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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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ja keiner « endeten.
    Â»Schon gut. Ist sowieso nicht mehr wichtig.«
    Sie lief zurück in ihr Zimmer und ließ sich ins Bett fallen. Aber ihre Ruhe hatte sie damit nicht.
    Wenig später erschien ihr Vater, fertig im Blaumann, an der Tür. »Was ist nicht mehr wichtig?«
    Â»Nichts.« Sie warf sich auf die andere Seite und drehte ihm den Rücken zu.
    Â»Du meinst deinen Job? Du hast ihn für vier Wochen angenommen. Leute verlassen sich auf dich. Sie sitzen jetzt alle am Frühstückstisch und haben keine Zeitung.«
    Na und? Geht davon die Welt unter? »Ich höre auf.«
    Â»Weil du einmal verschlafen hast?«
    Â»Weil es keinen Sinn mehr hat! Ich brauche das Geld nicht.«
    Ihr Vater kam ins Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und setzte sich neben sie aufs Bett. Sie konnte sein Rasierwasser riechen – Moos und Holz und ein Hauch Benzin, ein Duft, den sie seit ihrer frühen Kindheit kannte und der bei ihr das Gefühl von Geborgenheit auslöste.
    Â»Du brauchst es für London, hast du gesagt. Und abgesehen davon: Wenn man eine Verpflichtung eingeht, muss man sie auch einhalten.«
    Â»Sie schmeißen mich eh raus. Das haben sie mir gleich am Anfang gesagt. Einmal nicht pünktlich und der Job ist gelaufen.«
    Â»Das werden sie allen Schülern sagen, die sie als Aushilfe einstellen. Schon zur Abschreckung. Aber jeder kommt mal zu spät. Auch unsere Zeitung liegt nicht jeden Tag pünktlich im Briefkasten. Also los jetzt.«
    Â»Hörst du mir nicht zu? Ich brauche das Geld nicht mehr. London ist gelaufen!«
    René stand auf und ging zur Tür. »Kann ja sein, dass das Leben ein Versprechen an dich nicht gehalten hat. Aber das ist kein Grund, dass du es ihm mit gleicher Münze heimzahlst. In drei Minuten bist du fertig. Wohin soll’s gehen?«
    Um kurz nach sechs erreichten sie den S-Bahnhof Grunewald. Coralies Zeitungsbündel lagen immer noch neben der Laterne. Weit und breit war niemand zu sehen. Auch kein wütender Schichtleiter, der sie einen Kopf kürzer machen wollte.
    Â»Glück gehabt«, murmelte sie und drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Aus dem Bahnhof kamen ein Dutzend verschlafene Frühaufsteher und ein falsch gespieltes »Dieser Weg wird kein leichter sein …« Wie passend. »Danke.«
    Â»Es ist nicht das Ende der Welt. Nur eine neue Herausforderung«, sagte René.
    Im Auto hatte sie ihm die ganze Geschichte erzählt. Doch so hoffnungslos, wie sie geglaubt hatte, war die Situation für ihn wohl nicht.
    Â»Du musst einfach mal um was kämpfen«, hatte er gesagt.
    Einfach mal. Coralie hatte das Gefühl, ihr ganzes Leben um Dinge gekämpft zu haben. Den Ballettunterricht. Ihr eigenes Zimmer. Das erste und einzige Date, dass sie jemals im Leben gehabt hatte und das grandios in die Hose …
    Â»Hoppla!«
    Sie war so in Gedanken zu ihrem Unterstand geeilt, da ss sie die hochgewachsene Gestalt einfach übersehen hatte. Ihr Herzschlag setzte aus, als sie erst die Stimme und dann David erkannte. David. Mal zu Fuß und ohne Auto.
    Â»Schon wieder so früh auf den Beinen?«, fragte er. Sein spöttisches Lächeln trug er wohl mit sich herum wie andere ihr Smartphone. Er hatte es jedes Mal im Gesicht, wenn sie ihn sah.
    Â»Die … ähm … Zeitungen«, sagte sie. »Spät dran.«
    Oh meine Güte, war das peinlich. Wie konnte das sein, dass sie in seiner Gegenwart das Sprechen verlernte? Aber er achtete gar nicht auf ihr Gestammel. Oder hörte nur mit halbem Ohr zu.
    Â»Habt ihr auch keine gekriegt? Mein Dad wird wahnsinnig, wenn er sie nicht gleich morgens auf dem Tisch hat.« David hatte sich ein Zeitungsexemplar unter den Arm geklemmt. »Ein Glück, dass der Kiosk im Bahnhof schon aufhat. Da werden einige Leute heute ziemlich sauer sein. – Ist das eurer?«
    Â»Was?«
    Der Ferrari bog gerade um die Ecke. René winkte ihr zum Abschied durch das offene Fenster zu. Coralie hob den Arm zu einer schwachen Bewegung, ließ ihn aber gleich wieder sinken.
    Â»Also, eigentlich …«
    Â»Tolles Teil. Ein Nachbar von uns hat fast den gleichen. Hätte schwören können … egal. Also. Ja dann …«
    Auch ihm schien der Gesprächsstoff auszugehen und das war noch peinlicher. Coralie deutet auf den Zeitungsstapel neben der Laterne, der nicht kleiner werden würde, wenn sie sich noch länger von David aufhalten

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