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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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und zweitens ist es sowieso egal. Er ist einer von denen, die außer Autos nichts im Kopf haben. Autos und Daddys Kohle.«
    Â»Seit wann hast du denn solche Vorurteile gegen reiche, nicht arbeitende Minderheiten?«
    Â»Seit er die arme, arbeitende Mehrheit als Idioten bezeichnet hat.«
    Â»Wann?«, fragte Laura und durchwühlte ihre Schultasche. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    Â»Heute Morgen. Zeitungsaustragen ist was für Idioten, findet er.«
    Laura brachte die Gurke zum Vorschein, an der ein angelutschtes Bonbon klebte, und warf sie in den Papierkorb neben der Bank. »Heute Morgen. Hm. Möchtest du das näher ausführen?«
    Â»Nein.«
    Â»Coco, so geht das nicht.« Coco war der Spitzname, den Coralie am meisten hasste. Laura wusste das. Wenn sie ihn einsetzte, war die Ansage ernst. »Du willst meinen Rat, meine Tat, meine Unterstützung. Da musst du schon den Mund aufmachen. Wie zum Teufel bist du heute Morgen an David gekommen?«
    Â»Er war bei Asta. Zufall. Ich hab vergessen, die Zeitungen bei ihnen einzuwerfen. Der Vertrieb hat mir schon eine SMS geschickt, dass sie mich feuern, wenn das noch mal passiert. Ist ja sowieso egal. London ist gestorben.«
    Die Klingel schrillte. Laura stand auf. »Nein, ist es nicht. Aber wenn du immer so schnell abtauchst, darfst du dich nicht wundern, wenn dein Dasein in der Dunkelheit verröchelt. – Oh.«
    Laura versteckte sich hinter Coralies Rücken. Erst dachte die, es wäre wegen Marie. Ihre Klassenkameradin hatte mal wieder ihre treusten Fans wie eine Gänseherde um sich geschart. Den geuuhten Kommentaren entnahm Coralie, dass es gerade um das Outfit für die Filmpremiere ging. Doch dann sah sie Jimi. Er stand oben am Ende der Treppe, die Arme lässig vor der Brust gekreuzt, und ließ seine Blicke über die kichernde Mädchenschar wandern.
    Â»Darf ich dir mit einer Schnorchelmaske aushelfen?«, fragte Coralie. »Wegen abtauchen und so.«
    Aber Laura machte sich noch kleiner. »Gestern hat er mich angelächelt. Hilfe! Was soll ich denn machen?«
    Â»Vielleicht zurücklächeln?«
    Â»Das geht nicht! Bring mich hier weg!«
    Coralie blieb stehen. »Du gehst jetzt an ihm vorbei. Du wirst ihm in die Augen sehen und ein zartes Hallo über deine Lippen hauchen.«
    Â»Nein! Das kann ich nicht.«
    Â»Soll ich es dir zeigen?«
    Laura tauchte auf. »Ist das nicht absolut bescheuert? Dir macht es gar nichts aus, Jimi anzusprechen. Stimmt’s?«
    Â»Stimmt.«
    Â»Aber wenn es David wäre …«
    Â»Das ist was anderes.«
    Â»Aber warum? Kannst du mir das erklären?«
    Â»Ich könnte. Aber das ist nicht mehr nötig.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil Jimi gerade reingegangen ist.«
    Laura drehte sich um. »Oh. Dann beim nächsten Mal.«
    Â»Ja. Klar. Ich werde dich dran erinnern.«
    Schule war in diesen letzten Tagen vor den Sommerferien eine Farce. Sie saß ihre Stunden ab und wartete darauf, endlich ins Tanzstudio zu kommen. Doch wenn sie gehofft hatte, Jasmins Verrat dort zu vergessen – genau das Gegenteil war der Fall. Schon beim Eintreten ließ sie der Gedanke nicht mehr los, wer sie hier hintergangen haben könnte. Luisa, die am Empfangstresen jeden mit einem netten Gruß empfing? Nein. Carl, der vor dem schwarzen Brett stand und die neusten Auditions durchging, die dort angeschlagen waren? Unmöglich. Eine Horde achtjähriger Ballettmäuschen kam kichernd um die Ecke gejagt und rannte sie fast um. Die erst recht nicht. Aber wer?
    Im Umkleideraum wandte sie den anderen den Rücken zu. Das Misstrauen zerstörte jedes Lächeln, jedes nette Wort. Irgendjemand unter all diesen Leuten, bei denen sie sich bis jetzt so geborgen gefühlt hatte, war ein mieser Ve r räter. Er hatte sie beim Üben ihrer Choreografie beobac htet, am Ende sogar noch heimliche Aufnahmen gemacht und sie ihrer größten Konkurrentin in die Hände gespielt. Wusste Jasmin eigentlich, dass ihre Schritte gestohlen waren? Dass ihre Moves Coralie und Wanda gehörten? Dass Xavier, der andere Trainer und offenbar ein ganz privater Feind von Wanda, die Arbeit, die Fantasie, die ganze Kreativität anderer Leute als eigene Leistung ausgab? Sie brannte darauf, ihre Empörung mit Wanda zu teilen.
    Sie traf sie am Getränkeautomat, wo sich ihre Trainerin gerade eine Flasche Wasser zog. Als sie ihr von Jasmins Aufführung auf

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