Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
zurückgreifen.«
Irvine zögerte. »Ich werde mein Bestes tun.«
»Denken Sie noch mal nach. An welchem Datum ist das erste Zyanid-Opfer gestorben?«
Irvine schüttelte den Kopf. »Das ist so lange her, da müsste ich raten. Welches war das?«
»Duncan Thompson. Am vierten«, half Costello ohne zu zögern aus. »Ich versuche, mich in die Situation eines ungerecht behandelten Angestellten zu versetzen, der vielleicht fälschlicherweise irgendeines Vergehens beschuldigt wurde. Würde ich gegen das Establishment und die Gesellschaft rebellieren? Und aus Rache zufällig ausgewählte Unschuldige ermorden, nur um zu beweisen, dass ich dazu in der Lage bin?«
»Ich denke, Sie schon. Ihnen möchte ich jedenfalls nicht in die Quere kommen«, sagte Irvine. »Aber worauf wollen Sie hinaus?«
»Es wurde inzwischen bestätigt, dass es sich nicht um eine fehlerhafte Charge handelt. Trotzdem wurden alle Tabletten im gleichen Laden gekauft, unser Verdächtiger scheint ihn also regelmäßig zu besuchen. Ich wollte es eigentlich mit Quinn besprechen, stattdessen bin ich jetzt bei Ihnen gelandet. Wenn es um Geld oder um Prinzipien geht, warum lässt er Menschen sterben? Es handelt sich also schlicht und einfach um Mord.«
Irvine sah rasch hinüber zu Mulholland, der schon wieder eine SMS in sein Handy tippte, dann zu Lewis, die lächelnd telefonierte, und dann zu DCI Quinn, die sich in ihrem Büro beschäftigte und etwas erledigte, in das sie nicht eingeweiht waren. Anderson saß weiterhin an seinem Schreibtisch und starrte auf die Tafeln. »Ich fürchte, das kriege ich nicht auf die Reihe«, sagte Irvine und kaute nervös auf ihrem Daumen.
»Wir wären nicht viel von Nutzen für ihn, wenn wir das nicht auf die Reihe kriegen, oder? Er muss sich ganz auf Peter konzentrieren. Wir müssen es ihm ermöglichen, das zu tun, was wirklich wichtig für ihn ist. Wir machen an dieser Sache weiter, und der Rest der Abteilung kann sich um die andere kümmern. Können Sie mir folgen?«
»Okay, also weiter«, sagte Irvine leise. »Was wäre für den Giftmischer drin – oder für die Giftmischer, wenn es mehrere sind? Um öffentliche Aufmerksamkeit geht es bestimmt nicht; bis wir das Muster aufgedeckt hatten, kam die Sache in den Nachrichten quasi nicht vor.«
»Solch einen Aufwand würde ich nur treiben, wenn ich jemanden ganz Bestimmtes ermorden wollte.« Costello grinste affektiert, als Kate Lewis vorbeiging. »Und«, fuhr sie fort und folgte Irvines Blick. »Kehren wir zu der alten Frage zurück: Wie tarnt man einen Mord?«
»Indem man eine Menge Morde begeht«, antwortete Irvine langsam. »Was auch erklärt, warum es zu keiner Zeit einen Erpressungsversuch gab. Denn der oder die Mörder würden ganz bestimmt keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.«
»Richtig. Angenommen, wir wollten jemanden umbringen, zum Beispiel …«
»Lewis.«
»Da müssten wir uns ganz weit hinten in der Schlange anstellen. Aber sie trinkt Kaffee. Eine Teetrinkerin – wie ich – würde eine Menge Kaffee von Waldo vergiften und außerdem ein vergiftetes Päckchen neben dem Wasserkocher im Büro stehen lassen. Ich weiß schließlich, alle im Dezernat trinken Kaffee, außer mir. Lewis fällt tot um und mit ihr die Hälfte der Kollegen, dazu ein paar Unschuldige überall im West End – Ach, du meine Güte. Die arme Lewis, das Opfer eines Giftmischers.«
»Ich wäre aber auch tot. Ich trinke mehr Kaffee als sie.«
»Kollateralschaden. Ist mir doch egal.«
»Aber der Mörder müsste sein Opfer wirklich abgrundtief hassen. Ich meine, wenn er dabei den Tod so vieler anderer in Kauf nimmt …«
»Oder sie für ihren reichen Vorstadt-Lifestyle bewundern.«
Irvine hörte auf zu lächeln und wurde nachdenklich. »Sie glauben, Sarah McGuire könnte mehrere Packungen Headeze vergiftet und eine davon behalten haben, während sie die anderen wieder im Regal verstaut hat. Dann hat sie einen Teil der Packung ihrem Vater gegeben und selbst eine Tablette genommen, weil sie sicher war, sie würde überleben.«
»Das ist die beste Art, jeden Verdacht gegen sich selbst auszuräumen. Es würde nicht allzu schwierig für sie sein, sich in eine alte Frau namens Margaret zu verwandeln. Wenn wir nur eine graue Perücke und den Mantel in ihrem Haus finden …«
»Und sie hat sich darauf eingelassen, so viele andere Menschen umzubringen? Nur um an das Haus ihres Vaters zu kommen?« Irvine schüttelte den Kopf. »Das ist zu schrecklich, um es sich auch nur
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