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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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arbeiten. Entweder das, oder das Geld von CWC annehmen, damit Giles beschwichtigen und sich von dem Rest einen Urlaub genehmigen. Auf die Art wären alle glücklich gewesen. Vielleicht sogar er. Aber so funktionierte das nicht. Da lag eine Story zum Greifen nahe, und wenn er sie sich nicht griff, würde sie ihm noch monate-, ja jahrelang keine Ruhe lassen. So wie das eine Mal, als er die Faslane-Story hatte begraben müssen. Damals hatte er für eine Londoner Zeitung gearbeitet, und der Verleger hatte den Chefredakteur angewiesen, ihn zurückzupfeifen. Er hatte vor Wut geschäumt, dann gekündigt, dann entschieden, dass er doch nicht kündigen wollte; also hatten sie ihn gefeuert. Er hatte sich die Story wieder vorgenommen, jetzt als Freier, kam damit aber nicht weiter, und das, was er hatte, wollte keiner veröffentlichen; lediglich das Satire-Magazin Private Eye erbarmte sich und räumte der Sache eine halbe Seite ein, ganz hinten.
    Gott segne die freie Presse!
    Er rauchte eine weitere Zigarette, zog dann das Telefon vom Nachttisch zu sich herunter.
    Früher hätte er in einem Hyatt oder Holiday Inn gewohnt, vielleicht sogar im Marriott. Aber die Zeiten hatten sich geändert, und James Reeve nicht minder. Er war jetzt knickriger: Er gab kleinere Trinkgelder (wenn überhaupt; dieser Typ in Tarantinos Reservoir Dogs hatte nicht Unrecht); und er war weniger liebenswürdig. Arme Leute können sich keine Liebenswürdigkeiten leisten; sie sind zu sehr damit beschäftigt, irgendwie über die Runden zu kommen.
    Bei Eddie klingelte und klingelte es, Reeve ließ es klingeln, bis endlich jemand abnahm.
    »Was? Was?«
    »Guten Morgen, Sir«, flötete Reeve, während Rauchsträhnen aus seinen Nasenlöchern quollen, »das ist Ihr bestellter Weckruf.«
    Allerlei Gestöhne und bellender Husten am anderen Ende der Leitung. Wie schön, dass es auch anderen dreckig ging.
    »Du Abschaum, du stinkendes Stück Scheiße, du absoluter Oberdepp!«
    »Wer spricht da?«, fragte Reeve. »Der telefonische Pöbeldienst?«
    Eddie Cantona keuchte, während er versuchte, gleichzeitig zu reden, zu lachen und sich eine Zigarette anzustecken. »Also, was steht heute an?«, fragte er endlich.
    »Komm einfach rüber und sammel mich ein. Bis dahin denk ich mir was aus.«
    »In dreißig Minuten, okay?«
    »Sagen wir lieber in einer halben Stunde.« James Reeve legte auf. Er mochte Eddie, sogar sehr. Sie hatten sich in einer Bar im Gaslamp Quarter kennen gelernt. Die Bar war auf Wildwest getrimmt und bot Steaks und Spareribs an. Man aß an einer langen, ungehobelten Holzplanke oder an ebenso ungehobelten Holztischen, und am Tresen wurde das Fassbier in Einmachgläsern ausgeschenkt. Klar, es war ein dummer Gag, und die Folge war, dass man nicht allzu viel Bier für sein Geld bekam – aber es war gutes Bier, so gut und so dunkel, dass es fast englisches hätte sein können.
    Reeve war nach einem schweißtreibenden, fruchtlosen Marsch in der prallen Sonne in die kühle, dunkle Bar gekommen; und er hatte zu viel Bier in zu kurzer Zeit getrunken. So war er mit dem Mann auf dem Nachbarhocker ins Gespräch gekommen, der sich als Eddie Cantona vorgestellt hatte. Reeve entgegnete, es gebe einen Fußballspieler namens Cantona, musste dann erklären, dass er mit »Fußball« Fußball meinte und nicht etwa Football und dass der Spieler Franzose war.
    »Das ist ein spanischer Name«, widersprach Eddie. Und so klang er auch, wenn er ihn aussprach, mit einem richtigen, betonten »o« in der Mitte und mit drei Silben – während die Kommentatoren in England den Ehrgeiz zu haben schienen, ihn auf höchstens zwei Silben zu verkürzen.
    Danach konnte die Konversation nur besser werden, besonders als Eddie mitteilte, er stehe »vorübergehend dem Arbeitsmarkt zur Verfügung« und besitze ein Auto. Reeve hatte bislang ein Vermögen für Taxis und andere Beförderungsmittel ausgegeben. Und hier war ein Fahrer, der einen Kurzzeitjob suchte. Und dazu ein Schrank von einem Kerl – jemand, der bei Bedarf auch noch den Bodyguard spielen könnte. Mittlerweile rechnete Reeve fest damit, dass sich der Bedarf bald einstellen würde.
    Ihm war Geld angeboten worden, damit er die Story fallen ließ. Und als er das Angebot ausgeschlagen hatte, war der nächste Schritt eine wortlose Tracht Prügel in einer dunklen Nebengasse gewesen. Sie hatten ihn erwischt, als Eddie gerade unterwegs war. Sie hatten keinen Ton gesagt, was die deutlichste Botschaft war, die sie ihm hätten übermitteln

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