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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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den nächsten Zug der Northern Line. Die ersten paar Haltestellen gab es nur Stehplätze. Er stand neben einer sehr schönen jungen Frau und starrte auf ihr Spiegelbild im Fenster, um sich von der Vergangenheit abzulenken.
    Er stieg in Archway aus und fragte sich zur Harrington Lane durch, wo er Pete Cavendishs Haus fand. Cavendish lag noch im Bett, erinnerte sich aber noch an ihn. Als Reeve sich entschuldigte und erklärte, was er wollte, gab ihm Cavendish den Schlüssel und sagte, wenn er fertig wäre, möge er ihn zurückbringen. Klingeln bräuchte er nicht, einfach durch den Briefschlitz werfen.
    »Danke«, sagte Reeve. Cavendish nickte und machte die Tür wieder zu.
    Er brauchte ein Weilchen, um herauszufinden, wie die Gasse hinter Cavendishs Straße zu erreichen war, aber schließlich fand er einen Weg und ging die Gasse ab, bis er die richtige Garage gefunden zu haben schien – mit den leeren Dosen und Flaschen und so weiter davor. Er schloss das Tor auf und zog es hoch. Dazu waren zwar mehrere Anläufe und ein zerbrochener Backstein nötig, mit dem er den Rollen ein paar sanfte Schläge verabreichte, aber schließlich war die Garage offen. Hunde bellten aus einigen der ummauerten Hinterhöfe und machten ebenso viel Lärm, wie er gerade eben selbst produziert hatte.
    »Arnie! Schnauze!«, brüllte jemand. Bösartiger konnte ein Hund auch nicht klingen.
    Reeve schloss den Wagen auf, zog den Choke etwas heraus und drehte den Zündschlüssel herum. Es dauerte eine Weile, aber schließlich sprang der Motor an, und nach anfänglichem Stottern lief er sogar ziemlich rund. Reeve fuhr hinaus auf die Gasse und ließ den Motor laufen, während er zurückging, um das Garagentor zu schließen. Das rief wieder die Hunde auf den Plan, aber er schenkte ihnen keine Beachtung; er schloss die Garage ab und setzte sich wieder in den Saab. Glasscherben, Backsteinen und Müllsäcken ausweichend, fuhr er langsam zum Ende der Gasse zurück. Zweimal links abgebogen, und er war wieder vor Cavendishs Haus; dort hielt er kurz, um den Garagenschlüssel in den Briefkasten zu werfen.
    Er suchte nach einem Stadtplan von London, fand aber keinen. Weder im Handschuhfach noch unter den Sitzen. Das Auto befand sich in einem Zustand, den er als »rudimentär« bezeichnet hätte. Selbst das Radio war herausgerissen worden; es hingen nur noch ein paar Kabel und eine Steckverbindung heraus. Rudimentär vielleicht, aber nicht so rudimentär wie sein Landrover, dessen Wrack jetzt irgendwo in Frankreich herumstand. In den letzten anderthalb Tagen war eine Menge passiert. Er hätte sich am liebsten hingesetzt und ausgeruht, aber er wusste, dass es das Letzte war, was er sich leisten durfte. Er hätte zu Jims Wohnung fahren können; vielleicht würde Fliss Hornby da sein. Aber das war ausgeschlossen. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen, und er hatte ja schließlich gesehen, was seine Anwesenheit für eine alleinstehende Frau für Folgen haben konnte …
    Der Tank war fast leer, also hielt er an einer Tankstelle, tankte und kaufte sich eine Zeitung. Dann blätterte er sie im Auto nach einer Meldung aus Frankreich durch und fand nichts. Er fragte sich, wie lange die französische Polizei wohl brauchen würde, um den Eigentümer des ausgebrannten Wagens zu identifizieren. Er schätzte, maximal zwei Tage, wodurch ihm heute und vielleicht noch morgen blieb. Vielleicht, aber nicht sicher. Er musste sich ranhalten.
    Er hatte nur den einen Plan: Angriff. Vergangene Nacht hatte er einen taktischen Rückzug versucht, und das hatte mehrere Menschen das Leben gekostet – darunter vermutlich auch Marie Villambard. Jetzt, wo er wusste, dass er es mit Jay zu tun hatte, wollte er sich nicht länger verstecken, glaubte auch nicht, dass er sich hätte verstecken können – nicht auf lange Sicht. Und schon gar nicht, wenn er wusste, dass Jay da draußen war. Deswegen blieb ihm keine andere Taktik, als anzugreifen. Ein Himmelfahrtskommando vielleicht, aber immer noch besser als gar nichts. Er dachte an Joan und Allan. Er würde Joan anrufen müssen; sie machte sich bestimmt Sorgen. Herrgott, was für Lügen würde er ihr diesmal auftischen? Er konnte ihr unmöglich von Marie Villambard erzählen. Aber ihr nichts davon zu erzählen, konnte unter Umständen bedeuten, dass plötzlich die Polizei bei ihrer Schwester anklopfte und nach seinem Aufenthaltsort fragte. Und dann würde sie deren Version von der Geschichte erfahren, ohne seine zu kennen.
    Marie Villambard...

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