Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
vorzustellen, selbst angesichts der Summe, die es wert wäre …«
»Es wurde schon für viel weniger getötet, und die Tochter weiß, wie Zyanid wirkt, vergessen Sie das nicht. Sie hatte die Bücher ihres Großvaters über das Dritte Reich im Regal.«
»Das mag stimmen, aber es ist trotzdem zu weit hergeholt, Costello. Sie brauchen außerdem eine Verbindung zu Douglas Munro – oder zu seiner Kreditkarte für den Anfang. Kennen die sich denn?«
»Tom McGuire ist Bauunternehmer. Douglas Munro ist in der Immobilienbranche. Da könnte es eine Verbindung geben. Möglicherweise haben sie zusammengearbeitet.«
»Also angenommen, Sarah und ihr Vater wären eigentlich Opfer – dann würde es denjenigen, der einen bestimmten Mord plant oder ihn bereits begangen hat, nicht interessieren, wer im Kreuzfeuer untergeht. Und diese Person kennt Munro gut genug, um an die Daten seiner Kreditkarte zu gelangen.«
Costello blickte aus dem Fenster und dachte nach. »Wie viele mordlustige Freunde mag ein Immobilienmakler haben? Einen ganzen Haufen, könnte ich mir vorstellen.«
»Es könnten also weitere Todesfälle folgen. Sollen wir damit nicht zu Quinn gehen?«
»Das übernehmen Sie. Ich denke weiter über Sarah McGuire nach. Wenn diese Zicke ihren eigenen Vater umgebracht hat, kommt sie damit nicht durch. Ich werde mir mal die Finger an der Sache verbrennen.« Costello nahm ihr Notizbuch und suchte die Nummer von Tom McGuire heraus. Das Gespräch dauerte nicht lange – gerade einmal zwei Minuten. Der Wert von John Campbells Wohnung war nicht lange vor seinem Tod von einem Unternehmen namens Munro-Immobilien geschätzt worden. Diese Beurteilung war im Prinzip ohne besonderen Grund erfolgt, nur ein vorausschauender Zug von einem habgierigen Immobilienmakler mit Bauchansatz. Aber die Wertbestimmung hatte man auch für die Wohnungen oben durchgeführt, und zwar auf Anweisung von Sarah. Tom erinnerte sich deshalb, weil er seit zwanzig Jahren Bauunternehmer war und sich über den festgesetzten Preis gewundert hatte. Costellos Herz begann zu klopfen – hatte sie die fehlende Verbindung entdeckt? Nein, fuhr Thomas fort, er hatte sonst persönlich nichts mit Munro zu tun. Den Mann betrachtete er als einen Angehörigen jener zwielichtigen Sorte Mensch, die die Immobilienpreise in die Höhe trieben und den Ruf der ganzen Branche ruinierten. Der war doch lediglich einer dieser Anwälte, die sich ein neues Betätigungsfeld gesucht hatten, als die Hähne der Prozesskostenhilfe zugedreht wurden, und der nun die Chance sah, im Immobiliengeschäft groß abzusahnen.
»Und wie geht es Karen?«, erkundigte sich Costello.
»Entsetzlich. Ich glaube, sie hat überhaupt nicht geschlafen. Ich organisiere ein Beratungsgespräch für sie. Meiner Meinung nach wird ihr erst so langsam richtig klar, was eigentlich passiert ist. Und wie leicht sie dieses Zeug selbst hätte nehmen können. Aber Sarah scheint sich inzwischen zu erholen, Gott sei Dank. Sie hat glücklicherweise nicht so viel von dem Gift aufgenommen, deshalb dürfen wir hoffen, dass sie keine bleibenden Schäden davonträgt.«
»Freut mich, das zu hören.« Costello beendete das Gespräch mit der Frage, woran seine Mutter gestorben sei. Er wirkte überrascht, antwortete jedoch, sie habe Magenkrebs gehabt. Sie habe lange an der Krankheit gelitten, und ihr Tod sei am Ende ein Segen gewesen. Eine Woche später hatte Sarah der Scheidungsvereinbarung zugestimmt, und deshalb habe sie die Hälfte des Hauses seiner Mutter geerbt. Das Haus ihres Vaters würde hingegen zu hundert Prozent in ihren Besitz fallen. Thomas McGuire bemühte sich nicht, seine Verbitterung zu verhehlen.
Costello bedankte sich, beendete das Gespräch, betrachtete die Schätzwerte in ihrem Notizbuch und pfiff leise. Wenn die Zahlen stimmten, würden das Haus und die Lebensversicherung Sarah ein hübsches Sümmchen einbringen.
Sie schob ihr Notizbuch über den Schreibtisch Irvine zu. »Schauen Sie sich mal an, wie viel das Haus wert ist.« Irvine stieß den gleichen Pfiff aus wie Costello. »Und wissen Sie, wer den Schätzwert ermittelt hat? Ein Unternehmen namens Munro-Immobilien. Die Kreditkarte, mit der das Zyanid bezahlt wurde, gehört Douglas Munro. Wir waren heute Morgen in seinem Büro. Ein aalglattes Arschloch.«
»Na, da haben Sie Ihre Verbindung. Stecken die unter einer Decke, Munro und Sarah McGuire? Sind die ein Paar? Gibt es dafür Anhaltspunkte?«
Costello schaute hinüber zu Mulholland und Lewis, die
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