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Sein Bruder Kain

Sein Bruder Kain

Titel: Sein Bruder Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Markus… alles sehr römisch. Vielleicht hat er sich dafür interessiert, ein Hobby sozusagen. Ja! Und eine letzte Tochter namens Drusillaäh!«
    Dieses letzte »Äh!« hatte seinen Grund in der Tatsache, daß Monk ihm wieder einmal auf den Rücken geschlagen hatte. »Ich nehme an, das ist die Dame, die Sie suchen?«
    »Ja. Ja, ich glaube schon. So - noch einmal zurück zum Thema. Was war seine Stellung in der Kirche, und wo hat er gelebt?«
    »Wymondham, Sir. Es ist nur ein kleines Dorf.«
    »War er nur der Pfarrer?« Das schien so gar nicht zu dem zu passen, was er in Drusilla gesehen hatte. Oder war das Ganze nur ein ungewöhnlicher Zufall und bedeutete letztendlich gar nichts?
    »Nein, Sir«, erwiderte der Angestellte nun ebenfalls mit wachsendem Interesse. »Ich glaube, er hatte eine Verbindung zur Kathedrale von Norwich, zumindest hatte er die in den letzten Jahren seines Lebens gehabt. Ein hervorragender Gelehrter, sagte mir mein Informant.«
    »Äh - vielen Dank.« Neue Hoffnung stieg in ihm auf.
    »Wissen Sie sonst noch irgend etwas? Über die Familie zum Beispiel? Die Witwe? Die Töchter? In welchen Umständen leben sie jetzt?«
    Der Angestellte machte ein unglückliches Gesicht.
    »Das tut mir leid, Sir, ich habe keine Ahnung. Ich fürchte, um das herauszufinden, müßten Sie nach Norfolk reisen.«
    »Ja, natürlich. Vielen Dank. Ich bin Ihnen wirklich zu Dank verpflichtet.« Und das stimmte auch. Er stürzte aus dem Gebäude und warf sich in den ersten freien Hansom, der vorbeikam. Noch bevor er ganz eingestiegen war, rief er dem Fahrer zu, daß er ihn zum Polizeirevier fahren solle, wo er John Evan aufsuchen und ihm erzählen wollte, was er in Erfahrung gebracht hatte.
    Aber er mußte fast drei Stunden warten, bevor Evan von dem Fall, an dem er augenblicklich arbeitete, zurückkehrte; mittlerweile war es schon lange dunkel, und es hatte begonnen zu regnen. Sie saßen zusammen in dem Cafe, wärmten ihre Hände an den heißen Tassen und tranken vorsichtig von der dampfenden Flüssigkeit, umgeben von leisem Stimmengewirr und den Geräuschen, die kommende und gehende Gäste verursachten.
    »Buckingham!« sagte Evan überrascht. »An den Namen erinnere ich mich nicht.«
    »Aber es muß einen Fall gegeben haben, in dem ein Buckingham eine Rolle spielte!« beharrte Monk. »Suchen Sie bitte noch einmal in den acht Jahre zurückliegenden Akten!« Es war wie ein Hilfeschrei. Entsetzen bemächtigte sich seiner, als ihm der Gedanke kam, daß sein Vergehen gegen Drusilla ein persönliches gewesen sein könnte…
    »Ich bin all Ihre Fälle durchgegangen«, sagte Evan mit gequältem Gesichtsausdruck. »Es hat keinen Buckingham gegeben, an den ich mich erinnern könnte, weder einen Verurteilten noch einen Angeklagten. Aber ich werde es natürlich noch einmal versuchen. Ich werde ganz besonders auf den Namen achten.«
    »Vielleicht sollte ich besser nach Norfolk fahren.« Monk starrte an Evan vorbei, ohne den überfüllten Raum zu sehen oder das Gelächter zu hören. »Dort haben sie gelebt.«
    »Warum sollten Sie zu diesem Zweck nach Norfolk fahren?« Evan war verwirrt. »Sie haben nur mit Londoner Fällen zu tun gehabt. Wenn es dort passiert wäre, hätte sich die örtliche Polizei darum gekümmert, nicht Sie.« Er zuckte unmerklich mit den Schultern und schauderte, als hätte jemand die Tür nach draußen geöffnet, obwohl es in dem Cafe viel zu warm war, mit den vielen Menschen, den dampfenden Getränken und dem Feuer, das im Kamin loderte. »Vielleicht hat es in London begonnen, und in Norfolk gab es Zeugen oder auch Verdächtige. Ich werde es versuchen.« Er runzelte die Stirn, denn er wußte, daß er lediglich versuchte, den anderen Mann zu beruhigen.
    »Keine Angst, wenn es etwas gibt, werde ich es finden.«
    Und wenn es nichts gibt, dachte Monk, dann muß ich ihr ein persönliches Unrecht getan haben, und wie in Gottes Namen soll ich das in Erfahrung bringen? Wie soll ich jemals herausfinden, warum ich getan habe, was ich tat, was ich dachte oder fühlte, welche mildernden Umstände kann ich für mich in Anspruch nehmen?
    Er trank seinen Kaffee aus und stand auf. Er brachte es nicht einmal über sich, Evan in die Augen zu sehen. Was würde er denken oder fühlen, wenn er die Wahrheit erfuhr, welche bittere Desillusionierung und Enttäuschung standen ihm bevor? Er hatte solche Angst vor diesen Enthüllungen, als wären sie bereits Tatsache.
    »Vielen Dank«, sagte er, und seine Worte wären ihm beinahe im Hals

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