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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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nichts. Wir müssen uns was Neues überlegen.«
    Â»Wer hat uns verraten?«
    Wanda ließ den Blick über die anderen gleiten. Sie hob ratlos die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kann es dir beim besten Willen nicht sagen.«

10.
    Am Wochenende hörte Coralie stundenlang Musik und arbeitete im Kopf eine neue Choreografie aus. Sie spielte die Charts rauf und runter, wühlte durch ihre CD s und Musikdownloads, aber sie fand es nicht: das eine Lied, das alle, aber auch alle bezaubern würde. Natürlich wusste sie, dass es nicht nur darauf ankam. Sie hätte auch zu Hänschen klein tanzen können. Aber sie brauchte etwas, das ihrem angeknacksten Selbstbewusstsein auf die Sprünge half. Die passende Musik würde ihr Flügel verleihen. Aber was war passend? Eine langsame Ballade? Ein Lovesong? Ein heißer Street Beat? Gangsta Rap? Immer wenn sie glaubte, sie hätte es gefunden, schlichen sich nach mehrmaligem Anhören Zweifel ein.
    Als ihre Mutter sie am Montagmorgen nach dem Zeitungsaustragen fragte, ob Coralie nicht langsam einen Flug buchen wolle, erntete sie nur ein müdes Schulterzucken.
    Marion war über das Desaster informiert. René auch. Ob ihre Eltern aber begriffen, welcher Abgrund sich vor Coralies Füßen aufgetan hatte, wusste sie nicht.
    Â»Nimm es nicht so tragisch«, hatte ihr Vater geknurrt, der zur Verkündung der Katastrophe auf seinem Rollbrett unter einem Aston Martin DB R 2 Baujahr 1974 herausgefahren kam und, nachdem er diesen weisen Rat von sich gegeben hatte, sich mit Schwung wieder zurückfahren ließ.
    Â»Aber es war meine ganz große Chance! Und diese … diese Bitch hat sie mir versaut!«
    Â»Bitch«, murmelte ihr Vater, von dem sie nur die Beine in der blauen Arbeiterhose sah. »Woher hast du denn solche Worte?«
    Â»Aus der Schule.«
    Â»Das sagt man nicht. Nenn sie wenigstens Putain, das klingt besser.«
    Â»Und das heißt was?«
    Â»Das Gleiche. Aber auf Französisch. – Merde !«
    Ein Schraubenschlüssel fiel auf den Boden und rollte ein Stück weg.
    Coralie hob ihn auf, bückte sich und reichte ihn ihrem Vater zurück. »Also mehr als die Erweiterung meines französischen Wortschatzes fällt dir nicht dazu ein?«
    Â»Oh verdammt. Das muss ich schweißen.«
    Mit einem Seufzer stand Coralie wieder auf. Ihr Blick fiel auf die verstaubten Pokale und Siegerkränze, die ganz oben auf einem vergessenen Regal der Werkstatt standen. Hätte ihr jemand die Geheimformel für einen Superbrennstoff geklaut oder an den Bremsleitungen herumgesäbelt – René wäre außer sich gewesen. Aber es ging ja nur ums Tanzen.
    Am frühen Abend kam Laura vorbei. Sie spielte ihr die neusten Musikideen vor und zeigte ihr ein paar Moves. Sie war bei einer Mischung aus dem Klassiker Final Countdown und Fame angelangt – die »Besser als nichts«-Lösung, und Laura knabberte an ihren japanischen Gummibonbons, beobachtete sie mit kugelrunden Augen und sagte alle dreißig Sekunden: »Krass. Das ist echt porno. Wow.«
    Schwer atmend und schweißüberströmt ließ Coralie sich in den Wohnzimmersessel fallen, den sie, um eine Übungsfläche zu haben, zur Seite geschoben hatte. Sie griff nach Handtuch und Wasserflasche.
    Â»Das sagst du jetzt schon zwanzig Mal hintereinander.«
    Laura seufzte. »Was willst du hören? Du bist perfekt. Das stimmt alles. Khaled wäre ein Trottel, wenn er dich nicht nimmt. Und wenn du nicht gleich ein Angebot für seine Company bekommst. Was machst du eigentlich, wenn er das wirklich tut?«
    Â»Was?«
    Â»Wenn er dich haben will.«
    Â»Für den Workshop?«
    Â»Nein. Ganz.«
    Sie wischte sich mit dem Handtuch übers Gesicht. »Das wird nicht passieren.«
    Â»Und wenn doch? Du musst doch einen Plan B haben.«
    Â»Wie, Plan B?«
    Laura knüllte die leere Tüte zusammen und versenkte sie in ihrer Tasche. »Plan A ist, du verlierst. Nee, sag nichts!«, unterbrach sie sich, als Coralie protestieren wollte. »Ich hab noch nie gehört, dass du davon überzeugt gewesen wärst, irgendwo zu gewinnen. Immer höre ich: Ach, das schaffe ich doch sowieso nicht. Keiner nimmt mich. Khaled nimmt mich nicht. David nimmt mich nicht …«
    Das Sofakissen traf Laura, noch bevor sie sich wegducken konnte.
    Â»Was erzählst du für einen Mist?«, rief Coralie und suchte das nächste

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