Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
blieben. Cavendish kickte ein paar leere Blechdosen und eine Tüte voller Flaschen beiseite, dann ließ er sich von Reeve den Schlüssel geben, den Jim an seine eigene Adresse geschickt hatte. Er steckte ihn in das Schlüsselloch, drehte ihn herum, zog am Griff, und die Tür schwang knarrend auf. Beziehungsweise nur halb auf, dann klemmte sie, aber das genügte. Das Licht der Straßenlaterne drang kaum in die dunkle Garage.
    Cavendish schaltete die Taschenlampe ein. »Sieht nicht so aus, als wären irgendwelche Kids hier drin gewesen«, sagte er, während er den Fußboden und die Wände ableuchtete. Reeve verkniff sich die Frage, was er vorzufinden erwartet hatte – Klebstoff, Farbsprühdosen, gebrauchte Crackpfeifen?
    Es war nur das Auto da.
    Es war ein ramponierter Saab 900 von unbestimmter Farbe – Anthrazit hätte es wohl noch am ehesten getroffen -, mit einem Sprung in der Windschutzscheibe, Außenspiegelhalterungen ohne Spiegel und einer (nach einem Zusammenstoß eingebauten) anders lackierten Tür. Reeve hatte jedes Angebot seines Bruders, ihn in dem Saab irgendwohin zu fahren, stets abgelehnt, und er hatte auch nie gesehen, dass Jim selbst damit gefahren wäre. Er stand immer nur, mit einer Plane abgedeckt, vor dem Haus.
    »Er hat einen Tausender dafür hingelegt, sich die Karre herrichten zu lassen.«
    »Eine gute Investition«, murmelte Reeve.
    »Nicht außen, innen: Motor, Getriebe, Kupplung, alles neu gemacht. Für das Geld hätte er sich ein ganzes Auto kaufen können, aber er hing an dieser Rostlaube.« Cavendish tätschelte liebevoll den Wagen.
    »Schlüssel?«, fragte Reeve. Cavendish gab ihn ihm. Reeve schloss den Wagen auf und schaute hinein, suchte unter den Sitzen und im Handschuhfach. Er fand Kaugummi, Strafzettel und ein Briefchen Streichhölzer von dem indischen Restaurant, in dem er und Fliss zu Mittag gegessen hatten.
    »Im Kofferraum?«, schlug Fliss vor. Reeve zögerte; das wäre es gewesen – die letzte Option, die allerletzte Chance, ein Stück weiterzukommen. Er drehte den Schlüssel herum und spürte, wie sich der Kofferraumdeckel hob. Cavendish leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Da lag etwas unter einer schottisch karierten Reisedecke. Reeve hob die Decke, und darunter wurde ein Pappkarton sichtbar, der laut Aufdruck ehemals zwölf Ein-Liter-Flaschen Spülmittel enthalten hatte. Es war die Sorte Karton, die man im Supermarkt oder im Laden an der Ecke mitnimmt, um seine Einkäufe zu tragen. Er zog die Laschen auf. Der Karton war etwa halb voll mit Papieren. Er nahm das oberste Blatt heraus und hielt es in den schwächer werdenden Strahl der Taschenlampe.
    »Bingo«, sagte er.
    Er hob den Karton heraus, und Fliss schloss den Kofferraum wieder ab. Der Karton war eher sperrig als schwer.
    »Dürfen wir uns von Ihrer Wohnung aus ein Taxi rufen?«, fragte Reeve Cavendish.
    »Ja, klar.« Sie verließen die Garage, und Cavendish schloss sie ab. »Nur eine Sache«, sagte er.
    »Was?«
    »Was wird mit der Karre?«
    Reeve dachte geschlagene zwei Sekunden nach. »Gehört Ihnen«, sagte er zu Cavendish. »Jim hätte es so gewollt.«

9
    13. Januar
    Ich schätze, wenn das eine Story ist, werde ich Marco ausdrücklich für deren Genesis (oder Genese?) danken müssen – auch wenn er wahrscheinlich betonen würde, dass er eigentlich eher auf Pink Floyd steht. Er trägt ein T-Shirt, das noch aus der Zeit von Dark Side of the Moon stammen dürfte . Schwarz mit dem Logo drauf, dem Prisma – bloß behauptet er, es wär eine Pyramide. Klar, aber Licht geht nicht weiß in eine Pyramide rein und kommt in den sieben Farben des Regenbogens wieder raus. Das passiert nur bei Prismen, also muss es ein Prisma sein. Er sagt, ich schnall das einfach nicht, Maaann! Es geht darum, dass das Album ein Konzeptalbum ist, und das Konzept ist der alltägliche Wahnsinn. Rein weißes Licht, das sich in eine Million Farben zerfasert. Der wahnsinnig gewordene Alltag.
    Aber warum dann eine gottverdammte Pyramide? Warum nicht eine Teetasse oder ein Toaster oder meinetwegen eine Tonerpatrone? Marco lacht, als er sich an diese Party erinnert, und wie ich da auf ein Poster an seiner Wand starrte und dachte, das wären Segelboote auf einer gekräuselten blauen See, mit jeder Menge Filter aufgenommen, kurz vor Sonnenuntergang.
    Und das waren keine. Das waren Pyramiden. Das war das Poster, das in Dark Side of the Moon steckte, und als ich das nicht erkennen konnte, war ich absolut nüchtern. Stocknüchtern. Später war ich

Weitere Kostenlose Bücher