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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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beschleunigte er seinen Schritt und lief in der schon eingeschlagenen Richtung weiter. Er fragte sich, wie Jay es geschafft haben konnte, sich in der einen Richtung von ihm zu entfernen und ihm dann trotzdem von der anderen Seite entgegenzukommen. Es war verrückt. So schlecht war Jays Ortssinn denn doch wirklich nicht …
    Es sei denn... es sei denn, er war absichtlich zurückgekommen. Der Feind hatte nur eine Stimme gehört, war nur von einem Gewehr, einem Granatwerfer beschossen worden.
    Die Argentinier wussten überhaupt nicht, dass sie es mit zwei Männern zu tun hatten!
    Reeve begriff. Der sicherste Ausweg aus einer solchen Situation war, sich unsichtbar zu machen und dem Feind zu erlauben, seinen Partner gefangen zu nehmen. Aber das funktionierte natürlich nur, wenn der Partner auch gefangen wurde . Jay half also lediglich ein bisschen nach. In Hereford würde Aussage gegen Aussage stehen... immer vorausgesetzt, sie schafften es beide zurück.
    Hinter der Erhebung schien das Gelände ebener zu werden, was einerseits bedeutete, dass er schneller vorwärts kam, andererseits aber auch leichter auszumachen war. Er meinte, Rotoren hinter sich zu hören: ein Heli, vielleicht auch mehr als einer, wahrscheinlich mit Suchscheinwerfern ausgerüstet. Er musste Deckung suchen. Nein, er musste in Bewegung bleiben, musste Abstand zwischen sich und seine Verfolger bringen. So ohne den Rucksack und den größten Teil seiner Ausrüstung war es ein Gefühl, als habe man ihm Bleikugeln von den Fußknöcheln genommen. Bei dieser Vorstellung musste er an Ketten denken, und der Gedanke an Ketten gab ihm frischen Schwung. Seine Ohren fühlten sich immer noch wie verstopft an; noch immer zischte es darin. Er konnte keine Fahrzeuge hören, keine Kommandos oder Schüsse. Nur Rotoren... und sie kamen näher.
    Viel näher.
    Reeve warf sich auf den Boden, als der Hubschrauber über ihn hinwegdonnerte. Er war zu seiner Rechten und flog zu schnell, als dass er Reeve hätte sehen können. Das war erst der Anfang eines Suchflugs. Sie würden weiterfliegen, bis sie sicher wären, dass er unmöglich so weit gelaufen sein konnte, dann umkehren und langsamer zurückfliegen, dabei immer wieder in den Schwebeflug gehen, um den Boden mit dem Suchscheinwerfer abzuleuchten.
    Er musste sofort in Deckung gehen.
    Aber es gab keine Deckung. Er lud den Granatwerfer, stand auf und lief wieder los. Er trug das Gewehr jetzt nicht mehr mit beiden Händen, sondern, entsichert, in der Rechten. Den Vorderschaft in die andere Hand zu schwingen, zu zielen und zu feuern wäre eine Sache von einer Sekunde gewesen.
    Er sah den Lichtstrahl weit vor sich Schwenks vollführen, die ihn, sobald der Heli näher wäre, unweigerlich erfassen würden. Reeve ließ sich auf ein Knie fallen und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Seine Knie schmerzten und waren steif. Der Heli bewegte sich jetzt auf einer gleichmäßigen rasterförmigen Bahn. Sie hatten es nicht eilig. Sie gingen methodisch vor, genauso wie Reeve es in ihrer Situation getan hätte.
    Als der Helikopter fünfundsiebzig Meter vor ihm war, stützte Reeve den Ellbogen auf das Knie auf und zielte. Sobald der Hubschrauber wieder in den Schwebeflug ging, schoss Reeve die Granate ab. Er beobachtete das Geschoss, das wie eine aufgeblähte Gewehrkugel den Lauf verließ und in den Himmel zischte, aber er wartete das Resultat nicht ab. Er rannte schon wieder, ging in die Hocke und duckte sich, als sich der Himmel über ihm in einen Feuerball verwandelte, aus dem verbogene Rotorblätter zu Boden fielen. Etwas Heißes traf Reeves Arm. Er vergewisserte sich, dass es kein Phosphor war. Nein, nur glühendes Metall. Es klebte an seinem Arm fest, und er musste es, samt etwas versengtem Fleisch, am Boden abscheuern.
    »Herrjesus!«, keuchte er. Der Hubschrauber war hinter ihm abgestürzt. Es folgte eine weitere Explosion, die ihn fast von den Füßen riss. Weitere Metall- und Glassplitter prasselten auf ihn ein. Vielleicht waren auch ein paar Leichenteile mit dabei. Er sah nicht näher hin.
    Der Arm tat nicht weh; um die Wunde kümmerten sich fürs Erste Adrenalin und Angst, die besten Anästhetika der Welt.
    Einen Augenblick lang hatte er richtig Angst gehabt, und am meisten hatte er befürchtet, dass die Hitze an seinem Arm von weißem Phosphor kommen könnte. Das Zeug war tödlich – es hätte sich glatt durch ihn durchgebrannt, ihn bei lebendigem Leib zerfressen.
    Tja, dachte er, wenn Jays Rauchwand ein Hinweis auf meine

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