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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Bühne.
    »Waffe fallen lassen!«
    Ein gebellter Befehl, die ersten Worte, die er seit einer ganzen Weile hörte. Sie kamen aus dem Wald. Reeve, der vor dem Fenster des Häuschens erstarrt war, wusste, dass er keine Chance hatte. Er warf die Pistole vor sich auf den Boden. Sie landete keine zwei Meter von ihm entfernt. Nah genug, um mit einem Hechtsprung erreichbar zu sein; hätte er nur ein Ziel gehabt, auf das er feuern könnte. Aber das Einzige, was er sah, waren die Eichen und die Halogenleuchten, die aus Baumkronen auf ihn herunterstrahlten. Tolle Sicherheitsmaßnahme, dachte er – nützt echt was. Und dann trat ein Mann aus dem Wald und kam auf ihn zu. Er hielt genau so eine Pistole wie diejenige, die auf dem Boden lag. Er hielt sie sehr ruhig. Reeve versuchte, seinen Akzent zu identifizieren. Amerikanisch, dachte er. Jetzt sagte der Mann nichts mehr. Er wollte nah an Reeve herankommen, möglichst nah an den Mann, der seinen Kameraden abgeschlachtet hatte. Reeve spürte, wie ihm das Blut an Händen und Handgelenken trocknete, von den Unterarmen tropfte. Ich muss wie ein Metzger aussehen, dachte er.
    Der Mann starrte wie gebannt auf diese Hände, fasziniert vom Blut. Er wedelte mit der Pistole, und Reeve nahm die Hände hoch. Der Mann bückte sich nach der anderen Automatik, und Reeve rammte einen Ellbogen rückwärts ins Fenster. Der Mann richtete sich blitzschnell auf, aber Reeve stand regungslos da. Der Mann grinste.
    »Du wolltest durchs Fenster springen?«, sagte er. Eindeutig Amerikaner. »Du bildest dir ernsthaft ein, ich hätte dich nicht erwischt? Du glaubst vielleicht, das Telefon funktioniert noch? Du wolltest Hilfe rufen?« All diese Mutmaßungen schienen ihn sehr zu amüsieren. Er kam immer noch näher, bis er keinen Meter mehr von ihm entfernt war. Reeve hielt die Hände jetzt hoch über dem Kopf. Er hatte sich am zersplitternden Glas geschnitten. Jetzt rann ihm sein eigenes Blut vom Ellbogen den Arm hinunter und in die Achselhöhle.
    Der Mann hielt den Arm mit der Waffe ausgestreckt, wie zu einer Hinrichtung, so wie er es vielleicht früher, zu Vietnam-Zeiten, in den Nachrichten gesehen hatte. Dann hörte Reeve das Geräusch. Er konnte es zunächst nicht identifizieren. Es klang wie ein Motor und kam rasch näher.
    Er warf sich zur Seite, als Foucault durch das Fenster herausgeschossen kam und sich in das Gesicht des Mannes verbiss. Die Wucht des Ansprungs warf den Mann, den Hund auf der Brust, rücklings zu Boden. Reeve verlor keine Zeit mit Gaffen. Er schnappte sich die Pistole und rannte zurück zum Weg. Ein paar hundert Meter, und dann würde er bei den Autos sein. Er hörte ein weiteres Fahrzeug in der Ferne, etwas Größeres als ein Auto. Vielleicht ist es die Kavallerie, dachte er; jemand vom Bauernhof.
    Aber jetzt ertönte ein weiteres Pfeifsignal. Dreimal tief und lang, zweimal höher und kurz. Das Ganze fünf-, sechsmal wiederholt. Reeve rannte weiter. Schiebetüren eines Transporters knallten zu. Ein Motor heulte auf. Als er um eine Kurve bog, sah er das Auto, das er gerammt hatte, und dahinter seinen eigenen Wagen. Unter dem Landrover konnte er niemanden liegen sehen, und im zertrümmerten Auto war ebenfalls niemand.
    Plötzlich ertönte eine Explosion. Sie riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Er fiel hart auf den Rücken, sprang aber sofort wieder auf, atemlos, aber mit schussbereit nach vorn ausgestreckter Pistole. Sein Landrover stand in Flammen. Hatten sie eine Bombe darin versteckt? Dann begriff er, was sie getan hatten. Sie hatten schlicht und einfach dafür gesorgt, dass der Wagen nicht mehr wegfahren konnte, so dass er noch da stehen würde, wenn die Polizei eintraf. Die Beamten würden auf die Spuren eines Feuergefechts stoßen, möglicherweise Leichen, mit Sicherheit Blut – und auf eine nicht mehr vorhandene Journalistin. Und sie würden einen Wagen mit britischer Zulassung finden … einen auf Gordon Reeve zugelassenen Wagen.
    »Scheißkerle«, zischte Reeve. Er machte einen Bogen um das brennende Wrack und sah, dass das Auto, das noch kurz zuvor fünfzig Meter weiter gestanden hatte, auf einmal verschwunden war, und mit ihm der Transporter – oder was immer es gewesen sein mochte, das zuletzt hinzugekommen war. Das Pfeifen aber war nach wie vor zu hören. Jetzt klang es wie der Anfang einer Melodie, die er wiedererkannte, eines Liedes, das er nicht wiedererkennen wollte. Fünf Töne. Daa, daa, daa, di-di. Es war der Anfang von Row, row, row your boat . Nein, das

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