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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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der Rumers zeigte sich wieder von seiner abweisenden Seite. Weiter vorne stand ein Sicherheitsmann und sah erstaunt zu ihr hinüber.
    Das ist nicht deine Straße, dachte sie. Und erst recht nicht dein Leben. Aber noch auf dem Weg zur U-Bahn wusste sie, dass jemand wie Jasmin nicht der Gegner war, von dem sie sich ihres einfach so klauen lassen würde.

9.
    Die nächsten Tage waren hart, sehr hart. Am Morgen nach der Party hatte Coralie den Wecker fast erschlagen. Dann aber war sie aufgestanden. Mit zusammengebissenen Zähnen, aber pünktlich. Sie war wieder auf Tour gegangen. Die ganze Zeit hatte sie gefürchtet, David zu begegnen. Was würde er sagen, wenn er herausfand, wer und was sie war? – Du hast ihn nie angelogen, sagte sie sich. – Aber du hast auch nie die Wahrheit gesagt, murmelte eine andere Stimme in ihr. – Ich hatte noch nicht mal den Hauch einer Chance, das zu tun! – Trotzdem. Du hast alle in dem Glauben gelassen, du gehörst dazu. Und jetzt flitzt du durch die Straßen und hast Angst, dass dich einer erkennt.
    Â»Guten Morgen!«
    Sie fuhr zusammen. Asta war wieder wie ein bunter Vogel aus den Rosenbüschen aufgetaucht. Sie sah, im Gegensatz zu Coralie, putzmunter aus. Ihre wachen Augen blitzten sie an.
    Â»Wo hast du denn gesteckt? Du hast das ganze wunderschöne Feuerwerk verpasst!«
    Â»Asta, ich muss arbeiten.«
    Â»Ja, ja …« Asta zog sich zurück. Coralie hörte, wie sie über den Kiesweg zum Tor huschte. Und schon tauchte ihr kleines Gesicht mit dem liebenswürdigen Lächeln vor ihr auf.
    Coralie reichte ihr die Zeitung. »Bitte sehr. Kein Tee. Keine Haferkekse. Okay?«
    Asta nahm die Zeitung zögernd an. »Hat es dir denn gar nicht gefallen?«
    Â»Ich muss weiter.« Sie ging zum Fahrrad und klappte den Ständer zurück. Und keine Vorträge. Sie wollte weg. Sie war viel zu nah am Haus der Rumers.
    Â»David hat dich gesucht.«
    Ãœberrascht drehte sie sich um. »David? Mich?«
    Aber Asta wusste, mit welchem Speck sie ihre Mäuse locken konnte. »Ich will dich nicht aufhalten, meine Lieb e. Oder doch ein kleines Tässchen?«
    Schnell sah Coralie sich um. Niemand war zu sehen. Es war sogar noch stiller als sonst. Wahrscheinlich lagen alle in ihren Betten und träumten von der Party des Jahrhunderts. »Ein … ganz kleines«, sagte sie und klappte den Ständer wieder aus.
    In Astas Küche duftete eine Kanne Earl Grey. Den Teller mit den Keksen lehnte Coralie ab. Sie gab etwas Zucker in ihre Tasse und rührte um.
    Â»Warum bist du denn so früh gegangen?«, fragte Asta. Ihre Augen ruhten besorgt auf ihrem Besuch, als könne sich der jederzeit in Luft auflösen. »Du bist doch noch so jung. Als ich in deinem Alter war … in den Fünfziger-, Sechzigerjahren, da gab es die Jazzlokale und Nachtclubs, und Berlin war rund um die Uhr geöffnet. Wir hörten AFN und Shellack-Platten und wir tanzten! Tanzten! – Hast du Jasmin gesehen?«
    Â»Ja«, knurrte Coralie und pustete in ihren Tee, um ihn abzukühlen.
    Â»Das Mädchen ist ja so begabt. Wie ihre Mutter! Die hat am Bolschoi-Theater getanzt, in Moskau. Jasmin konnte früher tanzen als sprechen. Schon von den ersten Schritten an bekam sie Unterricht. Die besten Lehrer, die besten Schulen.« Asta brach ab. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Â»Nein. Ich bin nur müde. Es ist ein bisschen viel im Moment. Ich habe ja auch noch Schule. Und nachmittags Unterricht. Ich tanze nämlich auch.«
    Â»Nein! Wirklich? Weißt du was? Das habe ich mir fast gedacht. So aufrecht, wie du stehst, und dein Gang … Bist du auch an der Sergej-Belkoff-Akademie?«
    Belkoff war die teuerste, exklusivste Tanzschule, die man sich überhaupt leisten konnte. Zu ihm gingen alle, die mindestens Primaballerina in Paris werden wollten. Die Staatliche Ballettschule war gut. Aber Belkoff war besser. Er lehrte nach den Prinzipien der Ballets Russes, nach Choreografien von Massine und Balanchine.
    Â»Den können wir uns nicht leisten. Asta, ich kann in eurer Liga nicht mithalten. Ich versuche, das alles allein zu wuppen. Meine Eltern haben eine Autowerkstatt in Neukölln. Ich wollte nie zum klassischen Ballett. Ich wollte was anderes. Und das kostet auch Geld, viel Geld. Das verdiene ich, so gut es geht. Ich habe keine Mutter, die am Russischen Staatsballett getanzt hat. Und keinen Vater mit sieben Autos in

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