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Sein Anteil

Sein Anteil

Titel: Sein Anteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Wuchold
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raus«. Er zitterte am ganzen Körper.
    Die Meldung in der »Times« lautete: »Henry Hewitt ist bei dem Versuch, mit seiner Familie England durch den Kanaltunnel zu verlassen, am späten Dienstagabend verhaftet worden. Er selbst erklärte, er habe mit seiner Frau, einer gebürtigen Französin, und der gemeinsamen Tochter Patricia an einer Familienfeier in einem Chateau an der Loire teilnehmen wollen. Es sei seine Absicht gewesen, am Wochenende wieder britischen Boden zu betreten, um sich in dem gegen ihn anhängigen Verfahren wegen Hehlerei und Schmuggelei von Kunstgegenständen von allen Vorwürfen rein zu waschen. Die britische Grenzpolizei wertete Hewitts geplante Reise dagegen als Fluchtversuch. Er wurde noch am selben Abend den Londoner Sicherheitsbehörden übergeben.«
    Willems Puls flatterte. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Aber dennoch hätte er vor Freude an die Decke springen können. Nur die Blicke der anderen Gäste in seinem Stammcafé in South Kensington, die bereits sorgenvoll zu ihm herüber sahen, hielten ihn davon ab, die Zeitungen in der Luft zu zerreißen, auf den Boden zu werfen und mit Indianergeheul auf ihnen herumzutanzen.
    Hewitt war hinter Gittern! Damit hatte sich alles endgültig erledigt. Hewitt hinter Gittern: Das müsste Pia und Nikita aufhalten. Jetzt müssten auch sie verstehen, dass es keinen Zweck mehr hätte weiterzumachen. Auch sie müssten einsehen, dass die Entführung damit geplatzt war.
    Willem riss die beiden Seiten mit den Meldungen heraus. Er stand auf, warf ein paar Münzen für seinen Kaffee auf den Tisch und stürzte ins Freie. Hewitt hatte sich mit seinem stümperhaften Fluchtversuch selbst ausgeliefert. Er musste mit Pia und Nikita reden, sofort. Er musste ihnen sagen, was los war.
    An einem Fernsprecher in der U-Bahn-Station South Kensington wählte Willem hastig Pias Nummer. Nur der Anrufbeantworter meldete sich. Er hinterließ keine Nachricht. Er versuchte es bei Nikita. Niemand hob ab. Pia musste aber zu Hause sein! Wahrscheinlich schlief sie noch und hatte deshalb den Anrufbeantworter angestellt.
    Er fuhr mit der U-Bahn zur Bond Street. Vor Aufregung hätte er beinahe verpasst, in Green Park umzusteigen. Er rannte, so schnell er konnte, zur New Cavendish Street. Mit hochrotem Kopf und außer Atem kam er am Haus Nummer 54 an. Er drückte besessen auf den obersten Klingelknopf. Er wartete, drückte noch einmal. Nichts.
    Ein Mann kam aus dem Haus. Willem stürzte über die Straße, schaffte es, im letzten Moment die sich schließende Tür aufzuhalten. Er sprang die Treppen hinauf, stolperte, rappelte sich wieder auf, stieg weiter. Willem pochte kräftig gegen Pias Wohnungstür. Es war keine Bewegung zu hören. Er ließ sich auf die Stufen fallen. Es half nichts. Er musste bei Nikita vorbei.
    Willem rannte wieder los. An der Baker Street musste er über zehn Minuten lang auf den nächsten Zug warten. Zudem fuhr die City-Line beinahe gemächlich, jedenfalls langsamer als die anderen Linien. Willem ärgerte sich. Die andere Verbindung wäre umständlicher, aber wahrscheinlich schneller gewesen. Aber kam es wirklich auf fünf Minuten mehr oder weniger an? Jetzt, da sowieso alles vorbei war?
    Willem klingelte bei Nikita einmal, zweimal. Jemand kam zur Tür.
    »Hey, was für eine nette Überraschung?«
    Die fette Amerikanerin griente Willem an. Sie trug nur ein unförmiges T-Shirt. Ihr langes Haar war zersaust. Sie schien gerade erst aufgestanden zu sein.
    »Ist Nikita da?«, blaffte Willem sie an.
    »Nein. Ich bin ganz allein.«
    Die Dicke strengte sich an, verführerisch zu wirken.
    Willem hätte die Fette ohrfeigen können.
    »Weißt du, wann er zurückkommt?«
    »Nein, wahrscheinlich erst am Abend. Aber was ist denn los? Du siehst ganz abgehetzt aus. Willst du nicht reinkommen?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein! Wirklich nicht.«
    Willem zog sich zurück, ohne sich zu verabschieden. Hinter ihm knallte die Tür zu.
    Er ging einfach drauflos. Er wusste nicht, wohin er ging. Er wollte einfach seiner Aufregung davon laufen, um dann sein Glück in aller Ruhe fassen zu können. Anstatt zur U-Bahn zurückzukehren, ging er weiter nach Westen, wandte sich irgendwo nach links, wanderte weiter geradeaus. Er konnte kaum etwas sehen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Hewitt war dort, wohin Willem ihn gewünscht hatte, im Gefängnis. Und genau zum richtigen Zeitpunkt, keinen Tag zu spät.
    Er ließ sich erschöpft auf einer Bank an einer Bushaltestelle nieder. Hatte er

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