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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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seidenen Gürtel seines Hausmantels und öffnet ihn. Über seinem weißen Leinenhemd trägt er eine Schürze. Eine blutbefleckte Metzgerschürze. E finita la commedia!
    »Heute Abend werden wir unsere Hochzeit feiern. Das ist es doch, was Sie sich wünschen, nicht wahr, Bo?«, erkundigt er sich in blasiertem Ton.
    Ich fühle, wie die Wut in mir hochsteigt. Dieses idiotische Theater! Dieses Kleid! Diese dem Anlass angemessene Musik! Ach, all das ist so abgedroschen! Ein schlechter Film, ein schlechter Trip. Ich gehe auf meinen hohen Absätzen unsicher schwankend auf ihn zu und sage ganz ruhig zu ihm:
    »Ich will mit Johnny vögeln, nicht mit dir.«
    Er zwinkert mit den Augen.
    »Tss-tss, wie vulgär! Solche Ausdrücke gehören sich nicht für ein junges Mädchen!«
    »Scheißkerl!«
    Seine Faust schießt so schnell vor, dass ich sie nicht kommen sehe. Sie landet auf meiner linken Gesichtshälfte, und ich falle rückwärts auf den Tisch. Er ist mir überlegen und bereit, mich ein weiteres Mal zu schlagen. Ich richte mich auf, mein Mund streift die fleckige Schürze.
    »Na, mach ich dich heiß, du Mistkerl?«
    Ein weiterer Fausthieb auf die gleiche Stelle, Blut auf dem Tisch. Er packt mich im Nacken wie ein Kätzchen und zieht mich hoch. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich kralle mich in seinen schwarzen Haaren fest und ziehe mit aller Kraft. Die Perücke löst sich an einigen Stellen, ein paar blonde Haarsträhnen kommen zum Vorschein, er stößt mich von sich, und ich schlage gegen die Wand.
    Er ist wütend.
    »Weißt du was, Johnny, mein Liebling, mit deiner schief sitzenden Perücke könnte man dich leicht für eine alte Schwuchtel halten .«
    Ich denke: Na los, komm schon, töte mich, bringen wir es hinter uns, du glaubst, ich sei dir auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert, dabei bist du mir ausgeliefert, endlich kann ich dich lieben und es dir sagen, und du kannst nichts anderes tun als mich umbringen, weiter nichts, du hast verloren, Johnny, du hast verloren!
    Er nimmt die Perücke ab, legt sie auf die Kommode, zieht den Arm hinter seinem Rücken hervor, und zum Vorschein kommt ein funkelndes Beil.
    Das Hackbeil.
    Obwohl mein Körper in diesem Augenblick am liebsten zu Boden sinken möchte, zwinge ich mich, aufrecht und mit hoch erhobenem Kopf stehen zu bleiben. Mit krächzender Stimme, die hoffentlich sarkastisch klingt, frage ich ihn:
    »Was willst du damit machen, Johnny? Mich bei lebendigem Leib in Stücke teilen? Und mit mir schlafen, wenn ich tot bin?«
    Er wirft mir einen vernichtenden Blick zu.
    »Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen, Bo!«
    Johnny, endlich! Ich erkenne ihn an seiner Stimme wieder, die hart und brutal klingt. Und er duzt mich. Ich halte seinem Blick stand und sehe ihn herausfordernd an. »Du brauchst mir nur die Zunge herauszureißen!«
    Er bewegt sich kaum merklich, und ich spüre einen kalten Hauch auf meinem Oberarm. Ich sehe hin. Eine rote Spur zieht sich über meinen Gips. Und dann merke ich auch schon den Schmerz. Heftig und brennend.
    Ich betrachte den Unbekannten, der mir gegenübersteht, zur Hälfte Klein, zur Hälfte Johnny.
    »Beeindruckend. Ein echter Spezialist. Sag mal, Liebling, ich dachte, du hast es nur auf richtige Frauen abgesehen . Du hast sofort von Marlene abgelassen, als du merktest, dass du an einen Mann geraten warst. Wie komme ich also zu der Ehre?«, erkundige ich mich und deute dabei auf das Beil.
    »Weil du Klein gefällst«, sagt er mit Grabesstimme.
    Und bricht in schallendes Gelächter aus.
    Er senkt den Kopf und hält sich eine Hand vor die Augen. Ich verstehe nicht, was das soll. Doch als er sich wieder aufrichtet, sehe ich, dass er keine Kontaktlinsen mehr trägt.
    »So, genug gescherzt«, meint er und legt die Linsen sorgsam in eine Perlmuttschachtel. »Du hast es mir wirklich geglaubt, was? Das mit der Persönlichkeitsspaltung?! Klein, der auf Männer steht, und Johnny, der Frauen umbringt . Ein Fall wie aus dem Lehrbuch.«
    Er zieht sich den Bart ab, die Überreste des Klebers sind auf seinen blonden Wangen zu sehen. Johnny, der mich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ansieht. Ich zuckte die Achseln, bleibe aber hartnäckig:
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich muss dir nicht antworten. Ich stelle hier nämlich die Fragen.«
    »Ach, wir spielen Polizist. Hast du nichts Originelleres auf Lager?«
    Er lächelt hinterhältig.
    »Oh! Aber natürlich, Bo, ich habe zig Sachen ganz speziell für dich in Reserve!«
    Ich gehe mit

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