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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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geduckt weiter und legte, als er nah genug war, das Gewehr auf den Boden. Seine Rechte griff schon nach Lucky 13.
    Als Reeve dicht hinter ihm war, machte sich der Mann gerade den Hosenstall wieder zu. Er hatte zum Pinkeln ebenfalls das Gewehr hinlegen müssen. Reeve spannte die Muskeln an und machte einen Satz nach vorn, eine Hand auf dem Mund des Mannes, während der Dolch sich in die entblößte Kehle darunter bohrte. Die Hände des Mannes schossen zu spät nach oben. Reeve sägte weiter an der Kehle herum, während heißes Blut auf seine Hände sprudelte. Es plätscherte wie Urin auf die Erde. Er ließ die Leiche lautlos zu Boden gleiten und hob sein Gewehr wieder auf. Der andere Mann rief jetzt nach seinem Kameraden. Reeve produzierte ein bejahendes Geräusch und trottete los, als ob er fertig wäre und jetzt wieder aufholte. Seine Augen brannten sich in den Rücken des Feindes. Der Soldat sagte was von Basis anfunken. Reeve packte ihn am Kopf und machte sich mit dem Messer an die Arbeit. Mehr dampfendes Blut. Eine weitere Leiche.
    Er hatte sie wie nach dem Lehrbuch getötet. Schnell und lautlos.
    Er rollte beide Leichen über die Kante des Steinbruchs und lief wieder los. Er hatte keine Zeit für Besinnung oder Erschütterung; er steckte den Dolch einfach wieder in die Scheide und lief. Ihm blieben vielleicht noch vier Stunden Dunkelheit.
    Er erreichte die andere Seite des Steinbruchs ohne weitere Zwischenfälle. Er hatte aus der Sorglosigkeit seiner zwei Opfer geschlossen, dass niemand damit rechnete, dass er so weit kommen würde. Die Patrouille war ganz offensichtlich nicht auf plötzlichen Feindkontakt vorbereitet gewesen. Auf der anderen Seite des Steinbruchs holte er seinen Kompass heraus. Jetzt würde er nach Osten halten, direkt auf die Küste zu. Soweit er sich von der Karte her erinnerte, gab es bis rund fünfzig Kilometer nördlich von Rio Grande keinerlei Siedlungen. Er musste die Küstenstraße überqueren, und er hoffte, dass das sein letztes Hindernis sein würde. Er hörte einen Heli näherkommen, aber der schwenkte wieder ab. Vielleicht war Jay gesichtet worden. Er hoffte, dass der Heli die Leichen im Steinbruch nicht gefunden hatte – noch nicht.
    Er fühlte sich wieder gut. Er gestattete sich, ein paar Sekunden lang über die zwei Tötungen nachzudenken. Sie waren unvermeidlich gewesen, da war er sich sicher. Sie würden sein Gewissen nicht übermäßig belasten; er hatte die Männer nur von hinten gesehen. Einer seiner Ausbilder hatte gesagt, was einen verfolgte, seien die Augen, dieser letzte Blick, bevor es vorbei war – wenn man tötete, sollte man dem Opfer nie in die Augen schauen: Wenn es unbedingt sein musste, sollte man irgendeinen anderen Teil des Gesichts fixieren, am besten aber überhaupt nicht hinsehen. Denn der Mann, den man tötet, starrt dem Tod ins Gesicht, womit man selbst zum Tod wird. Das war eine Rolle, in die niemand gern schlüpfte – aber manchmal war es nicht zu vermeiden.
    Blut klebte an Reeves Händen. Er musste seine Finger vom Gewehrschaft einzeln losreißen. Er tat es, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden.
     
    Er erreichte die Küste vor dem Morgengrauen und ließ dem Hochgefühl, das da in ihm aufwallte, ein paar Augenblicke lang freien Lauf, während er verschnaufte und die Straße nach Wachen, Patrouillen oder Zivilverkehr absuchte. Zu sehen war nichts, aber er konnte das Meer hören und riechen. Er vergewisserte sich auch mit dem Nachtsichtgerät, dass der Weg wirklich frei war, raffte sich dann auf und lief auf seinen Gummisohlen fast lautlos über die asphaltierte Fahrbahn. Er konnte das Meer vor sich ausmachen, davor einen Streifen Sand und Kies. Lichter südlich von ihm verrieten ihm, dass er lediglich acht bis zehn Kilometer nördlich von Rio Grande war, was bedeutete, dass er sich vielleicht fünfunddreißig bis vierzig Kilometer südlich der nächsten nennenswerten Siedlung befand. Reeve wusste, was er jetzt brauchte: ein Boot. Er bezweifelte, dass er zwischen hier und der nächsten Ortschaft im Norden allzu viele finden würde. Er würde in Richtung Rio Grande gehen müssen, und so nah am Ozean und an der Straße würde er – um es milde auszudrücken – vermutlich nicht allzu viel Deckung finden.
    Er musste das bisschen verbleibende Dunkelheit ausnutzen.
    Und er musste sich beeilen.
    Er beschleunigte seinen Schritt, obwohl jeder Muskel in seinem Körper protestierte und sein Gehirn ihm sagte, dass es Zeit zu schlafen sei. Er warf zwei

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