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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hat.«
    »Tut mir leid.«
    »Mir nicht. Er war ein Schwein.«
    »Wann hat er Sie denn verlassen?«
    »Am 11. Oktober 1978.«
    Reeve lächelte und ging hinaus zum Wagen. Zuerst drehte er allerdings eine Runde um das Haus. Man kam sich wie in Hänsel und Gretel vor: das Knusperhäuschen im Walde. Er hörte in der Ferne einen Hund bellen, wahrscheinlich auf dem Hof der »Nachbarn«. Doch sonst war, abgesehen vom Rauschen der Eichen im Wind, kein Laut zu hören. Er wusste, was Marie dachte – sie glaubte, gerade weil dieses Haus so versteckt lag, sei sie dort sicher. Aber da, wo sie ein Versteck sah, sah Reeve Isolation. Selbst wenn sie nicht im Telefonbuch stand, wäre es für einen erfahrenen Ermittler eine Sache von einer Stunde gewesen, ihre Adresse herauszufinden. Auf einem Messtischblatt würde das Haus zu sehen sein – vielleicht sogar samt Namen. Und dann würde der Ermittler wissen, wie isoliert das Haus lag.
    Es gab zwei kleine Nebengebäude, von denen eines früher einmal eine Backstube gewesen war. Der Backofen war noch immer da, die langen Holzschaufeln hingen noch immer an den Wänden, aber der Raum wurde inzwischen als Abstellkammer benutzt. Mäuse oder Ratten hatten von den leeren Pappkartons, die hoch aufgetürmt standen, die Ecken abgenagt. Das andere Nebengebäude war ein Holzspeicher, und war es möglicherweise schon immer gewesen. An allen Wänden ordentliche Stapel von zugesägten Stämmen. Reeve spähte dann in den Wald. Die Schicht von trockenem Laub auf dem Waldboden würde kaum ausreichen, um jemanden zu verraten, der sich dem Haus näherte. Er hätte vielleicht Stolperdrähte gespannt. Oder …
    Plötzlich schnitten Lichtstrahlen durch den Schatten. Er blinzelte nach oben und sah, dass an einigen Bäumen Halogenlampen befestigt waren. Etwas oder jemand hatte sie aktiviert. Dann sah er Marie Villambard, die mit verschränkten Armen am Haus stand und lachte.
    »Wie Sie sehen«, sagte sie, »bin ich nicht ganz ungeschützt.«
    Er ging auf sie zu. »Die Scheinwerfer werden von Bewegungssensoren eingeschaltet«, sagte er.
    »Stimmt.«
    Er nickte. »Alle an derselben Stromquelle angeschlossen?«
    »Ja.«
    »Dann ist es auch recht einfach, sie zu deaktivieren. Außerdem, was tun sie schon? Sie machen ein bisschen Licht zwischen den Bäumen. Na und? Das hält doch keinen davon ab, weiterzugehen!«
    »Nein, aber das hilft Foucault, gezielt zuzubeißen. Nachts ist er draußen.«
    »Ein einziger Hund …«
    Sie lachte wieder. »Sind Sie Sicherheitsexperte?«
    »War ich mal«, murmelte Reeve und trug seine Reisetasche ins Haus.
     
    Er zog frische Sachen an und wickelte das schmutzige Hemd um Lucky 13. Er hatte nicht vor zu bleiben. Er würde sich nach dem Abendessen verabschieden und sich irgendwo unterwegs ein Hotel suchen. Also nahm er seine Tasche wieder mit nach draußen und verstaute sie hinten im Wagen, wo sie nicht zu sehen war. Marie hatte einen ganzen Karton voller Papiere gepackt.
    »Das sind alles Kopien, ich brauch sie also nicht zurück.«
    »Gut.«
    »Und ich weiß nicht, ob sie Ihnen mehr verraten werden, als ich Ihnen schon erzählt habe.«
    »Trotzdem danke.«
    Sie sah so aus, als hätte sie noch etwas zu sagen und traue sich nicht, sie wich seinem Blick aus. »Also, Sie können gern hier übernachten.«
    Er lächelte. »Danke, aber ich glaube, ich fahre lieber.«
    »Sind Sie sicher?« Jetzt sah sie ihn an. Sie sah nicht mehr wie eine Erfolgsfrau aus, eher einsam und müde, ihrer Einsamkeit müde und müde, Foucault zu streicheln, müde ihrer langen durchwachten Nächte, in denen sie sich fragte, ob der Himmel plötzlich halogenweiß aufreißen würde. Des Wartens müde.
    »Ich werde sehen, wie ich mich nach dem Essen fühle«, gab er nach. Aber er verstaute den Karton mit den Akten trotzdem im Gepäckraum.
    »Sollen wir mein Auto nehmen?«, fragte sie.
    »Nehmen wir meins. Ich blockiere Ihnen sowieso die Ausfahrt.« Er half ihr in den Mantel. »Es sah wie ein sehr nettes Restaurant aus.« Das Konversationmachen fiel ihm nicht leicht. Er kämpfte noch immer mit dem Bewusstsein, dass ihre Einladung, über Nacht zu bleiben, ihm eindeutig geschmeichelt hatte. Sie schloss die Haustür ab.
    »Es ist ein ausgezeichnetes Restaurant«, sagte sie. »Und ein sehr guter Grund, hierherzuziehen.«
    »Es waren also keine sentimentalen Gründe?« Er hielt ihr die Beifahrertür auf.
    »Sie meinen, weil das Haus meinen Großeltern gehörte? Nein, deswegen nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber den

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