladen.
Es ist verrückt, dachte Roman. Nimm dich zusammen. Doch noch, während er sich zur Ordnung rief und auf Desirees schönes Gesicht herabschaute, erwachte in ihm der Wunsch, sie auszuziehen und sich in ihrer Wärme zu verlieren.
Es ist Wahnsinn, sagte Desiree sich, während sie gegen die erotischen Vorstellungen ankämpfte, die sich ihrem Bewusstsein aufdrängten. Vorstellungen von seinem Mund auf ihrer Kehle, auf ihren Brüsten, von seinem schwarzen Haar, das ihre Brüste streifte, und seinem heißen Atem, der eine feurige Spur beschrieb über ihren Körper, bis … Nein! Sie bemühte sich verzweifelt, das sexuelle Verlangen zu unterdrücken, das in ihrem Körper aufgestiegen war wie Fieber.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, als jeder seinen ganz privaten, inneren Kampf ausfocht. Dann senkte Roman den Kopf, bis seine Lippen ihre fast berührten, und beobachtete, wie sie die Augen schloss in Erwartung seines Kusses. Es wäre so leicht jetzt … Und so verkehrt …
Er hielt inne, verzweifelt wie ein Mann am Rande einer gefährlich steilen Schlucht. Ein Schritt weiter, und beide würden ins Leere stürzen. Aber vielleicht wäre es den tödlichen Sturz wert, dachte er, während er mit dem Daumen über ihre einladend weichen Lippen strich.
Er rief sich ins Gedächtnis, dass er immer für seine Fähigkeit berühmt gewesen war, sich vor allen Gefühlen zu verschließen. Er kannte den Spitznamen, den er sich in seinen Jahren als Staatsanwalt verdient hatte, und obwohl einige Männer die Beschreibung als beleidigend empfunden hätten, war Roman immer stolz darauf gewesen.
So lebenswichtig seine kaltblütige Logik damals im Gerichtssaal gewesen war, so angebracht wäre sie jetzt gewesen. Im letzten Augenblick meldete sich sein Gewissen, und es gelang ihm, sich körperlich wie seelisch zurückzuziehen.
„Sind das Lammkoteletts?“
„Was?“ Desiree blinzelte wie eine Frau, die aus einer Trance erwachte.
Roman sah die Enttäuschung in ihren Augen und verspürte tief in seinem Innersten ein ganz ähnliches Bedauern. „Wollen Sie Lammkoteletts grillen?“
„Oh.“ Sie schaute sich um. „Das hatte ich vor.“
Roman, der sich nicht entsinnen konnte, wann er zum letzten Mal richtig gegessen hatte, empfand plötzlich großen Appetit. Und nicht nur sexueller Art, obwohl auch dieser Hunger nicht im Geringsten nachgelassen hatte.
„Wunderbar.“ Unfähig, auf eine letzte Berührung zu verzichten, strich er ihr über das Haar. „Danke.“
Sie wich zurück, wütend, weil er mit ihren Emotionen spielte. Aber das Schlimmste überhaupt war, dass sie ihn nicht nur begehrte, sondern sogar anfing, ihn zu mögen.
„Ich koche gern.“ Ihr Ton klang ebenso beiläufig wie seiner. „Ich habe nur leider bei meinem Beruf nicht viel Zeit dazu.“
Er spürte, wie sie auf Distanz ging, was wohl auch das Beste war. „Wenn Sie das Bedürfnis haben, sich als Köchin zu betätigen“, sagte er, während er sich Wein einschenkte, „steht es Ihnen jederzeit frei, bei mir vorbeizukommen.“
„Ich werde daran denken.“ Wenn die Hölle zufriert, schwor sie sich. Falls es ihr gelang, ihm heute Abend mit intaktem Herzen zu entkommen, würde er sie nicht mehr wiedersehen!
Irgendwie gelang es ihnen, während des Essens ein normales Gespräch zu führen. In unausgesprochener Übereinstimmung erwähnten sie die Gewalttaten im Französischen Viertel nicht und tauschten statt dessen Kindheitserinnerungen aus.
Obwohl sie beide im exklusiven Viertel um den Audubon Place aufgewachsen waren, waren sie sich nie begegnet, da Roman
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