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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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gezogen hat. Er begutachtet sein Werk kritisch, setzt die Brille wieder auf und erhebt sich.
    »Tut mir Leid für dich, Bo, doch wenn ich nichts Neues in Erfahrung bringe, werde ich dich wohl festnehmen müssen.«
    Mein Herz klopft zum Zerspringen.
    »Jetzt gleich?«
    »Entspann dich, mein kleiner Angsthase, erst muss ich zum Richter.«
    »Ich hab Maeva nicht getötet. Und sie hat sicher nicht mit Johnny geschlafen. Johnny mag nur Frauen. Er hat damit nichts zu tun.«
    »Sicher … Doch er wohnt gegenüber von Bull und ist seit Tagen nicht mehr nach Hause gekommen, und als ich ihn in der Kartei überprüfen wollte, musste ich feststellen, dass es ihn gar nicht gibt . Kannst du mir vielleicht sagen, wer Johnny Belmonte ist?«
    Mir wird ganz kalt. Ich durchschaue sein Manöver. Das wollte er mir also zu verstehen geben, als er mir mit meiner Verhaftung drohte, falls er nichts Neues in Erfahrung bringen würde. Er verdächtigt Johnny! Ich schweige noch immer. Er holt tief Luft - ein Zeichen dafür, dass er genervt ist -, dann meint er:
    »Du kannst gehen.«
    Ich verschwinde, ohne den Mund aufgemacht zu haben.

KAPITEL 12
    Meine Gedanken überschlagen sich. Der Pastor ist hinter Johnny her. Wegen mir. Wegen dieser idiotischen Liebe, die ich für ihn empfinde. Ich kann einfach nicht anders. Maeva und Johnny? Warum hätte er sich mit ihr treffen sollen? Welche andere perverse Facette seiner Persönlichkeit lebte er bei ihr aus, die so süß und unschuldig war?
    Und wenn er es gar nicht gewesen ist? Blonde mit blauen Augen gibt es wie Sand am Meer. Maeva hatte vielleicht einen Kunden, der Johnny ähnlich sah. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er mich, wenn ich ihn nur berühre, sofort windelweich prügelt und es dann doch mit einem anderen Mann treibt!
    Ich muss unbedingt mit Louisette sprechen. Mir gegenüber hat sie Johnny nicht erwähnt. Sie muss mir alles ausführlich erzählen.
    Ich setze mich in eine Kneipe am Ende der Straße und warte darauf, dass sie nach Hause kommt.
    Der Pastor, eine schwarze Baseballkappe auf dem Kopf, kommt aus dem Haus. Er schlägt den Kragen seines schwarzen Ledermantels hoch, steigt in einen schwarzen BMW und fährt langsam los.
    Ich bestelle einen Kaffee. Der Wirt sieht mich verärgert an. Ich merke, dass ich im Vereinslokal der Boule-Spieler sitze und nicht so recht in das Ambiente passe. Die Zeit vergeht, wird lediglich von den Witzchen der Spieler unterbrochen, die hereinkommen, um ihren Durst zu stillen. Keine Louisette. Es wird dunkel, wie jeden Abend. Nichts ist weniger unwirklich als die Nacht. Außer vielleicht der Tag. Die beiden passen gut zusammen!
    Nun, ich kann entweder weiter auf Louisette warten und viel zu bitteren Kaffee in mich hineinschütten oder Monsieur Tomaso ein paar Fragen stellen. Doch offen gesagt bezweifle ich, dass Tomaso viel weiß. Louisette dagegen . Wenn es nämlich stimmt, dass Johnny Maeva besucht hat … Nein. Ich habe keine Lust, diesen Gedankengang weiter zu verfolgen. Ich will einfach nur Luft schnappen und an nichts mehr denken.
    Doch ich kann nicht aufhören zu denken. Und die Vorstellung, wie Johnny das Hackbeil schwingt, schwirrt mir im Kopf herum wie eine fette blaue Fliege.
    Es ist so einfach und logisch. Ich sehe Johnny nachts wie eine Raubkatze auf Beutezug gehen.
    Euer Ehren, wollen Sie sich tatsächlich über den Grundsatz »im Zweifel für den Angeklagten« hinwegsetzen? Johnny Belmonte - ein Psychopath? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig mit »Nein« beantworten. Ein Mörder? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig mit »Ja« beantworten.
    Aber wenn es Johnny war, der Mariana, Natty, Maeva und Marlene umgebracht hat, dann hat er auch Bull getötet. Und wenn dem so ist, warum hat er mir dann meinen Ring zurückgegeben? Warum sollte er, um mich zu belasten, meinen Namen bei Maeva an die Wand schreiben, aber meinen Ring nicht neben dem Spülstein liegen lassen? Das wäre doch ein weiteres Indiz gegen mich gewesen. Der Pastor hätte mich nicht mehr aus den Augen gelassen. Nein, wahrscheinlich hat es sich folgendermaßen abgespielt: Farida findet den Ring, erkennt ihn wieder und sagt zu ihm: »Hör mal, gib den bitte Bo zurück.« In dieser Situation kann er nicht anders, er muss ihn nehmen und gehen.
    Ich bin verrückt, ich denke über Johnny nach! Ich rufe mich zur Ordnung. Ich führe mich auf wie eine Irre, eine eifersüchtige Ziege, eine komplette Hysterikerin. Und zwar nicht, weil Johnny, dieser Dreckskerl, zu Nutten geht.

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