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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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stocherten an einzelnen Details herum wie Zahnärzte auf der Suche nach einem mikroskopisch kleinen Kariesherd. Reeve erzählte nur immer wieder die Wahrheit. Weiter ging die Sache nicht. Ein höherer Offizier kam zu ihm. Sie sprachen unter vier Augen.
    »Sie sind für eine Belobigung fällig«, sagte der Offizier, »wahrscheinlich eine Medaille.«
    »Ja, Sir.« Reeve war es scheißegal.
    »Aber das Regiment wäscht seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit.«
    »Nein, Sir.«
    »Niemand darf etwas über Jay erfahren.«
    »Verstanden, Sir.«
    Der Offizier lächelte und nickte und schaffte es nicht, seine Erleichterung zu verbergen. »Sie freuen sich wahrscheinlich auf einen kleinen Erholungsurlaub, Gordon.«
    »Ich will ganz raus«, sagte Reeve zum Offizier, leise, aber bestimmt. »Raus aus dem Regiment und raus aus der Army.«
    Der Offizier starrte ihn an und blinzelte dann. »Na, das können wir ja noch sehen. Vielleicht sollten Sie sich ein bisschen Zeit zum Nachdenken nehmen, was?«
    »Ja, Sir.«
    Aber Reeve wusste, dass er seine Meinung nicht ändern würde.
    Tage und Wochen vergingen. Jay wurde nicht mehr gesichtet – weder in Chile noch anderswo. Er wurde schließlich für vermutlich tot erklärt, obwohl die argentinischen Militärbehörden bestritten, ihn gefangen genommen oder getötet zu haben. Es war so, als sei er wirklich in dieser Rauchwolke verschwunden und habe dabei lediglich einen Fetzen eines schlecht gepfiffenen Kinderliedes zurückgelassen.
    Ein Lied, das Reeve seitdem hasste.
    Von einem Mann, der ihm nicht minder verhasst war.

22
    Jay fuhr in seinem Pseudo-Armani-Anzug zum LAX. Er mochte das Teil, weil es weit geschnitten war: Man konnte sich ein Holster um den Knöchel schnallen, einen Dolch mit Klebeband an der Wade befestigen, und keiner würde etwas sehen. Man konnte eine kleine Maschinenpistole, eine Ingram oder eines der Kalaschnikow-Modelle mit einklappbarer Schulterstütze, unter dem Jackett tragen – besonders, wenn man eine spezielle Tasche mit Kletthaltegurt in das Futter eingenäht hatte, so wie Jay. Der Schneider in Singapur hatte beim Maßnehmen Jays Sonderwunsch berücksichtigt. Jay hatte ihm aufgezeichnet, was er wollte, und gesagt, wofür er es wollte. Der Schneider hatte die Augen aufgerissen und war von seinem ursprünglichen Kostenvoranschlag um ein paar Dollar runtergegangen. Diese Taktik hatte Jay seitdem, mit ähnlichem Erfolg, noch ein paarmal angewendet.
    Er spazierte in den Terminal mit einer Heckler & Koch MP5 mit völlig eingezogener Schulterstütze unter der Achsel. Er hatte einen kleinen kurzläufigen Revolver an der Wade und Munition in der Tasche. Er hatte Kaugummi im Mund und eine Harley-Davidson-Sonnenbrille auf der Nase. Zum gelben Anzug trug er braune Halbschuhe und eisblaue Socken. Er fiel kein bisschen auf.
    Er hatte zwar weder sein Walkie-Talkie noch irgendein Telefon dabei, dafür war er verkabelt. Er hatte drei Männer im Terminalgebäude und zwei weitere draußen stehen. Aber er rechnete nicht mit Problemen. Er grinste, wie er es neuerdings häufiger tat, auch wenn außer ihm keiner die Pointe verstand. Er versuchte, eine Blase zu machen, aber es war die falsche Kaugummisorte. Heutzutage war es schwierig, die richtige Sorte zu finden. Jay pfiff ein Liedchen im vollen Bewusstsein dessen, dass die Jungs, die mithörten, es nicht zu schätzen wissen würden. Er fragte sich, was für eine Nummer Gordon Reeve wohl abziehen würde. Er hätte den Arschficker schon in Frankreich umnieten sollen. Komisch, wie das Schicksal einem manchmal alte Schatten ins Gesicht warf, die die Sonne verfinsterten. In – wo war das noch mal gewesen? Ja, in Singapur, auf demselben Trip, bei dem er sich den Anzug gekauft hatte -, also in Singapur war ihm ein Typ über den Weg gelaufen, den er beim 2. Fallschirmspringerregiment gekannt hatte, bevor er zu den Special Forces gegangen war. Jay hatte sich gerade in irgendeiner Bar ein paar Gläser dunklen Rum genehmigt, so gegen drei Uhr früh, da hatte ihn der Typ angerempelt. Sie hatten sich gegenseitig angestarrt, beide kampfbereit, dann war der Mann einen Schritt zurückgetreten und hatte die Fäuste gesenkt.
    »Jay«, sagte er. »Leck mich am Arsch, du bist es wirklich!«
    Also hatten sie ein Gläschen – na gut, ein paar Gläschen – miteinander getrunken, und dann hatte Jay den Typ, der irgendwie Bolter oder Boulter oder was in der Richtung hieß, in einen Puff mitgenommen, den er kannte. Es war eigentlich nur

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