Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
wahrscheinlich scheußlich.«
»Kann auch nicht schlimmer sein als das Zeug, das wir im Hotel bekommen. Rogan nennt es totalen Madeira. Ich habe keine Ahnung, was er damit meint.«
Ihr Vertrauen gewinnen, schärfte sich Costello ein, sie ist hier, um dir etwas zu erzählen. »Das sagt man in Glasgow für Schrott«, erklärte sie.
»Warum? Madeira ist so eine schöne Insel. Ich war letztes Jahr dort zu einem Shooting.«
»Nicht die Insel, der Kuchen. Dieser krümelige gelbe Kuchen, den man zu Weihnachten futtern muss, wenn das gute Zeug mit Zuckerguss und Marzipan und Sultaninen weg ist. Niemand mag es, deshalb totaler Madeira.«
Lauren sah sie verwirrt an. »Also, was den Speiseplan der Schotten angeht, staune ich immer wieder. Stimmt es, dass Sie Ihre Süßigkeiten einfrieren?« Sie streckte ihre wunderschönen langen Finger aus, deren Nägel perfekt gepflegt waren.
»Manchmal. Ist das French Manicure?«, fragte sie, um das Eis zu brechen.
»Wie bitte? Das?« Lauren breitete die langgliedrigen Finger auf dem Plastiktisch aus. »Oh, das habe ich gestern machen lassen.«
Costello versteckte ihre eigenen blassen Nägel, von denen einer nach dem gestrigen Kampf mit dem Fotokopierer schwarze Tintenflecke aufwies und ein anderer Blutspuren, weil sie ihn sich hastig abgerissen hatte. »Also, Lauren, was kann ich für Sie tun?«
»Eigentlich nichts.« Laurens Zeigefinger kreiste über den Rand ihres Bechers.
Costello senkte die Stimme. »Lauren, in meinem Beruf habe ich schon alles Mögliche gesehen und gehört. Ich war so freundlich und habe mich mit Ihnen getroffen. Da sollten Sie mir wenigstens sagen, was Ihnen auf der Seele brennt.«
Lauren sagte: »Es geht um mich.«
»Reden wir also über Sie.«
Lauren blickte sich erneut um, spielte mit ihrer Sonnenbrille und ließ sie dann doch liegen.
»Na ja, es hat Ihnen schon zu schaffen gemacht, als wir uns mit Rogan unterhalten haben.«
»Woher wissen Sie das?« Sie wirkte überrascht.
»Tja, ich bin Polizistin, schon vergessen? Ich bin ausgebildet, auf solche Dinge zu achten.«
Lauren hielt sich den Becher an die Lippen und blies sanft auf den Kaffee. Costello wusste, wann sie besser den Mund zu halten hatte. »Wie bitte?« Lauren redete, aber so leise, dass sich Costello vorbeugen musste.
»Er ist ein guter Mann.« Lauren flüsterte fast, wenn auch eindringlich. »Sehr treu. Seinen Freunden treu, dem Geschäft treu, den Fans treu, und mir ist er auch treu. Wissen Sie, warum er mit mir nach Schottland gekommen ist?«
Um einer Ermittlung durch die Polizei zu entgehen? »Aus dem sonnigen L.A. nach Glasgow?« Costello blickte durch das Glasdach über sich. »Na, da fällt mir so auf die Schnelle kein Grund ein.«
»Weil er, lange bevor er mich kennengelernt hat, eine Freundin hatte, die ein Baby verloren hat. Diesmal will er auf Nummer sicher gehen, und er möchte, dass sein Kind auf schottischem Boden zur Welt kommt. Er will die Kontrolle behalten.«
»Wie romantisch.« Costello verzog bewusst das Gesicht. »Die Kontrolle behalten? Eigenartige Ausdrucksweise.«
»Er möchte einfach auf mich aufpassen – ist das so schlimm?«
»Warum sehen Sie sich dann dauernd um? Lässt er Sie beschatten?«
»Er passt auf mich auf. Er mag es nicht, wenn ich allein ausgehe.«
Costello tastete sich vorsichtig weiter zu Lauren vor. »Treu, sagen Sie. Nun, genauso habe ich den Rogan von damals in Erinnerung. Treu zu seinen Freunden. Die Jungs hat er nie im Stich gelassen – sein Erfolg war immer auch ihr Erfolg.« Sie nippte an ihrem Tee; er schmeckte wie Wasser mit Teer. »Dec Slater und Jinky Jones waren zu meiner Zeit schon dabei. Die standen sich sehr nahe.«
»Daran hat sich nichts geändert.«
»Zueinander oder auch zu Rogan?«
»Beides«, sagte Lauren. Wieder schwang diese Verbitterung in ihrer Stimme mit.
»Rogan scheint richtig in Sie verliebt zu sein.« Die Angel wieder auswerfen.
»Ich weiß. Ich weiß.« Ihre Stimme versagte.
»Also, warum sind Sie aus den Vereinigten Staaten abgereist?«, fragte Costello unverblümt.
Laurens Antwort klang wie auswendig gelernt. »Wie ich schon sagte, Rogue möchte, dass unser Baby hier geboren wird.«
»Und der wahre Grund?« Costellos Frage donnerte durch die Luft. »Warum so überstürzt? Sie sind binnen weniger Tage dort verschwunden.«
»Sie wissen es also. Es war nicht Rogan …«
»Und wer dann?«
Lauren seufzte. »Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte, aber irgend so ein Pornozeug ist in unserem
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