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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Handrücken über den Mund. »Was passiert dann?«
    Jay sagte etwas, das der Junge nicht verstand. Jiminez wiederholte es ihm.
    »Rückzug.«
    »Rückzug? Was denn für’n Rückzug?« Der Junge wandte sich schnell ab, um noch einmal die Fische zu füttern, womit die Diskussion beendet war.
    »Der Wind lässt nach«, sagte Creech. »Die Vorhersage meinte, es würde am Nachmittag besser werden.«
    »Wir hätten warten sollen«, knurrte Choa.
    Jay starrte ihn an, schaute dann wieder hinaus auf die See. Sie hatte denselben Grauton, in dem Kriegsschiffe angemalt werden, mit hohen Gischtkronen, wo sich die Wogen brachen. Ja, er hätte warten sollen. Jetzt würden sie, wenn sie auf der Insel landeten, nicht hundertprozentig kampfbereit sein. Er fragte sich, ob der Philosoph nicht genau darauf spekulierte …
    Hestler wischte sich brennendes Salzwasser aus den Augen; ihn beschäftigten ziemlich die gleichen Gedanken.
    Jiminez und sein Freund starrten Jay an, ohne recht zu wissen, was sie denken sollten. »Was zum Teufel treibt er eigentlich?«, fragte Jiminez’ Freund.
    »Er singt«, antwortete ihm Jiminez. Jay sang Row, row, row your boat aus vollem Hals.
    Keiner stimmte mit ein.
     
    »Da!«, sagte Creech endlich. »Dort drüben ist die Insel.« Er war nicht weniger erleichtert als die anderen, aber gleichzeitig war er von einer gewissen Angst erfüllt. Hände krampften sich um Waffen, Augen fixierten die Küste. »Es gibt eigentlich nur eine Stelle, wo man an Land gehen kann – das Stückchen Strand da drüben.«
    Der Strand war nur ein schmaler Sandstreifen und so dunkel, dass er aus Kohlestaub hätte sein können. Das daran angrenzende Grasland war von der Brandung unterspült worden, so dass es jetzt eine steile Stufe bildete.
    »Was soll ich tun?«, fragte Creech.
    »Setzen Sie das Boot auf den Strand.«
    »Dafür ist es nicht gebaut.«
    »Dann fahren Sie uns so nah wie möglich ran und ankern. Wir waten an Land. Alle Mann Stiefel aus!«
    Choa musterte den taschentuchgroßen Strand. Jay fragte ihn, was er dachte.
    »Er ist seit letzter Nacht hier«, sagte Choa. »Jetzt wird er bereit sein. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich uns abknallen, während wir an Land gehen.«
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Wie gesagt, er hatte Zeit, sich vorzubereiten.«
    »Du meinst, sich zu tarnen?« Jay akzeptierte den Einwand und hob das Fernglas an die Augen. Er suchte den Horizont langsam, aufmerksam ab. »Er ist nicht da«, sagte er zu Choa, während er ihm das Fernglas reichte. Choa spähte hindurch.
    »Vielleicht«, sagte er, »sollten wir zuerst einmal um die Insel herumfahren und schauen, ob wir was sehen können. Er könnte den Strand vermint haben. Keine Fußspuren, aber bei diesem Wind und Regen ist es kein Wunder. Wäre eine Frage von Minuten, bis jede Spur verwischt ist.« Choa hatte eine tiefe Blubberstimme und sah so aus, als würde er sich auskennen; aber schließlich gehörte er einem Geschlecht von Jägern und Fallenstellern an.
    Trotzdem schüttelte Jay den Kopf. »Das ist nicht sein Stil.«
    Er hätte nicht sagen können, warum er sich so sicher war.
    Sie machten den Außenborder am größeren Boot fest und warfen den Anker aus. »Sie kommen mit«, sagte Jay zu Creech. »Ich hab keine Lust, dass Sie sich verpissen und uns hier stehenlassen.« Creech schaute resigniert drein.
    Mit hochgekrempelten Hosenbeinen, die Stiefel um den Nacken gebunden, die Rucksäcke umgeschnallt, wateten sie an Land; dabei hielten die ersten Männer, die ausgestiegen waren, ihre MPs auf den Strand gerichtet, während die in der Nachhut die drei großen Kisten trugen.
    Als Jay seine Krieger um sich versammelte, kam der Regen fast waagerecht. »Denkt dran«, sagte er, »es gibt Schilder, die vor Anthrax warnen. Sie sind nur ein Bluff, also wundert euch nicht, wenn ihr über eines stolpert, und wenn’s auch noch so gut versteckt ist. Okay? Jetzt verschwinden wir vom Strand.« Er sah sich um und richtete die Augen auf den namenlosen Chicano. »Du bleibst hier mit Creech. Lass ihn nicht in die Nähe der Boote, kapiert?«
    »Kapiert.«
    Die Übrigen hielten auf einen schmalen Pfad zu, der sich vom Strand hinaufschlängelte. Als der Pfad sich gabelte, teilte Jay seine Männer in zwei Trupps auf.
    Der Chicano winkte seinen Freunden hinterher und richtete dann seine MP auf Creech. »Das ist furchtbares Land.«
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Creech und ging zur Abbruchkante. Der Wind heulte darüber weg, und wenn man sich hinhockte, war

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