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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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auseinandersetzte.
    »Du solltest die Rezensionen in Empire und Premiere sehen«, sagte er gereizt, »die waren hin und weg von dem Streifen!«
    »Und wie fandest du ihn?« Reeve wartete im Flur, während Halliday die stahlverstärkte Haustür dreimal abschloss. Er wusste, dass Hallidays Nachbarn glaubten, seine Vorhänge seien deswegen immer zugezogen, weil er sich Filme ansah. Es ging das Gerücht, Halliday schreibe an einem eigenen Film. Oder er sei irgendein englischer Regisseur, der sich in Hollywood eine goldene Nase verdient und beschlossen hatte, sich jung zur Ruhe zu setzen.
    Mit seinem kurzgeschorenen, schütteren roten Haar, dem Gesicht voller Sommersprossen, den spitz zulaufenden karottenfarbenen Koteletten und dem dunkelroten Schnurrbart sah er tatsächlich jünger aus. Er war groß und schlaksig und schien keine rechte Kontrolle über seine Arme zu haben. Er schlenkerte damit planlos herum, während er Reeve den kurzen Flur entlang ins Wohnzimmer führte.
    »Wie ich ihn fand? Genau, wie der Empire ihn fand!«
    Halliday hatte selten eine eigene Meinung – meistens meinte er das, was ihm die Kritiker und die Filmtheoretiker vorbeteten. Im Wohnzimmer stand ein gefährlich schiefes selbstgebautes Bücherregal, das sein gesammeltes Filmwissen enthielt: Es gab Bücher aus der Leihbücherei, Bücher, die er sich gekauft, und solche, die er in irgendwelchen Läden geklaut hatte. Es gab gebundene Jahrgänge von Zeitschriften, Ringordner voll Besprechungen aus Zeitungen und Magazinen. Er hatte Kassetten über Kassetten mit Videoaufzeichnungen von Barry Norman und anderen TV-Filmpäpsten. Er ließ sich in seinen breiten Sessel plumpsen und gestikulierte in Richtung des Sofas. Natürlich lief im Fernsehen gerade ein Film.
    »Machst du grad deine Scorsese-Phase durch?«, fragte Reeve. Er hatte gesehen, dass es Hexenkessel war. »Wie oft hast du dir den hier schon angeguckt?«
    »So’n dutzendmal. Da sind ein Haufen Tricks drin, die er auch in späteren Filmen abzieht. Guck, diese langsame Kamerafahrt durch die Bar. Die kommt auch in Goodfellas vor. Später kommt eine gute Szene mit dem besoffenen Harvey Keitel. Wie kommt’s, dass Keitel so oft Katholen spielt?«
    »War mir noch gar nicht aufgefallen.«
    »Doch, hab ich irgendwo gelesen...« Hallidays Augen klebten am Bildschirm. »Auch die Musik, die Weise, wie er in diesem Film die Musik einsetzt, ist haargenau wie später in Goodfellas .«
    »Tommy, hast du das Birdy gekriegt?«
    Halliday nickte. »Wird dir aber nicht schmecken.«
    »Wie meinst du das?«
    Halliday rieb lediglich Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Nicht billig, hm?«
    »Nicht billig. Die Kolumbianer, mit denen ich früher immer zu tun hatte, sind nicht mehr im Geschäft. Sie arbeiteten für das Medellin-Kartell, aber die Medellin-Leute haben vom Cali-Kartell eins in die Fresse gekriegt. Jetzt hab ich anscheinend mit den Calis zu tun, und die sind nicht ganz so – wie soll ich sagen – freundlich . Außerdem weißt du ja: In Kolumbien gibt’s das Zeug wie Sand am Meer, aber hier bei uns ist es eher dünn gesät...« Er sah Reeve an und lächelte. »Gott sei Dank.«
    »Also, was hat es gekostet?«
    Halliday sagte es ihm.
    »Was denn, hab ich die ganze Ernte aufgekauft?«
    »Du hast genug gekauft, um die Dagenham Girl Pipers vollzählig ins Bett zu kriegen.«
    Wenn man sich im Wohnzimmer – oder auch im Rest des Hauses – umsah, wäre man nie auf die Idee gekommen, dass Tommy Halliday mit allem handelte, was es von Drogen bis Waffen gab. Das lag daran, dass er absolut nichts Kompromittierendes bei sich aufbewahrte. Kein Mensch wusste, wo er seine Ware bunkerte, aber Reeve vermutete, dass das ein weiterer Grund war, warum sich Tommy für diese Ecke von Wales entschieden hatte. Hier gab es jede Menge Gegend , Berge und Wälder, die nur von gelegentlichen Wanderern und Picknickern frequentiert wurden – und darin jede Menge mögliche Verstecke.
    Nein, die einzigen Dinge in Tommys trautem Heim, die einen hätten argwöhnisch machen können, waren die verschiedenen Wanzenortungsgeräte und sein nicht ganz handelsübliches Mobiltelefon. Tommy misstraute der British Telecom, und im Haus benutzte er nur ein Handy mit angeschlossenem tragbarem Scrambler. Der Scrambler war das Standardmodell, das der US-Nachrichtendienst verwendete, und Reeve vermutete, dass er während der Operation Desert Storm »vom Lastwagen gefallen war«. Während dieses Feldzugs war jede Menge Kriegsmaterial abhanden

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