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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wurde. Dr. Preece war in mancherlei Hinsicht eine hervorragende Wahl – er war ein sehr angesehener Psychiater. Er soll außerdem Experimente für die CIA durchgeführt haben.«
    »Experimente?«
    »An Menschen, Mr. Reeve. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gehörte er einem Team an, das die Auswirkungen verschiedener Halluzinogene auf das menschliche Nervensystem testete.« Reeve starrte sie entsetzt an. »Es war alles vollkommen legal, ob Sie es glauben oder nicht. Die Versuchspersonen waren Insassen von Irrenanstalten. Sie hatten wenige Rechte und niemanden, der für diese wenigen Rechte eingetreten wäre. Sie bekamen alle möglichen Chemikalien injiziert; wir können nicht einmal sagen, welche. Preece war da nur einer unter vielen. Die Sache kam erst kürzlich, nach seinem Tod heraus, als einige CIA-Akten freigegeben wurden. Da haben manche von uns angefangen sich zu fragen, was es mit den verschiedenen Komitees und Forschungsprojekten auf sich haben könnte, in denen er ab den Siebzigern saß. Dieser Mann hatte etwas zu verbergen, irgendeinen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit, und Leute mit Vergangenheit sind immer leicht zu kaufen.«
    »Und der CWC-Manager, der für das alles verantwortlich war, hieß …?«
    »Kosigin«, sagte Marie Villambard. »Das war ein Mr. Kosigin.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ihr Bruder hat es herausgefunden. Er hat unter dem Vorwand, ein Buch über Preece schreiben zu wollen, viele Leute interviewt. Er hat mit Wissenschaftlern gesprochen, mit Behörden, er hat Leute aufgespürt, die seinerzeit an dem Projekt beteiligt gewesen waren. Er hatte Beweismaterial, das Preece mit Kosigin in Verbindung brachte, Indizien für eine großangelegte Vertuschungsaktion, etwas, das jeden Menschen auf der Welt betrifft.« Sie hob ihre Zigarette. »Deswegen rauche ich, Mr. Reeve. Essen ist mir einfach zu gefährlich. Ich halte mich lieber an harmlosere Genüsse.«
    Reeve hatte ihr nicht mehr zugehört. »Was für Beweise mein Bruder auch gehabt haben mag – er hat sie mit ins Grab genommen.«
    Sie lächelte. »Seien Sie nicht so melodramatisch – und um Gottes willen seien Sie nicht so dumm .«
    Reeve sah sie an. »Was meinen Sie damit?«
    »Ihr Bruder war Journalist . Er arbeitete an einer gefährlichen Story, und er wusste, wie gefährlich sie war. Er hat mit Sicherheit Backups seiner Dateien gemacht. Es wird Ausdrucke geben. Irgendetwas . Irgendwo in einer Wohnung oder bei einem Freund hinterlegt, oder in einem Bankschließfach. Sie müssen nur suchen.«
    »Und angenommen, die Beweise sind vernichtet worden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Dann steht die Story auf etwas wackligen Beinen … ich weiß nicht. Vielleicht findet sich niemand, der bereit wäre, sie zu veröffentlichen. Wohin wir auch schauen, in jedem Land, das diese Chemikalien und Pestizide verwendet, entdecken wir Verbindungen zur Regierung. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass die Regierungen der Welt es gern sähen, wenn diese Story veröffentlicht würde.« Sie starrte ihn an. »Sie etwa?«
    Er blieb stumm.
    »Ich glaube auch nicht, dass die Agrochemie-Multis sich über eine Veröffentlichung freuen würden, und ebenso wenig staatliche Dienststellen wie die CIA … Vielleicht sollten wir alle einfach wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren.« Sie lächelte traurig. »Vielleicht wäre das für uns alle sicherer.«
    »Das glauben Sie doch nicht im Ernst«, sagte er.
    Sie hatte aufgehört zu lächeln. »Nein«, sagte sie, »das glaube ich nicht. Dazu ist es zu spät. Ein weiterer guter Grund zu rauchen. Ich bin so was wie die Gefangene in der Todeszelle – die darf ja auch, nicht?«
    Und als sie lachte, war das Entsetzen nur in ihren Augen zu sehen.
     
    Sie hatte Material, das sie ihm geben konnte – Kopien von Dokumenten -, also folgte er ihr in seinem Auto. Sie verließen Limoges in Richtung St. Yrieix la Perche. Genau das, was mir jetzt fehlte, dachte Reeve: noch ein bisschen fahren. Die Straße war eine Folge von steilen Aufs und Abs, und ein paarmal blieben sie hinter einem Traktor oder einem Pferdetransporter stecken. Endlich blinkte Marie Villambards Citroën Xantia und bog auf eine schmale gewundene Landstraße, an der nur noch vereinzelte Häuser und Gehöfte lagen. Es war ein schöner Abend mit einer unangenehm tief stehenden Sonne und breiten Streifen von Hellblau am Himmel. Reeves Magen beschwerte sich darüber, dass er den ganzen Tag lang nichts als Kaffee und Croissants bekommen hatte. Dann

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