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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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vor seinem Abflug.«
    »Dann hat er also seinen ganzen Kram in den Flurschrank und die Koffer gestopft und ist losgedüst.« Reeve kaute an seiner Unterlippe. »Vielleicht wusste er, dass sie den Wissenschaftler verschwinden lassen würden.«
    »Wissenschaftler?«
    »Dr. Killin – er arbeitete früher bei CWC. Jim hat ihn einmal zu Hause aufgesucht. Als er ihn ein zweites Mal sprechen wollte, war Killin verreist, und sein Haus wurde überwacht.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass er sich sehr kurzfristig zu der Reise entschlossen hatte. Er beklagte sich über den hohen Flugpreis. Er hat keinerlei Rabatt bekommen. Was ist los?«
    Reeve musterte gerade einen Briefumschlag. Er drehte ihn in den Händen hin und her. »Das ist Jims Handschrift.«
    »Was?« Sie starrte auf den Umschlag.
    »Das ist seine Handschrift. Abgestempelt in London, am Tag, bevor er in die Staaten geflogen ist.« Er hielt den Umschlag gegen das Licht, schüttelte ihn, drückte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Da ist nicht nur Papier drin«, sagte er. Er zog die gummierte Lasche vorsichtig auf. Er selbst benutzte nie solche selbstklebenden Kuverts; die ließen sich viel zu leicht öffnen. Er zog ein zweimal gefaltetes DIN-A4-Blatt Papier heraus. Aus dem Blatt fiel ein kleiner Schlüssel und landete auf dem Tisch. Während Fliss den Schlüssel aufhob, faltete Reeve das Blatt auseinander. Die Handschrift war das Gekritzel eines Betrunkenen.
    »Petes neue Adresse: Harrington Lane 5.«
    Er zeigte es Fliss. »Was meinen Sie?«
    Sie holte ihr Straßenverzeichnis. In London gab es nur eine Harrington Lane – sie ging von der oberen Halloway Road ab, in der Nähe von Archway.
    »Das ist nicht weit«, sagte Fliss. Ihr Auto war gerade in der Werkstatt, also bestellten sie ein Taxi.
     
    »Klar«, sagte Pete Cavendish, »genau wie Jim sagte, man kann nicht vorsichtig genug sein. Und ich hatte meine Garage gerade ausgeräumt, Auto und Motorrad verkauft. Ich bin nämlich auf Öko umgestiegen. Ich fahr jetzt Rad. Sollte meiner Meinung nach jeder tun.« Er war Ende zwanzig, Fotograf. Jim Reeve hatte ihm in der Vergangenheit Aufträge verschafft, also war Pete gern bereit gewesen, ihm zu helfen, als er ihn um einen Gefallen bat.
    Reeve hatte nicht an das Auto seines Bruders gedacht. Er hatte angenommen, es würde irgendwo auf einem Dauerparkplatz in der Nähe von Heathrow stehen – und wenn es nach ihm ging, hätte es auch gern da bleiben können.
    Cavendish klärte ihn auf. »Solche Parkplätze kosten ein Schweinegeld. Nein, er hat sich gedacht, dass das die bessere Lösung wäre.«
    Sie gingen von Harrington Lane 5, einem Reihenhaus, zur Garage, die Pete Cavendish gehörte. Sie waren durch die Hintertür hinausgegangen, hatten den sogenannten Garten durchquert und durch ein Tor verlassen, das Cavendish anschließend wieder mit einem Vorhängeschloss abgeschlossen hatte, und waren jetzt auf einer Gasse, die die Gärtchen zweier Häuserzeilen voneinander trennte. Die Gasse war im Lauf der Zeit zu einer Müllkippe geworden, die von leeren Chipstüten bis hin zu Matratzen und Sofas so ziemlich alles zu bieten hatte. Ein Sofa war angesteckt worden und völlig ausgebrannt – ein schwarzes Skelett mit herausragenden Sprungfedern und verkohlten Polsterklumpen. Es war fast dunkel, aber die Gasse nannte tatsächlich eine funktionierende Straßenlaterne ihr Eigen. Cavendish hatte eine Taschenlampe mitgenommen.
    »Ich glaube, ich weiß, warum er das gemacht hat«, sagte Cavendish und meinte den Brief, den Jim sich selbst geschickt hatte. »Er war besoffen, und er war vorher noch nie in meiner neuen Bude gewesen. Er befürchtete wahrscheinlich, dass er die Adresse vergessen und mich – oder seine alte Karre – nie wiederfinden würde. Wissen Sie, Jim hatte so was wie ein Saurierhirn – ein letztes Eckchen davon funktionierte selbst dann noch, wenn er völlig zugedröhnt war. Das war sein urzeitliches Bewusstsein.«
    Pete Cavendish redete mit einer Selbstgedrehten im Mundwinkel. Er hatte einen Pferdeschwanz und graue, welke Wangen. Die Löcher in seinen Jeans stammten nicht vom Designer, und an einem seiner Turnschuhe hatte sich die Sohle gelöst. Reeve hatte in Cavendishs Küche ein paar Dosen Lagerbier gesehen. Er hatte gesehen, wie er, bevor sie losgegangen waren, aus einer davon einen tiefen Schluck genommen hatte. Ökologie und Saurier. Wenn Cavendish so weitersoff, würde er bald von grünen Dinos träumen.
    Sie kamen an sieben Garagen vorbei, bevor sie stehen

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