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Sein Bruder Kain

Sein Bruder Kain

Titel: Sein Bruder Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Resignation, als hätte er am Ende etwas aufgegeben, das sowohl eine Besessenheit als auch eine Qual für ihn gewesen war, und der Friede, der sich seiner bemächtigt hatte, schien ihn überrascht zu haben.
    Monk suchte nach etwas, das ihm einen Hinweis auf das Geschehen geben könnte, etwas jenseits der Berichte, die er von Ravensbrook oder dem Wärter gehört hatte, aber er fand nichts. Es gab keine Widersprüche, nichts, was auf verschwiegene Tatsachen hindeutete, nichts, was sich nicht durch einen simplen, törichten Akt der Gewalt hätte erklären lassen. Die einzige Frage war, ob es eine Affekthandlung war, entstanden aus einem jähen überwältigenden Zorn, vielleicht ähnlich dem, der Angus getötet hatte. Oder war es eine klug eingefädelte Vorgehensweise, Selbstmord zu begehen, bevor der Henker sein Leben auslöschen konnte, bevor er sich dem leidvollen Prozeß von Verurteilung, Schuldspruch und Strick aussetzte?
    Er drehte sich zu Rathbone um und las dieselben Fragen in dessen Gesicht.
    Bevor einer von ihnen jedoch dazu kam, sie auszusprechen, hörten sie ein Geräusch hinter sich, das schwere Knarren eines Eisenbolzens in einem Schloß, und dann Hesters Stimme. Monk fuhr herum und trat aus der Zelle, wobei er Rathbone fast vor sich her schob.
    »Lord Ravensbrook!« Hester warf einen kurzen Blick auf den Wärter, der das blutdurchtränkte Taschentuch immer noch an Ravensbrooks Brust preßte, trat dann einen Schritt auf ihn zu und ließ sich auf die Knie sinken. »Wo haben Sie sich verletzt?« fragte sie, als spräche sie mit einem Kind - beruhigend, aber mit großer Autorität.
    Er hob den Kopf und starrte sie an.
    »Wo sind Sie verletzt?« wiederholte sie, legte ihre Hand sanft auf die des Wärters und zog das Taschentuch ganz langsam weg. Kein Blutschwall war die Folge; das Blut schien an dieser Stelle bereits geronnen zu sein. »Bitte, erlauben Sie mir, Ihnen den Mantel auszuziehen«, sagte sie. »Ich muß sehen, ob Sie noch bluten.« Es war eine überflüssige Bemerkung. Seine Brust war so voller Blut, daß er nach wie vor bluten mußte.
    »Ist das klug, Miss?« fragte Jimson. Er war mit ihr zurückgekehrt und sah Ravensbrook zweifelnd an. »Macht die Sache vielleicht noch schlimmer. Besser, wir warten, bis der Arzt kommt. Man hat nach ihm geschickt.«
    »Ziehen Sie den Mantel aus!« Hester schenkte ihm keine Beachtung und machte sich daran, ihn vorsichtig aus dem Kleidungsstück zu schälen. Er reagierte nicht, und sie bewegte seine Arme ein wenig zur Seite. »Nehmen Sie den anderen!« sagte sie zu Monk. »Der Mantel wird herunterrutschen, wenn Sie es richtig machen.«
    Er tat wie geheißen, und Hester zog dem Verletzten mit sanfter Entschlossenheit den Mantel aus und gab ihn dann Monk. Das Hemd darunter war lange nicht so blutdurchtränkt, wie Monk erwartet hatte. Es gab nur vier Wunden, die er sehen konnte, eine vorne an der linken Schulter, eine am linken Unterarm und zwei auf der rechten Seite der Brust. Keine der Wunden war sehr groß oder blutete übermäßig. Nur die an der Schulter, auf die er seine Hand gelegt hatte, war noch feucht.
    »Das sieht nicht allzu schlimm aus«, sagte Hester nüchtern. Sie wandte sich an den ersten Wärter. »Ich nehme nicht an, daß Sie Verbandszeug hier haben? Nein, das dachte ich mir schon. Haben Sie irgendwelche Tücher?«
    Der Mann zögerte.
    »Gut.« Sie nickte. »Dann ziehen Sie Ihr Hemd aus. Das wird genügen. Ich brauche nur die Schöße.« Sie lächelte spöttisch.
    »Und Ihr Hemd brauche ich auch, Mr. Rathbone, denke ich. Ich brauche weißen Stoff.« Monk und seine makellos saubere Wäsche ignorierte sie. Selbst in einer solchen Notlage schien sie sich seiner geringen Finanzen bewußt zu sein.
    Rathbone holte scharf Luft, und der Gedanke an voluminöse Unterröcke schoß ihm durch den Kopf und war sofort wieder verschwunden.
    »Haben Sie irgendwelchen Alkohol da?« fragte sie den Wärter. »Ein wenig Brandy als Stärkungsmittel vielleicht?« Sie sah Ravensbrook an. »Haben Sie eine Taschenflasche, Mylord?«
    »Ich brauche keinen Brandy«, sagte er mit einem ganz leichten Kopfschütteln. »Tun Sie einfach, was nötig ist, Miss.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, Ihnen davon zu trinken zu geben«, antwortete sie. »Haben Sie eine Flasche dabei?«
    Er sah sie mit scheinbarem Unverständnis an.
    »Ist Ihnen nicht gut, Miss?« fragte der Wärter besorgt.
    Ein winziges Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ich wollte die Wunden säubern. Wasser wird genügen, wenn

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