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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schrie er.
    Sie brausten los, den Außenborder im Schlepp. Als sie außer Schussweite waren, befahl Reeve Creech, die Maschine zu stoppen. Er musste es zweimal sagen; und selbst dann traute Creech seinen Ohren nicht.
    »Warum?«
    »Weil ich was sehen will.« Reeve hatte ebenfalls einen Rucksack dabei, und er holte daraus ein kleines, starkes Fernglas. Jay schien auf seine Männer einzureden, die um die erkaltende Leiche herumstanden. Ihren Mienen nach zu urteilen, hatte Reeve einen wichtigen Sieg eingefahren. Sie sahen nicht wütend oder rachedurstig, sondern schlicht entsetzt aus. Jetzt würden ihnen so langsam Zweifel kommen. Sie waren zu viert, den hispanisch aussehenden Jungen eingeschlossen, der als Erster auf den Strand gelaufen war. Vier. Was bedeutete, dass der Sprengsatz von der Fünf-Mann-Einheit ausgelöst worden war. Der Hispano hatte sich ein bisschen gefangen und schrie jetzt Jay an, vorwurfsvoll mit den Armen fuchtelnd. Tränen strömten ihm über die Wangen.
    Reeve schwenkte das Fernglas und sah die Überlebenden seines kleinen Bombenanschlags auf den Strand herunterwanken. Es waren nur zwei, beide mit Blut bespritzt und übel zugerichtet. Dem einen steckte ein Ast im Oberschenkel, der andere schien ein Ohr eingebüßt zu haben. Sie blieben die einzigen, die sich blicken ließen.
    Reeve schlüpfte rasch in seine Stiefel, bevor er das Fernglas wieder an die Augen führte. Jay stand auf dem Strand, sein Fernglas auf Reeve gerichtet.
    Und er lächelte.
    Das Lächeln schien den hispanischen Jungen noch mehr in Rage zu versetzen. Er packte Jay am Arm und riss ihn zu sich herum. Reeve sah, was der junge Mann, so dicht vor Jay, nicht sehen konnte. Er sah, wie Jays Hand zum Halfter fuhr, sah, wie er die Pistole zog. Sah ihn einen Schritt zurücktreten, die Hand mit der Pistole heben und dem jungen Mann ein Loch in die Stirn schießen. Dann wandte sich Jay ab, so dass er wieder in Reeves Richtung sah.
    Reeve verstand die Botschaft.
    »Was treiben die da?«, sagte Creech. »Legen die sich gegenseitig um?«
    »Werfen Ballast über Bord«, korrigierte ihn Reeve grimmig.
    Durch das Fernglas sah er, wie Jay den zwei verbleibenden unversehrten Männern befahl, eine der Alu-Kisten zu öffnen. Die beiden anderen – die zwei, die durch die Explosion verletzt worden waren – saßen aneinandergelehnt im Sand. Jay warf ihnen einen gleichgültigen Blick zu. Was ihn im Augenblick mehr zu interessieren schien, war der Metallkasten. Und dann sah Reeve, warum, und begriff, warum Jay sich so sichtlich darüber gefreut hatte, dass Reeve und Creech in der Nähe geblieben waren.
    Ein Granatwerfer.
    »O Scheiße«, sagte er.
    »Was ist?« Creech kam zu ihm, um selbst was zu sehen. »Was machen die da?«
    »Holen Sie uns hier raus«, sagte Reeve leise. Alles Weitere blieb ihm im Hals stecken, als er sah, was die zwei anderen Kisten enthielten.
    Zwei kleine Schlauchboote mit Pressluftflaschen und den dazugehörigen Paddeln.
    Creech stand am Ruder. Der Strand lag gegenüber der Küste von South Uist, und genau darauf hielt Creech zu.
    »Können die uns auf die Entfernung treffen?«, schrie Creech.
    »Hängt davon ab, was für einen Werfer sie haben. So wie ich Jay kenne, wird es ein guter sein.«
    Reeve konnte nicht viel mehr tun, als tatenlos zusehen. Es hätte jetzt zwar auch nichts genützt, aber er wünschte, er hätte die Cobray des Toten mitgenommen. Der Erfolg seiner »Überraschung« hatte ihn dazu verleitet, Jay zu unterschätzen. Der Mistkerl war nicht dumm.
    »Gute Planung«, murmelte Reeve. Jay hatte sich den Granatwerfer auf die Schulter gelegt. Er kauerte am Spülsaum, ein Knie im Sand, das Auge am Fadenkreuz.
    »Jetzt kommt’s«, sagte Reeve und beobachtete den Rauchfaden, den die erste Granate hinter sich her zog. Sie pfiff über das Boot hinweg und schlug hundert Meter voraus ins Wasser.
    »Womit Ihre Frage beantwortet wäre«, sagte Reeve zu Creech, der das Boot jetzt in wilden, unregelmäßigen Schlängellinien steuerte und Reeve hin und her schleuderte.
    Eine zweite Granate kam angezischt und verfehlte zwar das Boot, schlug aber voll in den Außenborder ein. Eine Explosion, und Holz- und Metalltrümmer flogen über einer Wolke von schwarzem Rauch in den Himmel.
    Creech stieß einen Schrei aus. Reeve dachte, er sei in Panik geraten, sah dann aber den langen Holzsplitter, der aus seiner Schulter ragte. Als er ihm helfen wollte, fing das Boot an, sich im Kreis zu drehen. Er musste es außer Schussweite bringen. Er

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