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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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gesprochen.
    »Wenn das eine Einladung ist, nehme ich sie gern an«, sagte Colin. Und wenn Brenda ihn dafür umbrachte, würde er wenigstens als glücklicher Mann sterben. »Allerdings müssen Sie dann auch kommen und sich anhören, wie Peter ›Puff the Magic Dragon‹ singt, beim Krippenspiel auf dem Weihnachtsbasar. Sind Sie nicht in der Jury für die Zeichnungen?«, fragte er und behielt für sich, dass er sich den Termin sofort gemerkt hatte, als er ihren Namen auf dem Flugblatt gelesen hatte.
    »Ich bin in der Jury für den Kinderkunstwettbewerb.« Sie kniff Peters Squidgy in den Bauch. »Die Kleinen malen diesen grässlichen kleinen Kerl, den man jetzt überall sieht …«
    »Mein Goldfisch ist gestorben«, sagte Peter völlig aus dem Nichts und pikte Helena mit dem Radiergummiende seines Bleistifts. »Er ist jetzt im Himmel.« Peter zeigte auf das Wagendach. »Das ist ein toller Ort.«
    Anderson seufzte. »Ja, da kann er mit der Regenbogenforelle spielen …«, erklärte er.
    »Und bestimmt wohnt da auch ein Paradiesfisch, der sein Freund wird.« Helena zerzauste Peter das Haar, lächelte Colin an und stieg hinaus in den Schneeregen.
    Er schaute ihr im Rückspiegel zu, wie sie sich in den BMW setzte und zum Abschied winkte.
    Nachdenklich startete er den Motor des Astra. Bei der Beerdigung hatte sie etwas darüber gesagt, dass sie gewünscht hätte, Kinder von Alan zu haben, die sie über den Verlust hinwegtrösten könnten, weil sie ein Stück Erinnerung an ihn gewesen wären. Und es hatte jetzt so harmonisch gewirkt, wie sie mit Peter im Wagen gesessen hatte …
    Als habe Peter seine Gedanken gelesen, meldete sich sein Sohn zu Wort: »Die Frau ist nett. Sie malt meinen Drachen zu Ende.«
    Anderson fiel auf, dass er lächelte, aber ob nun wegen Peters Bemerkung oder wegen des Gedankens, Helena McAlpine wiederzusehen, wusste er nicht recht. Eines jedoch wusste er genau: Sie hatte überhaupt nicht gut ausgesehen.

6
     
    »Meine Mum würde ausrasten, wenn ich das mache«, sagte Luca und beobachtete Troy, der an der Matratze zerrte, die aufrecht an der Wand stand, bis sie fast umkippte.
    Troy kicherte. »Ist doch ein doofer Platz dafür. Lehnen wir sie an das Bett, dann können wir eine Bude daraus machen und uns verstecken. Wir machen das Licht aus. Wenn jemand kommt, laufen wir hinaus! Komm schon – mach mit!«
    Luca wollte kein Spielverderber sein, also packte er die Kante der Matratze. Später könnte er seine Mutter fragen, warum jemand eine Matratze aufrecht an die Wand stellte, obwohl das Bett schmal und voller Knubbel war und einem in den Rücken drückte. Bei seinen Pflegeeltern, bei denen er übernachtete, wenn seine Mum krank war, hatte er sich oft aus Möbeln eine Bude gebaut und darin geschlafen. Da fühlte er sich sicherer.
    Die Schwerkraft siegte schließlich, und die Matratze kippte um. Troy schrie: »Caber!«, als wären sie beim schottischen Baumstammweitwurf. Mit viel Gezerre und Geschrei brachten sie das Ende auf das Bett und bauten eine Bude daraus, eine Schräge vielmehr oder ein schiefes Trampolin.
    Luca legte eine Hand in die Lücke, wo die Matratze zwischen zwei anderen geklemmt hatte. Die Wand war kalt, feucht sogar, und seine Finger rochen seltsam wie nach alter Frau.
    Troy ging zur Wand, machte das Licht aus und versteckte sich unter dem Bett hinter der Matratze. Er kicherte, legte den Zeigefinger vor die Lippen und machte pst! Draußen wurden Schritte lauter und entfernten sich wieder. Niemand betrat den Raum.
    »Komm, wir rutschen«, sagte Troy.
    »Du tust dir bestimmt weh«, warnte Luca.
    »Blödsinn.«
    Troy sprang auf das Bett und hüpfte probeweise auf den quietschenden Federn, ehe er zu der Matratze weiterhopste. Gackernd rutschte er an ihr hinunter, wieder und wieder, erst auf dem Po, dann auf dem Rücken und sogar mit dem Kopf voran.
    Schließlich wurde er übermütig, sprang zu heftig und prallte von der Matratze ab. Er landete auf Händen und Knien auf dem harten Boden. Er setzte sich auf, rollte das Hosenbein seiner Leggins hoch und schrie vor Schmerz. Er hatte sich den Wundschorf am Knie aufgekratzt, und es war noch schlimmer geworden als vorher. Das Blut trat hervor und rann sein Bein hinunter.
    Luca ging zum Schalter und machte das Licht an. Vorsichtig fummelte er an Troys Knie herum, und seine schmutzigen Finger hinterließen blasse Stellen auf der geröteten Haut. »Du brauchst ein Pflaster. Meine Mum hat immer Pflaster mit Ernie und Bert – sie schneidet sich

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