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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klingen irgendwie etwas komisch.«
    »Tatsächlich?« Reeve unternahm keinen Versuch, seinen Ton zu entschärfen. Man machte sich eher verdächtig, wenn man plötzlich versuchte, so zu reden, wie man glaubte, dass der Zuhörer es von einem erwartete … »Vielleicht liegt das daran, dass ich morgen Vormittag der Einäscherung meines Bruders beiwohnen darf. Kann ich jetzt Mr. Cantona sprechen?«
    McCluskey rundete seine Lippen zu einem nachdenklichen O.
    »Ein letzter Gefallen«, fügte Reeve hinzu. »Morgen setze ich mich direkt nach der Einäscherung ins Flugzeug.«
    McCluskey ließ sich die Sache scheinbar noch ein weiteres Weilchen durch den Kopf gehen. »Klar«, sagte er schließlich. »Mal sehen, was sich machen lässt.«
     
    Sie holten Eddie Cantona aus der Arrestzelle und führten ihn in einen der Vernehmungsräume. Reeve wartete schon. Er war im Zimmer auf und ab gegangen, scheinbar aus Nervosität, tatsächlich aber, um nach etwaigen Wanzen, Gucklöchern, Spionspiegeln und Ähnlichem zu suchen. Aber es war nichts zu sehen als glatte Wände und eine Tür. In der Mitte des Zimmers ein Tisch und zwei Stühle. Er setzte sich auf den einen, holte einen Stift aus der Tasche und ließ ihn fallen. Als er sich bückte, um ihn wieder aufzuheben, warf er einen raschen Blick unter beide Stühle und den Tisch. Vielleicht hatte McCluskey nicht genug Zeit gehabt, eine Überwachung zu organisieren. Vielleicht hatte er auch gar kein Interesse daran. Vielleicht las Reeve zu viel in alles hinein.
    Vielleicht war Eddie Cantona wirklich nur ein Säufer.
    Sie führten ihn ins Zimmer und ließen ihn dort stehen. Er ging direkt zum Tisch und setzte sich Reeve gegenüber hin.
    »Wir sind gleich hier draußen, Sir«, sagte einer der Polizisten.
    Reeve sah den uniformierten Beamten nach, bis sie die Tür hinter sich zugezogen hatten.
    »Haben Sie’ne Zigarette?«, fragte Cantona. »Ach nein, Sie rauchen ja nicht, oder?« Er klopfte sich mit zitternden Händen die Taschen ab. »Ich hab keine dabei.« Er streckte die Hände waagerecht vor sich aus. Sie flatterten, als stünden sie unter Strom. »Schauen Sie sich das an«, sagte er. »Sie glauben, das ist der Säufer-Tatterich? Nee, ich werd Ihnen sagen, was das ist, das ist ganz einfach Schiss.«
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Cantona starrte ihn nervös an, versuchte dann, sich zu beruhigen. Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab, während er seine Worte mit heftigen Gesten begleitete. »Die müssen sich irgendwann an mich drangehängt haben. Beim Autoverleih waren sie noch nicht da – da würd ich’ne Saisonkarte der Padres drauf verwetten. Aber ich hab mich danach zu sehr auf Mr. Mex konzentriert. Und plötzlich ist ein Blaulicht hinter mir, und die winken mich rechts ran. Ich bin noch nie rechts rangewunken worden, hatt’ ich Ihnen ja gesagt. Dazu war ich immer zu vorsichtig, oder vielleicht hab ich auch nur zu viel Glück gehabt.« Er kam wieder an den Tisch und hauchte Reeve ins Gesicht. Es war keine sehr angenehme Erfahrung, aber Reeve wusste jetzt, was Cantona meinte.
    »Nicht einen Tropfen hatte ich intus«, sagte er. »Nicht einen verdammten Tropfen. Die haben mich ins Röhrchen pusten lassen, und dann haben sie gesagt, ich wär festgenommen. Bis zu dem Moment hatte ich gedacht, das wär bloß Pech. Aber als die mich hinten in den Streifenwagen gesteckt haben, wusste ich, das ist ernst. Die wollten mich daran hindern, den Mexikaner weiter zu verfolgen.« Er starrte Reeve tief in die unbewegten Augen. »Die wollen mich aus dem Weg haben, Gordon, und wenn Bullen etwas wollen, dann kriegen die es auch.«
    »Hat McCluskey mit Ihnen geredet?«
    »Dieses Arschloch, mit dem ich wegen Jims Ermordung gesprochen hab?« Cantona schüttelte den Kopf. »Warum?«
    »Ich glaube, er hat irgendetwas mit der Sache zu tun – was immer ›die Sache‹ auch sein mag. Wo wollte der Mexikaner eigentlich hin?«
    »Bin ich Hellseher?«
    »Ich meine, in welche Richtung fuhr er?«
    »Direkt nach Downtown, so wie’s aussah.«
    »Wirkte er auf Sie wie ein San-Diego-Downtown-Typ?«
    Cantona brachte ein Grinsen zustande. »Nicht direkt. Ich weiß nicht, vielleicht war er geschäftlich unterwegs. Vielleicht …« Er schwieg kurz. »Vielleicht überreagieren wir einfach.«
    »Eddie, hat Jim jemals jemanden oder etwas namens Agrippa erwähnt?«
    »Agrippa?« Cantona kniff die Augen zu und konzentrierte sich mit aller Kraft. Dann seufzte er und schüttelte den Kopf. »Bedeutet das

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