Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
Vom Netzwerk:
ließ. In der Abo-Abteilung würden wohl schon die Telefondrähte heiß laufen. Aber sie wollte vor David auch nicht zugeben, für all den Ärger die Alleinverantwortliche zu sein. Zwickmühle.
    Â»Also, ich muss.«
    David schüttelte missbilligend den Kopf. »Da liegen sie und keiner kümmert sich drum. Für was werden diese Leute eigentlich bezahlt?«
    In Coralie, die sich zumindest vier Wochen lang diesen Leuten zugehörig fühlte, regte sich ein kleiner Ärger. Sie öffnete den Mund –
    Â»Egal.« Er hob seine Zeitung zu einem angedeuteten Gruß.
    Sie schloss ihren Mund wieder. »Ja, egal«, antwortete sie leise. Sie holte den Schlüssel zu dem kleinen Verschlag aus ihrer Jeans und wandte sich ab.
    Â»Hast du heute Abend schon was vor?«
    Â»Was?« Vor Schreck fiel ihr der Schlüssel aus der Hand. Hastig hob sie ihn wieder auf.
    Â»Wir feiern eine Party. Wenn du magst, komm doch vorbei.« Er überlegte kurz, kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Mit einer lässigen Bewegung schob er sie zur Seite. »Mein Dad hat Geburtstag. Er will nicht feiern, aber meine Mom zwingt ihn dazu. Sie findet, dass das Leben genau so weitergehen sollte wie immer. Also kommen ein Caterer, eine Band und ungefähr zweihundert Leute, von denen mein Vater einhundertachtundneunzig auf den Mond schießen würde, wenn er könnte. Also?«
    Â»Also was?«
    Â»Kommst du?«
    Â»Ich … Ich weiß nicht. Ich kenne euch doch gar nicht.«
    David grinste. »Das geht mir mit genau einhundertachtundneunzig Leuten heute Abend genauso. Bis dann. Keine Geschenke.«
    Â»Ich habe Training.« In letzter Sekunde war ihr diese Ausrede eingefallen. »Und danach bin ich meistens so kaputt, dass ich nur noch nach Hause will.«
    Â»Dann hast du es ja nicht so weit.«
    Â»Und ich bin Frühaufsteher.«
    Wieder grinste er. »Das kriege ich so langsam mit. Ich hau mich jetzt aufs Ohr. Bis heute Abend. Ich zähl auf dich!«
    Ich zähl auf dich. Als Einhundertneunundneunzigste? Wütend stopfte Coralie die Zeitungen in die Briefkästen. So schnell wie an diesem Morgen hatte sie noch nie gearbeitet. Als sie am Haus der Rumers vorbeikam, überlegte sie einen Moment, diese Adresse einfach auszulassen. Dann sah sie Astas Turban durch die Rosenbüsche leuchten und verkniff sich weitere anarchistische Überlegungen.
    Â»Sie sind heute aber spät dran!« Das Zwitschern hatte einen besorgten Unterton. »Sie sind doch nicht krank, oder?«
    Â»Ich hab verschlafen!« Coralie ignorierte die offene Gartenpforte und Astas erwartungsvolles Gesicht. »Keine Zeit!«
    Â»Ja dann … bis morgen.«
    Â»Bis morgen!«
    Um kurz vor halb acht war sie fertig. Fix und fertig. Mit letzter Kraft rollte sie den Anhänger in den Unterstand, schloss ab und merkte erst beim Aussteigen aus der S-Bahn, dass sie ihre Schulsachen gar nicht dabeihatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne alles die Stufen zur Schule hinaufzugehen und durch die Gänge zu ihrem Klassenzimmer zu laufen. So leicht und unbeschwert. Dieser Zustand würde sich spätestens im Matheunterricht ändern, aber sie war froh, dass sie wenigstens den Unterrichtsbeginn noch mit Ach und Krach schaffte.
    Â»â€¦ und anschließend gibt es eine VIP -Party und ich darf mit dabei sein!«
    Marie schaffte es wieder einmal, sich nicht nur an Coralie vorbei durch die Tür zu quetschen, sondern dabei auch noch weiter zu ihren Fans zu reden, als wären die entweder taub oder als wäre der Rest der Schüler nicht da.
    Â»Das ist ja uuuuuhhhh!« Alle quiekten durcheinander, wedelten sich mit den Händen vorm Gesicht herum wie Kandidatinnen von Model-Shows und verstopften den Durchgang.
    Coralie steckte mittendrin.
    Â»Ich mach ein Foto von uns und poste es.«
    Â»Uuuuuhhh!«
    Â»Aber der Ort ist ultrageheim. Keiner darf ihn wissen!«
    Maries Augen leuchteten vor Glück. Coralie hatte nicht vor, ihr diese Freude zu verderben. Es gab eben Menschen, die brachte Prominenz an den Rand ihrer geistigen Aufnahmefähigkeit. Sie sammelten alles, was es im Internet und den Zeitschriften gab, leiteten Fan-Foren, bloggten auf »Ich hab einen Star gesehen!« und träumten davon, dem Angebeteten eines Tages einmal persönlich gegenüber zustehen, um dann viktorianisch ins Koma zu fallen.
    Marie war eigentlich gar

Weitere Kostenlose Bücher