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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Munition ausging. Reeve wusste, dass sein Partner durchgeknallt war. Er war sich bei Jay von Anfang an nicht sicher gewesen, und jetzt bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen. Alles, was Jay tat, widersprach der Standardvorgehensweise... oder sonst einer sinnvollen Vorgehensweise. Reeve fragte sich, ob es in dieser Situation gerechtfertigt gewesen wäre, Jay zu erschießen. Er verwarf den Gedanken fast augenblicklich.
    »Wir sehen uns in Chile!«, schrie Jay. Reeve schaute nicht zurück, aber er hatte an der Stimme gehört, dass auch Jay in Bewegung war – und eine andere Richtung als er selbst eingeschlagen hatte.
    Was Reeve mehr als recht war.
    Er kannte die ersten paar hundert Meter auswendig, hätte sie mit verbundenen Augen laufen können. Er hatte das Gelände die letzten zwölf Stunden lang angestarrt, seit er und Jay die Richtung gewechselt hatten. Sie hatten sich um hundertachtzig Grad gedreht, um frisch und wachsam zu bleiben. Wenn man ein und denselben Fleck zu lang fixierte, konnte die Konzentration nachlassen.
    Aber Reeve hatte sich auf die Route, auf seine Fluchtroute konzentriert. Er wusste nicht, was ihn hinter der nächsten Erhebung erwartete, aber die nächste Erhebung bedeutete Schutz vor Beschuss und Deckung vor Nachtsichtgeräten, und das war für ihn momentan das Wichtigste: Deckung. Wie er anhand einer früheren Kompasspeilung wusste, lief er momentan nach Nordosten. Wenn er die Richtung beibehielt, würde er nördlich von Rio Grande auf die Küstenstraße stoßen. Er nahm dadurch ein Risiko auf sich, da diese Richtung bedeutete, dass er den Nordrand des Flugplatzes umgehen musste. Nun, in der Gegend würden sie ihn ja wohl kaum vermuten. Wichtiger war, dass er zwei Hindernisse überqueren musste: eine Hauptstraße und den Fluss, von dem die Stadt Rio Grande ihren Namen hatte.
    Er wusste selbst nicht, warum er sich eigentlich auf die Küste eingeschossen hatte, und wenn Jay auf dem Weg nach Chile war, dann Gott befohlen. Jay würde am Treffpunkt vielleicht eine Stunde auf ihn warten und dann weitermarschieren. Viel Glück auch.
    Scheißkerl.
    Reeve überwand die Anhöhe auf allen vieren, tief geduckt für den Fall, dass ihn irgendwelche bösen Überraschungen erwarteten. Aber die Argentinier hatten ihm mit dem Bombardement eindeutig einen Gefallen getan – jetzt war keine einzige Patrouille mehr unterwegs. Einmal über dem Kamm, schlitterte er über Kies und lose Steinbrocken auf der anderen Seite wieder hinunter. Es wirkte nicht wie ein künstlicher Hang. Das war kein Steinbruch, keine Abraumhalde; am ehesten erinnerte das Gelände an die eiszeitlichen Geröllhänge, die Reeve von den schottischen Bergen her kannte. Am Ende rutschte er den Hang der Einfachheit halber auf dem Arsch hinunter. Gerade als er dachte, die Abfahrt würde überhaupt kein Ende mehr nehmen, landete er auf einem Schotterweg, den er eilig überquerte – rückwärts, um nach etwaigen Verfolgern Ausschau zu halten. Im Licht von Stablampen wären seine Spuren deutlich zu erkennen gewesen. Auf der anderen Seite des Weges drehte er sich wieder herum und nahm den nächsten Hang im Laufschritt in Angriff. Hinter ihm waren Schüsse zu hören, Geschützfeuer und Raketen und Granaten. Der Himmel war von pinkfarbenem Feuer erfüllt, wie ein gigantisches Feuerwerk. Er hatte den Geruch von Schießpulver in der Nase.
    Dieser dämliche Scheißkerl.
    Rechts von ihm, siebzig, achtzig Meter entfernt, war jemand. Es sah aus wie Jays Silhouette.
    »Jay!«, rief Reeve.
    Jay schnappte nach Luft. »Lauf weiter!«, zischte er.
    Also lief Reeve weiter. Und der Himmel über ihm wurde strahlend weiß. Er konnte es nicht glauben. Jay hatte eine Phosphorgranate gezündet. Weißer Phosphor erzeugte einen guten Rauchvorhang, aber man setzte das Zeug nicht ein, wenn man sich bereits auf dem Rückzug befand. Dann begriff Reeve, was Jay getan hatte, und sein Magen schlug einen Purzelbaum. Jay hatte den Phosphor in Reeves Richtung geworfen und hatte sich in die andere Richtung entfernt. Er benutzte Reeve als Köder, lockte die argentinischen Truppen in Reeves Richtung, während er sich seinerseits absetzte.
    Scheißkerl!
    Und jetzt hörte Reeve ein Pfeifen, ein menschliches Pfeifen. Eine Melodie, die er kannte.
    Row, row, row your boat,
    Gently down the stream …
    Und dann Stille. Jay war weg. Reeve hätte ihm folgen können, aber das hätte bedeutet, mitten durch die Rauchwand zu laufen und in Gott weiß was hineinzugeraten. Stattdessen

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