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Sein Bruder Kain

Sein Bruder Kain

Titel: Sein Bruder Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hätte.
    »Ist das alles?« fragte er den Angestellten, der nervös hinter seinem Schalter stand. »Wäre es denkbar, daß jemand übersehen wurde? Vielleicht sollte ich lieber weiter zurückgehen als zehn Jahre.«
    »Natürlich, Sir, wenn Sie glauben, daß Ihnen das nützt«, meinte der Angestellte sofort. »Wenn Sie mir ein wenig genauer sagen könnten, was Sie eigentlich suchen, könnte ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.« Er rückte seine Brille zurecht und nieste. »Pardon!«
    »Ich suche nach einem Geistlichen, der in Buckinghamshire gestorben ist, wahrscheinlich innerhalb der letzten zehn Jahre«, erwiderte Monk, der sich dabei ebenso töricht wie unglücklich fühlte. »Aber man hat mir den falschen Namen genannt.«
    »Dann weiß ich nicht, wie Sie den Mann finden können«, sagte der Angestellte und schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Wissen Sie denn sonst gar nichts über ihn?«
    »Nein…«
    »Haben Sie denn nicht wenigstens eine ganz schwache Vorstellung, wie er heißen könnte? Nicht einmal, wie sein Name geklungen hat?« Der Mann schien auf die Sache nur deshalb einzugehen, um überhaupt etwas sagen zu können. Er schien sich sehr unwohl zu fühlen.
    »Der Name könnte wie Wyndham geklungen haben«, erwiderte Monk, ebenfalls nur um der Höflichkeit willen.
    »Ach herrje! Ich fürchte, da fällt mir nichts ein. Natürlich hat es einen Reverend Buckingham gegeben, der in Norfolk gestorben ist.« Der Angestellte stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus und nieste noch einmal. »In einem Ort namens Wymondham, der natürlich ›Windham‹ ausgesprochen wird, zumindest in dieser Gegend. Aber das wird Ihnen kaum weiterhelfen…«
    Er hielt überrascht inne, denn Monk war aufgesprungen und schlug ihm nun so heftig auf den Rücken, daß ihm die Brille von der Nase flog und auf dem Fußboden landete.
    »Sie sind brillant, Sir!« rief Monk begeistert. »Einfach brillant! Warum habe ich nicht selbst daran gedacht? Wenn man erst einmal darauf gestoßen wird, ist es völlig logisch. Dem Himmel sei gedankt für einen Mann mit Verstand.«
    Der Angestellte errötete heftig und war außerstande, darauf zu antworten. »Was können Sie mir über diesen Mann sagen?« fragte Monk, während er die Brille aufhob, blankputzte und zurückgab. »Wo hat er gelebt? Woran ist er gestorben? Wie alt war er bei seinem Tod? Was wissen sie über seine Familie? Welche Stellung genau hatte er in der Kirche inne?«
    »Gütiger Gott!« Der Angestellte blinzelte ihn an wie eine Eule, da er seine Brille noch immer in der Hand hielt. »Hm… hm, das kann ich sicher für Sie herausfinden, Sir. Ja, ja bestimmt. Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen? Ist er vielleicht ein Verwandter?«
    »Ich glaube, er könnte ein Verwandter von jemandem sein, der von größter Wichtigkeit für mich ist«, erwiderte Monk wahrheitsgemäß, wenn auch ein wenig ausweichend. »Es geht um jemand, der buchstäblich mein Leben in Händen hält. Ja, bitte erzählen Sie mir alles, was Sie über den verstorbenen Reverend Buckingham und seine Familie wissen. Ich werde hier warten.«
    »Äh - nun - das könnte ich tun… ja natürlich.« Er nieste noch einmal und entschuldigte sich. »Selbstverständlich.« Und damit eilte er davon.
    Monk ging unruhig auf und ab, bis der Angestellte etwa eine halbe Stunde später zurückkehrte, mit hochrotem Gesicht und triumphierendem Blick.
    »Er ist ungefähr vor acht Jahren gestorben, Sir, am achtundzwanzigsten März 1851.« Er runzelte die Stirn. »Als Todesursache ist eine Erkältung aufgeführt; ziemlich ungenau. Er war noch nicht besonders alt, gerade erst in seinem sechsundfünfzigsten Jahr, und anscheinend hat er sich bis zu dieser Zeit bester Gesundheit erfreut.«
    »Seine Familie!« sagte Monk drängend. »Hatte er Kinder?«
    »Ja, allerdings. Und er hat eine Witwe hinterlassen, eine Mary Anne.«
    »Die Namen der Kinder!« sagte Monk fordernd. »Wie heißen sie? Wie alt waren sie?«
    »Meine Güte, Sir, erregen Sie sich doch nicht so! Ja, es gab Kinder, allerdings. Ein Sohn namens Octavian, was merkwürdig ist, da er anscheinend der älteste war…«
    »Merkwürdig?«
    »Ja, in der Tat, Sir. Kirchenmänner haben oft große Familien, und Octavian bedeutete der Achte, Sie verstehen schon…«
    »Töchter! Hatte er auch Töchter?«
    »Ja, die hatte er. Die älteste hieß Julia, die zweite Septima. Der arme Mann konnte wirklich nicht zählen! Wirklich amüsant… ja! Ja! Ich komme jetzt zum Ende. Es gab noch einen Sohn namens

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