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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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während er es tut?“
    Die fatalen Fragen, in leisem, flachem Ton gesprochen, trafen sie wie eine Faust in die Magengrube. Und ins Herz. Zum Glück blieb ihr Verstand davon verschont.
    „Das ist ausgeschlossen.“
    „Das sollte es sein. Falls ich unschuldig bin“, stimmte er zu. „Aber wenn es so ist, warum weiß ich dann Dinge über die Verbrechen, die die Polizei bisher nicht preisgegeben hat?“
    „Wie zum Beispiel?“ Herausfordernd hob sie das Kinn.
    „Die roten Seidenbänder. Mit denen er die Mädchen fesselte.“
    Desiree spürte, wie sie erblasste und ihre Haut zu Eis erstarrte. „Das hättest du erraten können“, beharrte sie jedoch. „Du hast meine Bücher gelesen.“
    „Das ist eine Möglichkeit. Aber da ist noch mehr.“
    Das hatte sie befürchtet.
    „Ich sah Tabhita im Whooping Crane Pond.“ Er hielt inne, sein Gesicht war grimmiger, als sie es je zuvor gesehen hatte. „Bevor der Anruf von deinem Produzenten kam, dass sie gefunden worden war.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Nicht, wenn ich der Mörder bin.“
    Sie war wieder aufgesprungen und errötete vor Erregung. „Ich habe dir bereits gesagt, dass du mich niemals davon überzeugen wirst!“
    Er überlegte, ob er ihr den Rest erzählen sollte – dass er sich eingebildet hatte, Blut an seinen Händen zu sehen – und beschloss dann, dass er ihr für heute genug zugemutet hatte.
    „So sehr ich deinen Glauben an meine Unschuld zu schätzen weiß …“
    „Es ist die Wahrheit.“ Sie ließ sich neben dem Bett auf die Knie fallen und schlang die Arme um Roman. „Es kann alle möglichen Erklärungen dafür geben“, sagte sie rasch. „Du bist Schriftsteller. Ein kreativer Mensch und damit empfänglicher für emotionelle Vibrationen. Vielleicht stehst du in telepathischer Verbindung zu dem Mörder …“
    „Ich bin kein Hellseher, Desiree.“ Wieder erschien ein grimmiges Lächeln um seine Lippen.
    „Das ist nicht witzig, Roman!“
    „Nein.“ Er berührte ihre Wange. „Darin stimme ich mit dir überein.“
    „Wir können auch darin übereinstimmen, dass du es nicht getan hast.“ Als er zögerte, sagte sie: „Des letzten Opfers wegen. Die Frau, wegen der Adrian gestern anrief. Nach der O’Malley dich gefragt hat. Du kannst sie nicht ermordet haben, Roman. Weil du in der Nacht ihres Todes bei mir warst.“
    Erstaunlicherweise hatte er den letzten Mord vergessen. Als er sich fragte, wie das möglich war, erkannte er, dass er den Mord in Gedanken nicht mit angesehen hatte. Weil sein Bewusstsein zu ausgefüllt mit Desiree gewesen war.
    „Du hast recht.“ Erleichterung durchflutete ihn, kühl und rein wie ein Gebirgsbach. „Ich kann es nicht getan haben.“
    „Siehst du? Das habe ich dir doch gesagt.“ Ihr Lächeln schwankte, ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Du hast mich zu Tode erschreckt, Roman!“
    „Verzeih mir.“ Er zog sie auf seinen Schoß und hielt sie so fest umfangen, als wäre sie sein Talisman. „Es besteht trotz allem noch Gefahr, dass ich verhaftet werde.“
    „Nicht, wenn sie den Mörder zuerst ergreifen.“ Sie kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe. „Ich habe eine Idee, Roman …“
    „Nein!“ Sein Schrei echote durch den stillen Raum. „Du wirst nichts unternehmen, um diesen Wahnsinnigen aus seinem Versteck zu locken. Es ist zu gefährlich.“
    Ich hätte ihr von der Vision erzählen sollen, dachte Roman.
    „Keine Angst.“ Sie küsste ihn rasch auf die Lippen. „Ich hatte nichts dergleichen vor.“
    Desiree wollte ihn beruhigen, damit er nicht ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest zerstörte.
    Und Roman wollte gern beruhigt werden.
    Aber als sie ihn küsste, erkannte Desiree, dass sie etwas unternehmen
musste
, um dem Mann zu helfen, den sie liebte.
    „Ich lasse dich nicht gern allein“, sagte Roman widerstrebend.
    Sie standen in inniger Umarmung vor der Haustür.
    „Es ist ja nicht, als ob du lange fortbliebst.“ Desiree lächelte und strich über die steile Falte zwischen seinen Brauen. „Wie lange braucht man, um eine Schokoladentorte abzuholen?“ Roman hatte seiner Mutter versprochen, eine zu besorgen.
    „Ungefähr so lange, wie du brauchst, um dich in Schwierigkeiten zu begeben.“
    Seufzend erwiderte sie seinen besorgten Blick. „Du liebe Güte, Roman, jetzt redest du wie O’Malley!“
    „Das ist nicht überraschend. Schließlich haben wir dich beide gern.“
    Kirchenglocken läuteten und erinnerten Roman und Desiree daran, dass die Zeit verging und sie mittags eingeladen

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