Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Besseres konnten wir uns gar nicht wünschen. Wenn das nicht funktioniert …« Littlewood ballte seine Wurstfinger zur Faust. »… habe ich gehört, dass Rogan die Belohnung verdoppeln will. Wäre doch eine interessante Frage, ob er sie mir auch dann zahlen würde, wenn ich die Informationen vorher aus ihm herausgeprügelt habe.«
Lauren war so lange verschwunden, dass Costello schon glaubte, sie sei gegangen. Also rief sie in der Wache an, um sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.
»Die Radiosender haben die Geschichte in den Morgennachrichten gebracht«, berichtete Wyngate. »Möglicherweise wird da bei irgendwem die Erinnerung aufgefrischt. Und Sie sollen sich mit Mulholland vor dem HMV in der Sauchiehall Street treffen, sobald Sie abkömmlich sind.« Ehe Costello den Grund erfragen konnte, musste sie auflegen. Lauren schritt durch das Café, und ganz unverblümt gafften die anderen Gäste sie an und fragten sich, wo sie diese große Blonde schon einmal gesehen hatten. Sie hatte ihr Make-up erneuert, um ihre geschwollenen Augen zu kaschieren. Aber als sie sich setzte, schob sie sich die dunkle Brille ins Gesicht. Die Mauer war wieder da. Sie nahm ihren Becher, stellte fest, dass der Kaffee kalt war, und setzte ihn ab.
»Lauren, weiß eigentlich jemand von unserem Treffen?«, fragte Costello. Lauren schüttelte den Kopf, doch ihre Miene hatte sich verändert; sie war zu einer Entscheidung gelangt.
»Nein, niemand.« Dann legte sie los, und sie sprach beinahe wie ein Kind. »Wissen Sie, wie manche Frauen reden, die mit Männern zusammen sind, die krumme Dinger drehen?« Der Eisentisch wackelte, und sie hielt ihn mit einer schlanken Hand fest. »Die Freundinnen sagen: Ich hatte wirklich keine Ahnung, was da lief. Glauben Sie denen?« Sie zitterte wie ein Raucher, der dringend Nikotin braucht. »Ich möchte nicht mehr hier sitzen. Können wir ein bisschen herumgehen?« Lauren war bereits aufgestanden und schlang sich ihre Wildledertasche über die Schulter.
»Ja, sicherlich.« Costello folgte ihr und überlegte, was sie sagen könnte, damit Lauren nicht zu reden aufhörte.
»Man denkt, die Menschen ändern sich, nur tun sie das leider nicht.«
Costello hakte nach. »Meinen Sie irgendjemand Bestimmtes? Jinky Jones? Dec Slater?«
»Was haben Sie bloß immer mit den beiden?« Sie stieß mit der Schuhspitze gegen einen losen Stein auf dem Weg. »Mann, die sind wirklich loyal ihm gegenüber, die stehen sich näher als Brüder.«
»Lauren, wie lange geht das eigentlich schon?«, fragte Costello und hatte keine Ahnung, was »das« sein mochte.
»Seit wir uns kennengelernt haben. Es macht ihm schwer zu schaffen, das weiß ich, und trotzdem hält es ihn nicht davon ab. Sie sind die ganze Zeit dabei und passen auf mich auf, damit ich nicht auf falsche Gedanken komme.« Lauren machte eine Pause und sah Costello mit aufgerissenen Augen an.
Costello sagte nichts, weil sie nicht sicher war, in welche Richtung sich die Unterhaltung entwickelte. Sie gingen ein Stück. Schließlich blickte Costello unmissverständlich auf die Uhr. »Ich muss Sie mal was fragen, Lauren …« Sie blieb genau vor ihr stehen. »Ich muss Sie fragen: Glauben Sie, Rogan hat etwas damit zu tun, also, mit diesem Pornokram?«
Lauren winkte sofort ab. »Sind Sie verrückt? Rogan doch nicht. Dazu ist er nicht der Typ.«
Natürlich nicht. Waren sie nie. Costello reichte ihr ihre Karte. Lauren hob ihre Brille, und Costello betrachtete den blauen Fleck auf dem Handrücken. Und sie sah sich Laurens hübsches Gesicht genauer an. Nein, sie hatte sich nicht geirrt, da entdeckte sie tatsächlich einen weiteren Bluterguss, gleich neben dem rechten Auge. Sie hob die Hand, als wolle sie die Stelle berühren, doch die Sonnenbrille senkte sich wie ein Vorhang.
»Wenn Sie mich brauchen, egal ob Tag oder Nacht, da steht meine Nummer drauf. Rufen Sie einfach an«, sagte Costello. Plötzlich erschien ihr Lauren wie der einsamste Mensch auf diesem Planeten. »Sie müssen mit jemandem darüber reden.«
»Ich dachte, ich hätte mit Ihnen geredet.« Lauren schüttelte Costellos Hand ab und ging durch den Dschungel exotischer Pflanzen davon. Die Absätze ihrer Stiefel klackerten. Das Gespräch war zu Ende.
Vor einer Woche hätte Costello noch geglaubt, Lauren McCrae sei eine der glücklichsten Frauen der Welt, doch wie ihre Großmutter in ihren seltenen Momenten der Nüchternheit zu sagen pflegte: Es geht doch nichts darüber, wenn man die eigene
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