Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
wenige Tage her, dass James Reeve sich von Eddie Cantona dort hatte hinfahren lassen. Reeve nahm nicht an, dass der ehemalige Mitarbeiter von CWC in der Zwischenzeit zurückgekommen war; obwohl – jetzt, wo Jim endgültig aus dem Spiel war, konnte es schon sein …
Cantona hatte ihm von dem Mann erzählt, der den Zaun gestrichen hatte. Wer kam auf die Idee, sich den Zaun streichen zu lassen, wenn er vorhatte zu verreisen? Wahrscheinlicher war es doch, dass man gerade dann dablieb und ein Auge darauf hatte, dass die Arbeit ordentlich gemacht wurde. Bei Innenrenovierungen war das natürlich etwas anderes – da konnten Farbgeruch und Unordnung die Bewohner schon vorübergehend aus dem Haus vertreiben, aber so? Gut, vielleicht war der Maler in der betreffenden Periode ausgebucht gewesen und hatte nicht eingesehen, warum er wegen eines so unbedeutenden Auftrags umdisponieren sollte – nur, damit Killin da sein und ihm bei der Arbeit zusehen könnte. Aber wie Cantona selbst bemerkt hatte, hatte der Zaun eigentlich gar keinen Neuanstrich benötigt.
Der mexikanische Autoverleiher hatte Gordon Reeve davon überzeugt, dass mit Jims Tod etwas nicht stimmte und zwar ganz gewaltig . Es war nicht einfach Mord, es steckte noch mehr dahinter. Reeve begann allmählich, eine Verschwörung zu wittern, ein Komplott. Er wusste nur nicht, worum es ging … noch nicht.
Reeve wollte wissen, ob Killin zurückgekehrt war. Mehr noch interessierte ihn, ob das Haus unter Beobachtung stand. Falls ja, stellte Jim selbst noch als Leiche für irgendjemanden eine Bedrohung dar – oder aber es gab andere, die noch immer eine solche Bedrohung darstellten.
Andere, wie zum Beispiel Gordon Reeve.
Also hatte er sich eine bestimmte Route zurechtgelegt, die der Taxifahrer nehmen sollte, und er besprach sie jetzt mit ihm. Sie würden die Straße, in der Killin wohnte, an zwei Kreuzungen überqueren, ohne in sie einzubiegen. Erst dann würden sie, falls immer noch nötig, an Killins Haus vorbeifahren. Nicht zu langsam, nicht so, als ob sie vorhaben könnten, dort stehenzubleiben. Aber immerhin so langsam, als suchten sie nach einer Hausnummer, die allerdings von Killins Hausnummer ausreichend entfernt sein musste.
Der Fahrer wirkte durch die Anweisungen verwirrt, also wiederholte Reeve sie, so gut er konnte, auf Spanisch. Fremdsprachen: noch so etwas, das er bei den Special Forces gelernt hatte. Er war sprachbegabt und hatte sich in Phase sechs seiner Ausbildung – außer auf Bergsteigen – darauf spezialisiert. Er hatte etwas Spanisch, Französisch, ein bisschen Arabisch gelernt. Seine Spanischkenntnisse waren mit ein Grund dafür, dass er für die Operation Stalwart ausgewählt worden war.
»Okay?«, fragte er den Fahrer.
»Ist Ihr Geld, Meister«, sagte der Fahrer.
»Ist mein Geld«, pflichtete Reeve ihm bei.
Also nahmen sie die Route, die Reeve geplant hatte. Der Fahrer fuhr anfangs zu langsam – verdächtig langsam -, also sagte Reeve ihm, er sollte etwas mehr Gas geben. Während sie über die Kreuzung fuhren, sah er sich Killins Straße aufmerksam an. Mehrere Autos parkten am Bordstein, obwohl die meisten Bungalows eine eigene Garage oder zumindest eine Auffahrt hatten. Bei einem davon war der Zaun frisch gestrichen, und zwar in der Farbe, die Cantona ihm genannt hatte. Einen halben Block weiter, auf der anderen Straßenseite, stand ein Wagen. Reeve meinte, jemanden darin sitzen zu sehen; außerdem schien auf der Fahrertür irgendeine Aufschrift zu stehen.
Sie fuhren einmal um den Block und kamen an der nächsten Kreuzung zurück, diesmal hinter dem parkenden Wagen. Es gelang ihm immer noch nicht, die Aufschrift zu entziffern. Aber es saß eindeutig jemand am Lenkrad.
»Was jetzt?«, fragte der Fahrer. »Sie wollen, wir fahren in die Straße oder nein?«
»Fahren Sie rechts ran«, befahl Reeve. Der Fahrer gehorchte. Reeve stieg aus und justierte den Außenspiegel auf der Beifahrerseite. Er setzte sich wieder in den Wagen und warf einen Blick in den Spiegel, stieg dann wieder aus und justierte ihn noch einmal.
»Was ist los?«, fragte der Fahrer.
»Keine Sorge«, sagte Reeve. Er ruckte noch einmal minimal am Spiegel und stieg dann ein. »Jetzt«, sagte er, »fahren wir die Straße entlang, genau wie wir das besprochen haben. Okay?«
»Ist Ihr Geld.«
Als sie sich dem parkenden Auto mit dem Mann darin von vorne näherten, hielt Reeve die Augen auf den Außenspiegel gerichtet. Er war nur ein Fahrgast, ein gelangweilter Fahrgast, der
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