Seilschaft (German Edition)
alles tun. Du musst dich nicht einmal bewegen, nicht den Schlafsack verlassen, nicht frieren, gar nichts.» Nico sah tief in die grünen Augen vor sich. «Ich tue alles, alles, was du willst.»
«Alles?», fragte Jason nach einer deutlichen Pause.
«Alles», bekräftigte Nico.
«Ah, ich mag den Klang dieses Wortes», sagte Jason, aber es schwang Spott in seiner Stimme. Nico fühlte sich nicht gerade behaglich, als Jason ihn mit eindringlichen Blicken prüfte, aber von ihm aus konnte Jason gerne überlegen, solange er nur wollte. Je mehr Zeit er mit Nachdenken verbrachte, umso besser, Hauptsache, die Nacht verging. Aber Jasons Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht. Immer noch dunkel und drohend.
«Und das war’s dann, he?», fragte Jason zuletzt. «Du nimmst dir, was du willst, und entkommst geschickt der Bestrafung?»
Nico schüttelte den Kopf. «So ist es nicht, Jason.»
«Es ist genau so», Jason sprach hart, mit tödlicher Schärfe. «Oder glaubst du, die letzte Nacht war ein Spaziergang im Park für mich? Dachtest du, das macht mir Spaß?»
«Es war kaum ...», aber offensichtlich sollte Nico keinen Satz mehr beenden, denn Jason lehnte sich vor, seine grünen Augen strahlten eine Kraft aus, die Nico erschreckte.
«Hast du erwartet, dass ich es genieße?», schnauzte er. Nico rührte sich nicht, hielt nur dem Blick stand. Aber Jason gab nicht nach. Er beobachtete Nico wie eine Giftschlange.
«Ja, möglicherweise», sagte er ruhig. «Ich wollte dir nicht wehtun, Jason.»
«Ja? Was war dann dein Ziel? Mich so oft wie möglich zu benutzen, solange du noch die Gelegenheit dazu hast?» Irgendetwas bemächtigte sich Jasons Temperaments, auf das Nico gern verzichtet hätte. Die Konzentration in Jasons Gesicht mischte sich mit ... Angst? Was auch immer, es verhieß Probleme.
«Ich war wütend auf dich. Ich schlug zurück.»
Jason sah ihn fassungslos an. «Zurückschlagen? Ein normaler Mensch würde den andern am Kragen packen und sieben Sorten Scheiße aus ihm prügeln, aber nicht du, oh nein. Du gebrauchst deine verdammte künstlerische Erfindungsgabe, um mich zu zwingen, genau das zu tun, was ich am meisten verabscheue, und dann», er hob seine Stimme, als Nico den Mund öffnete, um zu sprechen, «dann hast du den Nerv zu behaupten, das war nicht kalkuliert. Bedrohst du öfter Leute mit deinem Gürtel, Nico?»
«Üblicherweise nicht, nein», Nico antwortete gehorsam, denn Jason war todernst und bedrohlich aufgeregt.
«Ach, dann war das nur für mich, ich Glücklicher!», stieß Jason aus. Nico hätte sich gern wie ein Igel zusammengerollt, aber er sah Jason einfach nur in die Augen wie einem gefährlichen Tier. Zeig nicht, wie nervös du bist.
«Falls es dir nicht aufgefallen ist, du hast mich ohne jede Vorbereitung und ohne Gleitmittel genommen, nicht ein Mal, sondern zwei Mal in den vergangenen Tagen», knurrte Nico. «Ist das die Art, wie du normalerweise mit Leuten umgehst? Du hast angefangen, Jason.»
«Und ich habe die Absicht, es auch zu Ende zu bringen», keifte Jason. «Falls du’s vergessen hast, ich bin dran. Willst du runter von diesem Berg? Willst du meine Hilfe? Dann tu genau, was ich sage. Sofort.»
«Und was genau willst du, dass ich tue?» Nico fühlte sich ausgelaugt. Sein Gelenk pochte noch, aber das war fast schon ein vertrautes Hintergrundgeräusch. Seine Knochen wärmten auf, aber das hieß auch, dass wieder erwachende Nerven sich beschwerten. Und dann auch noch Jason, der ebenso wütend wie unsicher aussah. Als wüsste er, was er wollte, aber nicht, wie er’s anstellen sollte. Alles Theorie, keine praktischen Fertigkeiten. So typisch.
«Mit wie vielen anderen Männern hast du das gemacht?» Jason kam auf das Fragen zurück, als wollte er seinen eigenen Mangel an Erfahrung kaschieren.
Nico verzog das Gesicht.
«Na ja ...» Er dachte darüber nach. Na schön, er hatte ein bisschen was ausprobiert. Ein paar Schritte Richtung Bondage-Play, eine kleine Dosis SM «light» – aber jemanden zu beherrschen, wie er Jason beherrschen wollte letzte Nacht, das Gefühl war neu.
Er zuckte mit den Schultern. «Nicht mit vielen», log er. Er konnte sich an keinen erinnern.
Jason war auch wenig überzeugt und schnaubte. «Aha. Komisch. Auf jeden Fall fehlt dir etwas Erfahrung auf der andern Seite. Wie es ist, nicht der zu sein, der die Peitsche in der Hand hat.»
Nicos untere Körperhälfte ließ ihn deutlich wissen, wie elend sie sich bei dieser Feststellung fühlte.
«Versprichst du, dass
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