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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ein zu hartes Wort. Sagen wir einfach, dass er sich immer wieder deren Gastfreundschaft erfreute und Gefälligkeiten akzeptierte. Und ich habe den Verdacht, dass eine dieser Gefälligkeiten die fragliche junge Dame war, bei der es sich, wie sich herausstellte, um eine Gelegenheitsprostituierte handelte, wenn auch um eine der gehobenen Preisklasse. Dechevement war ziemlich dreist; er nahm sie auf alle möglichen Empfänge im In- und Ausland mit. Er wurde sogar ihr Arbeitgeber, verschaffte ihr einen Posten in seinem Stab. Es ist zwar nicht bekannt, dass sie in dieser Eigenschaft irgendetwas geleistet hätte, aber sie bezog ein großzügiges Gehalt.«
    Marie Villambard zündete sich eine frische Stuyvesant an dem Stummel der vorigen an. Seit Reeve an ihrem Tisch saß, hatte der Barkeeper ihren Aschenbecher schon zweimal geleert. Sie blies einen Rauchfaden in die Luft.
    »Die engsten Beziehungen unterhielt Dechevement zu einem Unternehmen namens COSGIT, und COSGIT ist eine Tochterfirma von Co-World Chemicals.«
    »Dann stand Dechevement also auf der Gehaltsliste von CWC?«
    »Könnte man so sagen. Ich glaube, das war der Grund, warum ihm der Rücktritt nahegelegt wurde – damit niemand auf die Idee käme, nachzuforschen und festzustellen, dass die junge Prostituierte von Co-World Chemicals finanziert worden war. Das hätte nämlich selbst in Frankreich einen Skandal auslösen können.«
    Reeve dachte nach. »Dann haben Sie also nicht an derselben Sache gearbeitet wie mein Bruder?«
    »Nicht so schnell. Wir haben noch nicht einmal … an der Oberfläche gekratzt.«
    Reeve lehnte sich zurück. »Gut«, sagte er, als sein zweites Perrier kam.
     
    »Eigentlich ist Dechevement nur ein sehr kleiner Teil des Ganzen«, sagte Marie Villambard. Der Kellner hatte ihr ein neues Päckchen Zigaretten gebracht, und sie pellte es gerade aus der Folie. Reeve bemerkte, dass kein einziger von den Gästen, die bei seiner Ankunft in der Bar gesessen hatten, mehr da war – lauter neue Gesichter; woraus man allerdings nicht unbedingt schließen durfte, dass sie nicht observiert wurden.
    »Ich begann«, fuhr sie fort, »mich für einen gewissen Owen Preece zu interessieren. Doktor Owen Preece. Ihr Bruder interessierte sich ebenfalls für ihn.«
    »Wer ist das?«
    »Er ist leider gestorben. Es sah nach einer natürlichen Todesursache aus. Er war über siebzig – Herzinfarkt, das kann in dem Alter jedem passieren …«
    »Schön, dann: Wer war er?«
    »Ein amerikanischer Psychiater.«
    Reeve runzelte die Stirn; im Zusammenhang mit CWC hatte er schon einmal von einem Psychiater gehört …
    »Er war der Leiter eines angeblich unabhängigen Forschungsteams, das, teils staatlich, teils von der Agrochemie-Industrie finanziert, nach den Ursachen von BSE, auch Rinderwahnsinn genannt, suchen sollte.«
    Reeve nickte vor sich hin. Josh Vincent hatte etwas Ähnliches erwähnt: von CWC finanzierte Untersuchungen, an denen unter anderem auch Psychiater beteiligt gewesen waren.
    »Das war in der Anfangszeit der BSE-Panik«, fuhr Marie Villambard fort. »Das Team umfasste Neurologen, Virologen, Spezialisten für Bluterkrankungen und Psychologen. Eines der ersten Resultate lautete, dass ME – die ›Yuppie-Grippe‹, wie man damals dazu sagte – nur eine psychosomatische Krankheit sei, also ausschließlich psychische Ursachen habe.«
    »Sie haben über Prion-Proteine gearbeitet?«
    »Richtig, und sie haben nichts gefunden, das die in Organophosphaten oder anderen derzeit gebräuchlichen Pestiziden enthaltenen Prion-Proteine mit auch nur einer der zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht hätte, die andere Wissenschaftler durchaus damit in Verbindung bringen.«
    »CWC hat sie geschmiert?«
    »Nicht direkt, aber es gibt gute Gründe anzunehmen, dass Dr. Preece von CWC bezahlt wurde, und er war nun mal der Leiter des Forschungsteams. Er war derjenige, der die abschließenden Ergebnisse abgesegnet hat. Er hatte Zugriff auf sämtliche Daten …«
    »Und könnte sie manipuliert haben?«
    »Einer der Forscher verließ das Team und behauptete etwas in der Art. Er kam wenige Wochen später bei einem Bootsunfall ums Leben.«
    »Herrjesus. Dann hat Preece also Tests und Ergebnisse gefälscht? Und das Ganze war von der US-Regierung mitfinanziert?«
    Marie Villambard nickte. »Die Idee dazu hatte jemand aus dem mittleren Management von CWC. Einige von uns vermuten, dass dieser Mann dafür verantwortlich war, dass Preece die Leitung des Projekts übertragen

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