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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fuhr er in ein durchgehend geöffnetes Parkhaus und hinauf zum obersten Deck. Da oben waren nur zwei weitere Autos, beide, wie es aussah, Langzeitparker. Der Xantia würde ihnen Gesellschaft leisten. Aber zuallererst brauchte er etwas Schlaf – sein Gehirn und sein Körper mussten sich ausruhen. Er hätte vielleicht im Terminal schlafen können, aber dort wäre er eine leichte Beute gewesen. Er schätzte, dass es bis zum Morgen keine Flüge nach England geben würde, und es war noch nicht einmal halbwegs hell. Er kurbelte die Fenster ein Stück runter, um sich nähernde Fahrzeuge oder Schritte besser hören zu können. Dann lehnte er den Kopf zurück und schloss die Augen …
    Was er träumte, träumte er nicht zum ersten Mal. Argentinien. Grasflächen und Berghänge. Insekten und ständiger Wind von der See. Zwei Männer in Kajaks, die ans Ufer paddelten. Im Traum paddelten sie bei Tageslicht, aber in Wirklichkeit waren sie mitten in der Nacht an Land gegangen, mit geschwärzten Gesichtern. Lautlos – bis Jay angefangen hatte zu singen …
    Dasselbe Lied, das er erst eine Woche zuvor bei ihrer Landung auf den Falklands gesungen hatte – damals von einem Boot ans Ufer gebracht. Sie waren an den Strand gewatet, ohne auf Widerstand zu stoßen. Während Jay die Melodie, die man ihm weiter zu singen verboten hatte, vor sich hin summte.
    Row, row, row your boat,
Gently down the stream.
Merrily, merrily, merrily, merrily,
Life is but a dream.
    Das Leben ein Traum? Eher ein Albtraum, wenn Jay mit dabei war. Er galt als ein guter Soldat, aber tatsächlich war er eine entsicherte Handgranate, und genauso unberechenbar.
    Genauso tödlich.
    Man hatte sie nach dem Gefecht auf den Falkland-Inseln dorthin abkommandiert. Geplant war eine Zwei-Mann-Aktion, Observierung hinter den feindlichen Linien. Sie erhielten ihre Instruktionen an Bord der HMS Hermes . Ihr Auftrag lautete, aus Rio Grande abfliegende argentinische Maschinen zu beobachten. (Reeve erfuhr erst später, dass ein weiteres Zwei-Mann-Kommando mit dem gleichen Auftrag auf ein anderes Ziel angesetzt worden war: Rio Gallegos.) Niemand sprach das Wort »Himmelfahrtskommando« aus, aber die Chancen, lebendig zurückzukommen, standen nicht übermäßig gut. Zunächst einmal waren die Argentinier auf den Falklands mit Funkortung und Infrarotsichtgeräten ausgerüstet gewesen; es sprach nicht viel dafür, dass sie auf dem Festland nicht über dieselben technischen Mittel verfügen würden.
    Folglich würden ihre Funksignale sehr schnell geortet werden. Was wiederum bedeutete, dass sie ständig in Bewegung bleiben mussten. Aber Bewegung war schon für sich genommen eine Gefahrenquelle, und die Möglichkeit, dass der Feind IR-Sichtgeräte einsetzte, bedeutete, dass sie auch nachts nicht zur Ruhe kommen würden. Reinkommen würde einfach sein, rauskommen ein Albtraum.
    Jay protestierte erst, als seine Bitte um ein paar tragbare Stinger-Flugabwehrraketen kategorisch abgelehnt wurde.
    »Sie gehen da rein, um zu beobachten, nicht um zu kämpfen. Überlassen Sie das Kämpfen anderen.«
    Was genau das war, was Jay nicht hören wollte.
    Row, row, row your boat ...
    Und das taten sie in seinem Traum: rudern, paddeln, auf den Strand zu, wo sie eine Reihe von Männern erwartete. Aus welchem Grund auch immer konnten die Männer sie nicht ausmachen, während Reeve sie klar und deutlich sah. Aber Jays Gesang wurde immer lauter und lauter, und es war nur eine Frage der Zeit, bis das Exekutionskommando am Ufer auf sie feuern würde.
    Row, row, row your boat ...
    Reeve wachte schweißgebadet auf. Herrgott... Und der eigentliche Horror war die Tatsache gewesen, dass die Wirklichkeit weit schlimmer als der Traum gewesen war, so entsetzlich, dass, als er sich endlich wieder zurück zur Hermes durchgeschlagen hatte, niemand seinem Bericht hatte Glauben schenken wollen. Halluzinationen, hatten sie gemeint. Die Ärzte erklärten ihm, dass der Schock eine solche Wirkung haben konnte. Und je entschlossener sie die Wahrheit leugneten, desto wütender wurde er, bis sich zum ersten Mal in seinem Leben jener rosafarbene Nebel gesenkt hatte und dann wieder verflogen war und ein Arzt und zwei Sanitäter bewusstlos vor ihm auf dem Fußboden gelegen hatten.
    Er spürte eine Bewegung, knapp über dem Boden und im Schatten, drüben neben einem der anderen Autos. Er schaltete die Scheinwerfer ein und sah einen mageren, hungrig aussehenden Fuchs vorüberhuschen. Was war mit der freien Wildbahn los? Standen

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