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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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lassen.«
    Â»Was denn noch?«
    Das schrille Läuten der Klingel zerschnitt ihre Unterhaltung. Coralie und Laura standen auf und schlenderten zurück ins Schulgebäude.
    Â»London crasht gerade.«
    Â»Was?« Laura, zwei Schritte vor ihr, blieb so schnell stehen, dass Coralie beinahe in sie hineingelaufen wäre. »Sag das noch mal.«
    Â»Mein Platz bei Khaled ist nicht mehr sicher. Es hat sich noch jemand beworben.«
    Â»Aber …«
    Â»Kein Aber. Ich muss ins Stechen. Nicht hier. Nein, direkt vor Ort. Wenn ich patze, kann ich mir gleich den nächsten Flieger zurück nach Hause nehmen.«
    Â»Aber …«
    Â»He!« Coralies Stimme klang lauter, als sie beabsichtigt hatte. »Mehr geht nicht, ja? Ich will nur noch diesen Schultag hinter mich bringen und dann nach Hause, die Decke über den Kopf ziehen und nie mehr aufwachen.«
    Â»Aber …«
    Â»Nein!«
    Â»Okay.«
    Manchmal dauerte es etwas, bis Laura begriff, wann Nachhaken zwecklos war. Bis sie das Klassenzimmer erreichten, war Ruhe. Doch vor der Tür nahm ihre Freundin sie zur Seite, sah sich um, ob auch niemand in der Nähe war, der sie belauschen würde, und flüsterte: »Du gehst da hin heute Abend.«
    Â»Ich will aber nicht.«
    Â»Aber ich. Ich brauche noch ein bisschen Material. Keine Brennstoffzellen, eher … Lifestyle. Verstehst du?«
    Â»Nein.«
    Â»Wir wissen beide nicht, wie es bei diesen Leuten zugeht. Aber schau dir das doch einfach mal an. Eine große Villa. Reiche, unglückliche Leute …«
    Â»Woher willst du wissen, dass sie unglücklich sind?«
    Â»Würde Asta sonst jeden Morgen auf dich warten? Sie hat keinen, der mit ihr redet. Und Davids Vater sitzt im Rollstuhl, lädt aber zweihundert Leute ein, die ihm nichts bedeuten. Ich finde das spannend.«
    Â»Dann komm doch mit!« Coralies Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Schließlich kann keiner von mir verlangen, ganz allein zu so einem merkwürdigen Fest zu gehen.«
    Laura zog die Nase kraus. Dabei wurden ihre Augen ganz schmal und ihr Gesicht bekam für einen Moment tatsächlich etwas Japanisches. Dabei kamen ihre Eltern aus Südkorea, und das, wiederholte Laura dauernd, wäre was ganz anderes. »Was soll ich denn da?«
    Â»Was soll ich denn da?«
    Â»Du bist vom Sohn des Gastgebers persönlich eingeladen.«
    Â»Und du von mir, als meine Begleitperson.«
    Â»Begleitperson«, prustete Laura. »Was zieht man denn an in so einer Position? Gedecktes Gouvernantengrau?«
    Â»Ist doch egal.« Coralie strahlte. »Wir sind jung und haben kein Geld. Das entschuldigt sogar eine Gardine.«

7.
    Es war dann doch keine Gardine. Es war schlimmer.
    Laura hatte irgendwo einen violetten Paillettenrock aufgetrieben und ihn mit ihrem giftgrünen Tanktop kombiniert. Dazu trug sie rote Pumps.
    Â»Von meiner Mutter«, sagte sie. »Die Schuhe, meine ich. Sie hat sie mal für ein Date gekauft und der Typ hat sie versetzt. Gutes Omen für heute Abend, oder? – Wow! Du hast dich aber in Schale geworfen!«
    Coralie hatte nach der Trainingsstunde mit Wanda den Jazz Dance geschwänzt und den Rest des Nachmittags vor ihrem Kleiderschrank verbracht. Sie hatte ihn komplett ausgeräumt, so ziemlich jedes Kleidungsstück mit jedem Kleidungsstück kombiniert und war schließlich zur ersten, als zu langweilig verworfenen Version ihres Konfirmandenkostüms zurückgekehrt. Es war das Spießigste, was sie hatte. Vielleicht weil sie die Vorahnung gehabt hatte, dass Lauras Geschmack so etwas wie einen Downer brauchte – ähnlich, wie man zu heißes Badewasser mit kaltem mischen oder versalzene Suppen mit Kartoffeln binden musste. Sie trug quasi die Kartoffelversion eines Outfits. Als einziges Upgrade hatte sie das Top unter dem Blazer weggelassen und nestelte nun ständig am obersten Knopf herum, weil sie das Gefühl hatte, jeder könnte ihr bis zum Bauchnabel in den Ausschnitt starren.
    Cremefarbenes Spitzenkostüm mit knielangem Rock neben einer explodierten Silvesterrakete.
    Die Leute am S-Bahnhof Grunewald starrten sie an, als hätte jemand aus Versehen im Juli ein Knallbonbon zerrissen und heraus wären diese beiden Gestalten gefallen. Laura hatte außerdem ihr Manga-Make-up aufgelegt: japanischer Lidstrich, rosige Wangen, winzig kleiner kirschroter Mund. Ihre dunklen Haare hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz über

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