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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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man völlig geschützt. Der Chicano setzte sich zwar nicht zu ihm – er musste Wache halten -, aber er entfernte sich auch nicht allzu weit. Er ging den Strand auf und ab, wobei er abwechselnd nach Reeve Ausschau hielt und ein Auge auf Creech hatte. Er wusste, dass sie den Mann früher oder später umlegen würden – wahrscheinlich sobald sie wieder auf dem Festland wären. Der Junge zitterte und zog die Schultern hoch. Er hatte inzwischen festgestellt, dass das Wollfutter seiner braunen Lederjacke aus Synthetik war und nichts nützte. Er bemerkte, dass Creechs Jacke warm aussah.
    »Hey«, sagte er, »die brauchst du nicht. Gib sie mir.« Und statt »bitte« zu sagen, wedelte er mit der MP. Creech streifte seine braune Kordjacke ab. Der Chicano musste seine MP hinlegen, um die Kordjacke über die Lederjacke anziehen zu können. »Eine Bewegung, und du bist tot«, erklärte er Creech, der friedfertig die Hände hob. Der Chicano legte seine Waffe in den Sand und richtete sich wieder auf.
    Als er stand, sah er etwas Unglaubliches. Die Erde oberhalb des Absatzes riss auf, und ein Mann sprang hervor wie ein wiederbelebter Zombie. Der Mann machte einen Satz nach vorn, stürzte sich auf den Chicano und warf ihn rücklings um. Der Junge versuchte verzweifelt, seine Pistole aus dem Halfter zu ziehen, hielt dann plötzlich inne, nur noch am Griff eines Dolches interessiert, der ihm aus der Brust ragte.
    Creech sprang auf, den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet.
    Gordon Reeve stand auf und sah auf den Jungen hinunter, dessen Hände, wie Nachtfalter um eine Flamme, um den Griff flatterten. Reeve stemmte einen Fuß auf den Magen des Sterbenden und riss den Dolch heraus. Blut sprudelte aus der schmalen Stichwunde. Creech wandte sich ab und übergab sich. Die Augen des Chicanos begannen sich zu schließen, während Reeve die Klinge an Creechs Jacke abwischte.
    Er hatte eine Weile gebraucht, um die perfekte Stelle zu finden, und dann noch länger, um das Loch auszuheben. Mithilfe eines zusammenklappbaren Spatens, den er aus seiner Werkstatt mitgenommen hatte, hatte er zunächst einen sieben bis acht Zentimeter dicken mannshohen Streifen Grasnarbe ausgestochen und abgehoben. Und als die Grube fertig gewesen war und Reeve sich hineingelegt hatte, war die Grasnarbe wieder an ihren Platz gekommen – und Reeve nicht mehr zu sehen gewesen.
    Er hatte fast zehn Stunden in dem Loch verbracht, und da das Grundwasser immer höher stieg und von oben immer mehr Regen kam, hatte er schon befürchtet, einen Grabenfuß zu bekommen.
    »Einer weniger«, sagte er.
    »Insgesamt sind’s zehn«, stammelte Creech und wischte sich den Mund ab.
    »Ich weiß, ich hab euch kommen sehen.« Reeve starrte ihn an. »Und ich hab gehört, wie Jay über diese Schilder redete, die wir gemalt haben.«
    »Ach, Mr. Reeve, irgendetwas musste ich doch sagen. Ich hab mir vor Angst in die Hose gemacht, geb ich ehrlich zu.«
    »Ist schon gut, Kenneth. Ich wusste, dass Jay das herausfinden würde.«
    »Was?«
    »Er erwartete eine Falle, und Sie haben ihm eine verraten. Auf eine zweite war er nicht gefasst. Kommen Sie.«
    »Wohin?«
    »Zurück zum Boot.«
    Creech brachte einen Japser der Erleichterung heraus. Sie wateten ins Wasser und hatten schon den halben Weg zum Boot zurückgelegt, als von der Insel her ein Gebrüll ertönte. Jiminez war zurückgekommen, um nach seinem Freund zu sehen. Jetzt sprintete er auf die Leiche zu und schrie dabei irgendwas auf Spanisch.
    »Schnell!«, drängte Reeve. Als hätte Creech noch Anfeuerung gebraucht. Sie klammerten sich an das Dollbord des größeren Bootes und stemmten sich hinauf; Creech staunte geradezu über seine neuentdeckte Energie. Plötzlich gab es hinter ihnen eine Explosion, und als Reeve sich umdrehte, sah er Rauch in den Himmel steigen und Erdklumpen ringsum zu Boden prasseln.
    »Anscheinend hat jemand eine meiner Überraschungen gefunden.«
    Er hatte über beide Pfade Stolperdrähte gespannt. Die Sprengladungen waren stark genug, um jeweils zwei Männer auszuschalten, vielleicht auch drei, wenn sie dicht genug beieinander standen. Allerdings war es nur eine Explosion; der zweite Trupp hatte vor dem Stolperdraht gestoppt. Offenbar hatten sie den Schrei gehört und kehrtgemacht. Die Ersten tauchten schon auf. Zwei rannten direkt hinunter zum Wasser und feuerten dabei.
    Creech warf den Motor an. Er war noch warm und reagierte schnell. Reeve kappte das Ankertau mit einem einzigen Hieb seines Dolches.
    »Weg hier!«,

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