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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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»Ich meine, ich weiß nicht, ob wir das überhaupt dürfen. Es kommt mir fast wie Leichenschändung vor.«
    Die anderen Disketten enthielten Material zu Storys, an denen Jim Reeve im Lauf der Jahre gearbeitet hatte. Reeve war froh, Fliss dabei zu haben; dadurch sparte er Zeit.
    »Den hat Giles genommen«, sagte sie zu einem Artikel. »Die Story hier ist, glaube ich, anonym in Private Eye oder Time Out erschienen. Diese hier ist mir noch nie untergekommen, aber wie es aussieht, ist er damit baden gegangen.«
    »Wir suchen nach einem Chemieunternehmen, Co-World Chemicals, mit Hauptsitz in San Diego.«
    »Ich weiß, das sagten Sie bereits.« Sie klang leicht genervt. Sie probierte es mit einer anderen Diskette. Sie war mit »1993« beschriftet und enthielt, wie sich herausstellte, ausschließlich alte Sachen. Die übrigen Disketten ergaben auch nicht mehr.
    »Nichts Akutes«, sagte sie. »Die letzten Disketten hatte er wahrscheinlich zusammen mit dem Laptop mitgenommen.«
    Reeve erinnerte sich daran, was sie über Journalisten gesagt hatte, die nur Quellen und Konkurrenten kennen. »Er hätte sowieso nichts von seinen Notizen hiergelassen«, erklärte er. »Nicht mit einer Kollegin im Haus.«
    »Wo hätte er sie sonst lassen sollen?«
    »Praktisch überall. Bei einer Freundin, einem Saufkumpan …«
    »Bei seiner Exfrau?«
    Reeve schüttelte den Kopf. »Sie ist schon vor einer Weile verschwunden, hat wahrscheinlich das Land verlassen. Jim hatte so eine Wirkung auf Frauen.« Er hatte versucht, sie ausfindig zu machen, um ihr von Jims Tod zu erzählen. Nicht, dass es sie sonderlich interessiert haben würde; auch hatte er sich beim Suchen kein Bein ausgerissen.
    Jetzt fiel Reeve etwas ein. »Wir suchen auch nach dem Namen Agrippa.«
    »Agrippa? Ist was Antikes, nicht?« Fliss schob eine CD-ROM in das CD-Laufwerk des Computers. »Enzyklopädie«, erklärte sie. Sie ging auf »Wortsuche« und gab »Agrippa« ein. Die Suche ergab zehn Artikel, in denen was Wort insgesamt zwanzigmal vorkam. Sie überflogen alle zehn Artikel, wussten aber anschließend genauso wenig wie vorher, was Agrippa für Jim bedeutet haben könnte. Fliss probierte es mit anderen Nachschlagewerken, aber der einzige weitere Agrippa, auf den sie stieß, fand sich im Oxford Companion to English Literature .
    »Sackgasse«, sagte sie und klappte das letzte Buch zu.
    »Wie steht es mit Post?«, fragte Reeve. »Sind, seit er weg ist, irgendwelche Briefe für ihn gekommen?«
    »Etliche. Er hatte gesagt, er würde mich anrufen und mir eine Nachsendeadresse nennen, aber er hat sich nie gemeldet. Zuletzt mit ihm gesprochen habe ich, als er mir die Hausschlüssel gegeben hat.«
    »Wo ist die Post?«
    Sie war im Hängeschrank über der Küchenspüle. Ein ganzer Stapel. Fliss trug ihn zum Küchentisch, während Reeve Tassen, Zuckerdose und Milchflasche beiseiteräumte und etwas Platz machte. Ihm fiel auf, dass der Presslufthammer nicht mehr zu hören war. Er sah auf seine Uhr und stellte überrascht fest, dass es fast fünf war – der größte Teil des Tages war bei einer Suche draufgegangen, die bislang nichts auch nur entfernt Nützliches ergeben hatte.
    Die Post sah ebenso wenig ergiebig aus. Der größte Teil davon war Werbung. »Ich hätte das Ganze genauso gut in den Müll werfen können«, sagte Fliss. »Aber wenn ich nach einer Reise heimkomme, bin ich froh, wenn mich ein ganzer Stapel Post erwartet. Da komme ich mir … gefragt vor.«
    »Jim war ohne Frage sehr gefragt«, sagte Reeve. »Bei Fensterfirmen, Modeversandhäusern, der Toto- und Lottogesellschaft und so ziemlich jedem Anlageberater des Vereinigten Königreichs.«
    Es gab eine Ansichtskarte aus Wales. Reeve kämpfte sich durch die krakelige Handschrift und reichte die Karte dann Fliss. »Wer ist Charlotte?«
    »Ich glaube, er hat sie einmal ins Pub mitgebracht.«
    »Was ist mit seinen Freundinnen? War irgendjemand hier und hat nach ihm gefragt? Oder angerufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur Charlotte. Sie hat eines Abends angerufen. Er hatte ihr anscheinend nichts von seiner USA-Reise erzählt. Ich glaube, sie wollten gemeinsam nach Wales fahren.«
    Reeve dachte nach. »Also entweder er war ein gefühlloses Schwein, das ihr durch die Zaunpfahl-Blume zu verstehen geben wollte, dass sie abserviert war …«
    »Oder?«
    »Oder in den Staaten ist irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, weswegen er sofort abreisen musste. Wann hat er Ihnen gesagt, dass Sie hier einziehen könnten?«
    »Am Abend

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