Seifenblasen kuesst man nicht
begrüÃen Sie mit uns ⦠Jasmin Karner!«
Applaus brandete auf. Das Orchester spielte einen Tusch und dann wurden die Lichter gedimmt und ein Scheinwerfer richtete sich auf die Tanzfläche. Aus den Boxen perlten die ersten Takte von »Hall of Fame« von The Script. Coralies Magen zog sich zusammen.
Das war ihre Musik. Sie hatte sie ausgesucht, weil in dem Video eine gehörlose Balletttänzerin zu sehen war und sie der Wille dieses Mädchens, trotzdem zu tanzen, berührt hatte.
Aus dem Haus und aus allen Ecken des Gartens strömten die Menschen zusammen. Coralie wollte weg, nur weg, doch es war nicht einfach, sich durch die Leute zu drängen und dabei auch noch ein unbeteiligtes, fröhliches Gesicht zu machen. Endlich erreichte sie die Stufen zur Terrasse und wollte ins Haus laufen. Doch dann war die Neugier zu groÃ. Sie drehte sich um.
Jasmin tanzte. Sie schien wie schwerelos zu schweben. Das Kleid umspielte ihren Körper, folgte flieÃend den Bewegungen und lieà sie wie eine Elfe erscheinen. Egal, was man von Jasmin halten mochte: Sie war gut.
Pirouette, Sprung. Schwan. Ballett, in das sich langsam Hip-Hop-Moves schmuggelten: Hawk in the sky. Stick it and glide. Shuffles und Hit the drum. Coralie traute ihren Augen nicht. Das war nicht nur ihre Musik, sondern auch ihre Choreografie. Am liebsten wäre sie wieder zurückgerannt und hätte den Stecker gezogen. Hätte »Betrug!« geschrien. Jasmin die Meinung gegeigt, alles gesagt, was sie sich vorhin nicht getraut hatte. Wut und Enttäuschung loderten in ihr wie ein Feuer. Sie wurde gerade bestohlen und ausgetrickst! Und das nach Strich und Faden.
Stattdessen wandte sie sich ab und rannte durch das leere Haus. Sie wollte niemanden mehr sehen, mit niemandem sprechen. Die Tränen steckten in ihrer Kehle fest. Sie wusste, wenn sie nicht rechtzeitig hier wegkam, würde sie losheulen. Und diesen Triumph wollte sie niemandem gönnen. Mit dem letzten Rest Fassung erreichte sie die Eingangshalle. Sie war leer. Auf den Tischen standen benutzte Gläser. Die Eiswürfel in den Sektkübeln waren geschmolzen. Ein Kellner räumte gerade ab, drehte sich erstaunt zu ihr um.
Sie hastete weiter. Wieder brandete Applaus auf. Die Musik verfolgte sie. Jeder Takt nur Hohn. Jedes Wort nur Spott.
You can be the greatest, you can be the best, you can be the King Kong banginâ on your chest â¦
Sie riss die Eingangstür auf und blieb wie angewurzelt stehen. Unten am Gartentor stand Davids Vater mit seinem Rollstuhl. Er unterhielt sich mit den Sicherheitsleuten und gab ihnen wohl gerade einige Anweisungen. Er war der Letzte, dem sie begegnen wollte. Am Ende erkannte er sie noch und erzählte überall herum, wie sich eine Zeitungsausträgerin auf die legendäre Geburtstagsparty von Thomas Rumer geschmuggelt hatte.
You can move a mountain, you can break rocks, you can be a master, donât wait the luck â¦
Sie schlich zurück, nickte dem Kellner zu und sah sich um, als ob sie die Waschräume suchen würde. Eine unscheinbare Tür in der linken Hallenecke. Sie öffnete sie. Ein Bewegungsmelder lieà eine Neonröhre anspringen. Vor ihr lag ein kahler betongrauer Flur, von dem eine Treppe in den Keller ging. Die Garage.
Sitting in the hall of fame, and the worlds gonna know your name â¦
Die Tür hinter ihr schlug zu. Die Musik war nur noch ein entferntes, dumpfes Wummern. Sie lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Woher hatte Jasmin ihre Moves? Und das Lied ⦠Okay, es war in den Charts, wahrscheinlich hatte jede Tänzerin es gesehen und sich an die Ballettszenen erinnert. Das konnte Zufall sein. Aber doch nicht der ganze Aufbau. Die ersten, klassisch-strengen Pirouetten und Bewegungen. Dann die Hip-Hop-Elemente. Zum Schluss noch einmal ganz groÃes Kino. Sie hatte so lange geübt. Und nun war alles umsonst! Irgendjemand musste Aufnahmen gemacht und sie Wandas Konkurrenten in die Hände gespielt haben. Aber wer? Und warum?
Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. Jetzt bloà nicht heulen. Das konnte sie noch, wenn sie zu Hause im Bett lag. Tiefe Mutlosigkeit überfiel sie. Lohnte sich das alles überhaupt, die ganze Quälerei? Sie stieà sich von der Wand ab und lief auf die Treppe zu. Sie führte direkt in die Tiefgarage. Auch hier brannte helles Neonlicht. Sechs Wagen standen, unter weiÃen
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